Hemsbünde. Was passiert, wenn man den Dorfpfarrer, eine Grundschullehrerin, den Dorfarzt, den Bürgermeister, eine im Ort bekannte Prostituierte und eine Obdachlose zusammen sperrt? Zumindest ist das eine explosive Mischung, wie die Theatergruppe Hemsbünde am Samstag bewies: bei der Premiere von „Dat Wald-Camp von Lütt-Wegenau“ im vollbesetzten Dorfgemeinschaftshaus Hastedt-Worth.
Seit Ende Januar hatten Mitglieder und Helfer der Theatergruppe am Bühnenbild gewerkelt, und drei bis viermal pro Woche probten die Mitglieder des Ensembles, damit am Premierenabend alles reibungslos abläuft.
Die Vorlage für das Theaterstück lieferte die Fernsehshow „Ich bin ein Star, holt mich hier raus“. Auch im Theaterstück gibt es eine fiktive Abstimmung durch Fernsehzuschauer und eine Siegerprämie von einer Million Euro zu gewinnen. Und so versuchen die böse lästernden Moderatoren Heidi Krause-Winkelmann (Maren Holtermann) und Norman Kühnapfel (Sven Bömeke) die unterschiedlichen Charaktere in den Griff zu bekommen. Da geht es um den zum Größenwahn neigenden Bürgermeister Alexander Heitfeld (Ingo Bartels), der durch Täuschung und falsche Versprechungen versucht, die Zuschauer zu beeinflussen, Pastor Christoph Budde (Friedhelm Wiechern), der seine Bibel mit ins Camp gebracht hat und nebenbei auf Schäfchenfang gehen möchte, und die spaßfreie Grundschulleherin Annemarie Krüger (Ulrike Bömeke), die sich ziemlich streitlustig präsentiert. Dazu kommt der zerstreute Gynäkologe Dr. Stefan Dreyer (Günter Wulff), der sich mehr für die versteckten Kameras interessiert, die Prostituierte Claudia Keller (Daniela Wübbena), die provokant gekleidet im Camp eintrifft und erst einmal ihren Verdienstausfall ausrechnet, sowie um die Obdachlose Erna Tellkamp (Marlies von Elling) mit ihrer Beute aus den Müllcontainern im Schlepptau. Jeder der sechs Teilnehmer hat Ambitionen auf die Siegprämie und auch schon entsprechende Luftschlösser gebaut. Doch vorher sind sieben Tage im Camp mit einigen schrägen Prüfungen zu überstehen, die natürlich nicht ohne Zankerei über die Bühne gehen.
Für mächtig Stimmung unter den Zuschauern im DGH sorgten die Auftritte der Grundschullehrerin Annemarie Krüger. Die versuchte, sich mit allen Mitteln vor den anstehenden Prüfungen zu drücken. Gleichzeitig machte sie aus ihrer Abneigung gegen die Prostituierte und die Obdachlose keinen Hehl und landete am Ende selbst in komische Situationen, in denen sie unbewusst ihr wahres „Ich“ zeigte. Grandios gespielt von Ulrike Blömeke, die in der Szene mit ihrem schauspielerischen Talent restlos überzeugte.
Aber auch Marlies von Elling, die die burschikose Obdachlose Erna Tellkamp lebensnah darstellte, hatte die Lacher auf ihrer Seite. Schließlich lümmelte sie sich völlig schmerzfrei auf den Campmöbeln, trank genüsslich ihr Bier und ernährte sich von lange abgelaufenen Fischkonserven. Eine rundherum gelungene Vorstellung mit gut aufeinander eingespielten Darstellern, die jede Menge komische Situationen zum Besten gaben.
Weitere Aufführungen sind am Freitag, 11. März, ab 20 Uhr, sowie Samstag und Sonntag, 12. und 13. März, jeweils ab 15 Uhr im DGH. Karten gibt es werktags von 18 und 21 Uhr telefonisch unter 0162/4906181 bei Annette Bürger.