Zeven. Im November machen sie sich wieder auf die Reise: Mehrere hundert Lachse lassen die Oste und deren Nebenflüsse hinter sich und beginnen ihre beschwerliche und lebensgefährliche Wanderung gen Norden. Das Ziel ist die Weite des Atlantiks. Dass das so ist, dass die Region wieder ein Ausgangspunkt dieser langen Reise ist, ist vor allem einem zu verdanken: Ernst Peters.
Seit vielen Jahren ist der 85-jährige Zevener passionierter Angler und macht sich seit 55 Jahren für die Wiederansiedlung des Wanderfisches stark. Ein Engagement, für das er bereits mit einigen Preisen Würdigung erfuhr – aktuell mit dem Niedersächsischen Ehrenamtspreis. Er sorgte dafür, dass Lachse, die zwar im Salzwasser leben, zum Laichen jedoch Süßwasser brauchen, in der Oste ein geeignetes Habitat fanden.
Es geht um Lachse, aber angefangen hatte es 1980 mit einer Meerforelle. „Ein Jugendlicher kam damit zu mir, er hatte sie in der Aue gefangen“, erinnert sich Peters. „Ich hatte noch nie eine Meerforelle in diesen Gewässern gesehen.“ Denn selbst in den achtziger Jahren waren die Zeiten, in denen Meerforellen – und natürlich auch Lachse – ihre Laichgründe in den Flüssen der Region hatten, längst passé. „Es lag an der schlechten Wasserqualität – aber die wird heute zum Glück wieder besser“, so Peters.
Nach Rücksprache mit einem Experten aus Oldenburg fasste Peters einen Entschluss: Warum nicht beiden Fischarten wieder im übertragenen Sinn auf die Beine helfen und eine Zuchtanlage aufbauen? Der Zevener wälzte Bücher zum Thema und suchte ein möglichst unbelastetete Gewässer für sein Projekt. Er fand es in der Nähe von Freyersen. Bei einer Reise nach Norwegen sah er sich Zuchtanlagen an und baute sie im Landkreis Rotenburg nach. Das war allerdings nicht das einzige Mitbringsel aus dem Land der Fjorde.
Im Februar 1982 erreichten etwa 20.000 Lachseier aus Norwegen die Zuchtanlage bei Freyersen. „Und es war gleich von Anfang an ein Erfolg“, erinnert sich Peters zufrieden. „Das hat uns weiter Mut gemacht.“ So weit, dass er in den folgenden Jahren mit Meerforellen weitermachte. Inzwischen sind immer weitere Laichgründe entstanden, dazu kommt eine Zuchtanlage am Mühlwehr in Sittensen. Die erste Anlage gibt es seit 2002 nicht mehr.
Die Arbeit hat sich nicht verändert: „Anfang November streifen wir den Laich ab“, erklärt Peters. Dann kommen die Fischeier in ein Flussbett mit Kieseln und Steinen. Eine Rolle spielt dabei auch die Witterung. „Der Lachs braucht Temperaturen zwischen vier und sechs Grad“, so der 85-Jährige.
Die Hilfe von Peters und anderen engagierten Fischfreunden ist heute noch nötig, in etwa zwischen 400 und 600 Lachse leben derzeit in der Oste und ihren Nebenflüssen. „Früher haben die Menschen in der Region die Fische teilweise mit Mistforken aus den Bächen holen können“, erklärt Peters. „Da sind wir noch nicht wieder, aber da passiert noch einiges.“ Etwas Sorgen macht ihm allerdings das Gezeitenwehr in Bremervörde. Zwar ist es den Lachsen möglich, das Wehr bei entsprechendem Tidenhub zu überwinden, „es blockiert jedoch die Zufuhr an Fischnährtieren“, sagt Peters. Dennoch: Inzwischen gilt die Oste wieder als „Lachsfluss Nr. 1 in Deutschland“. Sie bietet damit neben der Meerforelle und dem ebenfalls erfolgreich erneut angesiedelten Stör einer weiteren in der Region ausgestorbenen Art ein Zuhause.
Peters selbst ist heute noch so engagiert wie vor 35 Jahren. „Dass diese Arbeit gewürdigt wird, ist eine tolle Anerkennung“, sagt er. „Und wenn man dann noch sieht, was man erreicht hat, ist das umso schöner.“