Exxon Mobil lädt zu Diskussionsrunde im Rotenburger Rathaus - Von Nina Baucke

Ein Dialog mit zwei Zielen

Peter Brieber und Ruth Hammerbacher führten durch den Abend.
 ©Nina Baucke

Rotenburg. Nach etwa zweieinhalb Stunden reichte es Angela von Beesten: Im Namen der übrigen anwesenden Bürgerinitiativen forderte die Vorsitzende von Sambucus Antworten von den Exxon Mobil-Vertretern. Diese hatten für vergangenen Donnerstag zu einem Dialogangebot zum Thema Erdgas in den Rotenburger Ratssaal eingeladen. Aber die Forderung von Beestens und die Reaktion der Konzernmitarbeiter machte vor allem eines deutlich: Von einem Dialog und dessen Ziel haben beide Seiten völlig unterschiedliche Vorstellungen.

Das zeigte schon der Ablaufplan, den die Moderatoren Ruth Hammerbacher und Peter Brieber zusammengestellt hatten: eine Stunde, um über Leitungsschäden in Söhlingen, Quecksilber-Belastungen, Schlammgruben, Seismizität, Monitoring und Frack Bötersen zu sprechen, 30 Minuten Kaffeepause und danach eine weitere Stunde für Ausblicke und Planungen Exxons. Als es dann verspätet in die Pause ging, waren die gut 60 Diskutanten bis zum Punkt Quecksilber vorgedrungen.

Bereits im Vorfeld hatte Jochen Richert von der Bürgerinitiative gegen Gasbohren im Landkreis Rotenburg Exxon Mobil vorgeworfen, mit der Veranstaltung den Protest von der Straße wegzuholen und lediglich im geschlossenen Raum zu diskutieren, um größeren Schaden und spürbaren Widerstand zu vermeiden. „Runde Tische und Dialog-Gespräche werden nicht aufgezogen, weil der Bürgerwille zur Geltung kommen soll, sondern weil ein industrielles Großprojekt durchgezogen werden soll. Exxon beruft keinen Dialog ein, aus Respekt gegenüber dem Souverän, sondern weil Beteiligungen schneller und reibungsloser zum Ziel führen“, kritisierte Richert in einer Pressemitteilung.

Die Mitarbeiter von Exxon Mobil selbst betonten am Donnerstag in Rotenburg immer wieder ein Streben nach Transparenz und die Bereitschaft, zu lernen, neue Wege zu gehen, wobei die Dialogrunde ein erster Schritt sei, um bei weiteren Veranstaltungen Themen zu vertiefen. „Das hier soll keine Feigenblattveranstaltung sein“, erklärte Exxon-Mitarbeiterin Ritva Westendorf-Lahouse.

Harald Kassner, Chemiker bei Exxon Mobil, äußerte sich zu den Leitungsschäden in Söhlingen und zu der Quecksilberbelastung rund um die Betriebsplätze. „Nur im engeren Außenbereich“ sei der Giftstoff nachgewiesen worden. „Aber das Wasser wird abgefahren, es gibt keine Verunreinigungen mehr.“ Auch Exxon-Pressesprecher Hans-Hermann Nack betonte bezüglich der Schlammgruben, dass man seit der gesetzlichen Änderung den Schlamm nur noch in Untertagedeponien lagere. Auch ein Kataster für die alten Gruben, beispielsweise an der Bohrstelle Kallmoor Z1, habe man entwickelt. Und in Fragen der Seismizität in der Region gäbe es keinen Zusammenhang mit der Erdgasförderung. „Wir haben aber eine Häufung erkannt und ein Messsystem aufgebaut“, so Nack. „Wir vertuschen nichts“, bemerkte Kassner.

Das sahen die anwesenden Bürger offenbar anders. „Dinge passieren, aber sie dürfen nicht passieren“, hieß es da. Hauptkritikpunkt war allerdings die Tatsache, dass bei allen Punkten Exxon immer erst dann tätig geworden war, wenn Privatleute oder auch der Nabu Bodenproben untersucht und auf Unstimmigkeiten gestoßen waren. Oder warum in anderen Fällen der Landkreis Untersuchungen und Entsorgungen bezahlt – und nicht Exxon. Statt eindeutiger Antworten bekamen sie Sachstandsberichte.

Lediglich aus einem Punkt machte Exxon Mobil keinen Hehl: Es soll weiter Erdgas gefördert werden, mit dem Dialog „geht es um eine Informationsbasis“, so Hammerbacher. Ein Ziel, das von dem der Bürgerinitiativen nicht weiter entfernt sein könnte.

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