Der Ottersberger Henning Tesch fährt auf Velomobile ab - Von Tobias Woelki

Ein Chassis mit Karacho

Das Citkar ist ein Lastenrad der besonderen Art. Foto: Tobias Woelki
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Ottersberg. Henning Tesch fährt gerne Fahrrad, allerdings nicht jene Räder, die jeder kennt und nutzt, sondern tiefer gelegene Räder, also Liegeräder, die Bobschlitten ähneln. Wo auch immer der Ottersberger mit seinem windschnittigen Gefährt auftaucht, staunen die Menschen über sein Velo-Rad. Mitunter auch die Polizei.

Angefangen hat die Leidenschaft fürs Rad bei Tesch in den 1990er-Jahren. Damals tourte er als Teenager auf einem Liegerad die lange Strecke von Hambergen zu den Berufsbildenden Schulen nach Osterholz-Scharmbeck. „Mit dem Liegerad fuhr ich bequem. Bei einem normalen Rad schmerzten mir die Handgelenke und der Rücken, beim Liegerad schmerzte nichts.“ Er fügt an: „Die Polizei hat mich ständig kontrolliert, weil die Beamten damals Liegeräder nicht kannten. Über das Liegerad habe ich auch meine Ehefrau kennengelernt.“ Tesch berichtet: „Damals am Schulzentrum Holter Feld in Bremen-Sebaldsbrück, heute ein Ausbildungszentrum eines Autobauers, haben wir als kleine Gruppe ein Liegerad und später ein Liegedreirad selbst entwickelt und in Kleinserie gebaut. Beim Liegedreirad kippte das Rad nicht ständig um. Das Fahren war angenehmer und viel direkter, besaß aber auch Nachteile. Ohne eine Hülle um das Rad war der Fahrer der Witterung hautnah ausgesetzt. Tesch: „Bei Regen wurde man von oben und unten nass.“

Schließlich bei einem Aufenthalt in England durfte Tesch ein aus Glasfaser ummanteltes Liegedreirad fahren, damals noch ein Prototyp. Das Fahren mit dem Velomobil faszinierte ihn dermaßen, dass er sich nach dem Rahmenbruch seines Liegedreirades das Velomobil zulegte und fast täglich, inzwischen wohnte er in Lilienthal, von der Wohnung am Wümmedeich entlang nach Bremen zur Arbeit pendelte. Tesch: „Damals kostete so ein Velomobil 8.000 bis 15.000 Euro, weil nur wenige Firmen Velomobile herstellten. Mit meiner Frau reiste ich kreuz und quer durch das Bundesgebiet, wir schauten uns unterschiedliche Liegeräder an und probierten sie aus. Dafür reisten wir auch schon einmal in eine Ortschaft in die Nähe von Liechtenstein.“

Dann stand der Ottersberger vor seinem Wunschmodell eines Liegerades, das aus Carbon bestand und aussah wie ein geschlossener Bobschlitten. „Nicht nur die Optik hat mich überzeugt, sondern auch das Fahrverhalten und die Fahrleistung. Mit reiner Muskelkraft kann ich bequem bis zu 75 Stundenkilometer schnell fahren. Untrainierte erreichen ein Tempo bis 50 Stundenkilometer“, meint Velofahrer Tesch.

Früher radelte er jährlich bis zu 15.000 Kilometer mit dem Velo, wobei der „Carbon“-Schlitten 25 Kilogramm wiegt und das Aussehen des Cockpits vergleichbar mit dem Cockpit aus der Formel eins ist. Lange Strecken fährt er weiterhin gerne. „Von Ottersberg fahren wir mit dem Velo nach Bad Zwischenahn oder nach Cuxhaven zum Fischbrötchenessen. Da strampeln wir bis zu 400 Kilometer am Tag runter“, schildert der Radwanderer.

Neu auf seinem Hof steht ein Lastenrad, konzipiert und gebaut in Berlin. Das Gefährt ähnelt dem Modell T von Henry Ford, nicht für staubige Pisten, sondern für den Radweg optimiert. „Das Lastenrad kann mit 200 Kilogramm Zusatzgewicht beladen werden. Das Nettogewicht des Lastenrades liegt bei 180 Kilogramm. Das Fahren unterstützt ein 250-Watt-E-Motor. Damit erledigen wir unseren Einkauf. Bis zu 25 Stundenkilometer schnell sind wir so unterwegs. Wenn der Akku nicht aufgeladen ist, bewegt sich das Rad kaum“, berichtet Tesch und hat daher keine Sorge, dass das Lastenrad irgendwie abhandenkommt.

• Velo ist nicht nur die Schweizer Bezeichnung für Fahrrad, sondern auch der Name von großen Fahrradmessen in Deutschland. Benz Velo wiederum ist der Name des ersten serienmäßig hergestellten Automobils von Carl Benz.

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