Borussia Mönchengladbach hat die Zusammenarbeit mit Sport-Geschäftsführer Roland Virkus fortgesetzt. Wie ist diese Maßnahme zu interpretieren?
Mönchengladbach – Eine Überraschung war es nicht, die Borussia Mönchengladbach am Freitag verkündete. Vielmehr war es nur eine Frage der Zeit, ehe Roland Virkus seine Unterschrift unter einen neuen Vertrag setzen sollte.
Borussia Mönchengladbach verlängert mit Roland Virkus
Vereinspräsident Rainer Bonhof hat dem Sport-Geschäftsführer schon bei der Mitgliederversammlung im April 2024 das Vertrauen ausgesprochen. Nachdem Virkus im Dezember im Sport1-Doppelpass betont hatte, auf eine Einigung im Januar zu hoffen, machte sich der neue Finanzgeschäftsführer Dr. Stefan Stegemann bei Sky vor dem Anstoß gegen den VfL Bochum für den Sportchef stark. Dementsprechend war für alle Beteiligten klar, dass der gemeinsame Weg fortgeführt werden soll.
Im Fan-Umfeld löst die Vertragsverlängerung mit Virkus gemischte Gefühle aus. Gleichwohl ist es ihm in den vergangenen drei Jahren gelungen, Borussia zu stabilisieren. Bei seinem Amtsantritt im Februar 2022 hatte Gladbach mit seinem Vorgänger Max Eberl den jahrelangen Leuchtturm verloren, der den Klub durch kluge Transferentscheidungen dreimal in die Champions League gehievt hatte. Infolge einer missglückten Kaderplanung und dem daraus resultierenden Misserfolg unter Adi Hütter erklärte Eberl inmitten der schwächsten Saison seit Jahren seinen Rücktritt – Borussia drohte aus den Fugen zu geraten, man steuerte auf eine ungewisse Zukunft zu.
Gemischte Transferbilanz
Unter Virkus hat sich Gladbach im sicheren Mittelfeld gefangen, wobei mit Gerardo Seoane bereits der dritte Trainer seiner Amtszeit zu Buche steht und der Schweizer angesichts des 14. Tabellenplatzes in der Vorsaison mächtig unter Druck stand. Durch Anpassungen im Staff hat Virkus seinem Coach den Rücken gestärkt und ein Umfeld geschaffen, in dem Seoane mit dem nötigen Vertrauen und der nötigen Geduld die Mannschaft entwickeln kann.
Genauso sind unter seiner Ägide mehrere Transfers verbucht worden, die zur Errichtung der neuen Achse beigetragen haben. Ko Itakura, Julian Weigl, Robin Hack, Franck Honorat und Tim Kleindienst gelten als die erfolgreichsten Virkus-Transfers. Borussia verfügt über ein neues Gerüst, das ergänzt wird durch Moritz Nicolas, Rocco Reitz und Alassane Pléa. Das ist positiv zu werten.
Gleichwohl ist es Virkus misslungen, Werte zu schaffen und Borussia wieder zu einem erfolgreichen Verkäuferklub zu formen. Die ablösefreien Abgänge von Marcus Thuram und Ramy Bensebaini wurden als Altlasten verbucht, immerhin sprangen für Jonas Hofmann zehn Millionen Euro raus und Manu Koné brachte 20 Millionen Euro ein. Auf regelmäßige Einnahmen in dieser Höhe wartet Gladbach jedoch vergeblich – und damit ist nicht das notwendige wirtschaftliche Wachstum möglich, um den Kader qualitativ weiter zu stärken.
Aufgrund dessen muss nahezu jeder Transfer sitzen. Mit Tomáš Čvančara und Nathan Ngoumou stehen jedoch 18,5 Millionen Euro in der zweiten Reihe, Jonas Omlin (9 Millionen Euro) ist die Nummer zwei im Tor, Oscar Fraulo (2 Millionen Euro) hat sich noch nicht am Niederrhein durchsetzen können. Rückblickend sind diese Ausgaben schmerzhaft, da sie kaum aufgefangen werden können – denn auf Spieler des wirtschaftlichen Kalibers von Koné wartet Borussia vergeblich.
Kann Virkus Gladbach wieder nach oben führen?
Was ist perspektivisch von Gladbach und Virkus zu erwarten? Der Verein bleibt ambitioniert, die Handbremse jedoch angezogen, weil wirtschaftliche Vernunft an oberster Stelle steht. Die Bemühungen, Kaderwerte zu schaffen und sowohl externe als auch eigene Nachwuchstalente mittel- bis langfristig zu Geld zu machen, bleiben ungebrochen. Ob sich die Erfolgsquote auf dem Transfermarkt erhöhen wird, bleibt jedoch abzuwarten.
Damit einher geht die Frage, ob Virkus Borussia langfristig wieder in eine Position bringen kann, in welcher der Verein auf eine Europapokalteilnahme hoffen darf. Der 58-Jährige hat die seinerzeit schwere Aufgabe, Gladbach zu stabilisieren, gemeistert. Nun aber gilt es, die nächsten Entwicklungsschritte zu vollziehen und auf diesem Fundament aufzubauen. Die laufende Saison ist ein erster Schritt in die richtige Richtung, doch entscheidend wird sein, welche Signale der Klub im Sommer senden wird.