Jens Castrop wurde von Borussia Mönchengladbach verpflichtet. Welche Fähigkeiten bringt der Mittelfeldspieler in das Team ein?
Mönchengladbach – Roland Virkus hat erneut in der 2. Bundesliga zugeschlagen. Nach Robin Hack und Philipp Sander wird Jens Castrop bei Borussia Mönchengladbach den Sprung in die Bundesliga wagen.
Borussia stellt zweiten Sommerneuzugang vor
Die Verpflichtung des deutschen U21-Nationalspielers vom 1. FC Nürnberg ist am Sonntag kommuniziert worden, nachdem Sky Sport am Samstag über den sich anbahnenden Deal berichtet hatte. Castrop wird die Saison bei den Franken beenden und im Sommer den Konkurrenzkampf im zentralen Mittelfeld der Borussia anheizen.
„Jens ist ein flexibler, sehr talentierter Mittelfeldspieler und ein richtig guter Fußballer. Wir trauen ihm zu, bei uns den nächsten Schritt zu gehen“, wird Virkus in der Vereinsmitteilung über Castrop zitiert, der einen bis 2029 gültigen Vertrag unterzeichnet hat. Der Neuzugang wiederum lobt den „klaren Plan“ der Klub-Bosse, „wie ich mich in Gladbach sportlich optimal weiterentwickeln kann.“
Was Castrop Gladbach bieten kann
Castrop wird in Gladbach nominell mit Sander, Julian Weigl, Rocco Reitz und Niklas Swider konkurrieren. Beim an den FC Utrecht ausgeliehenen Oscar Fraulo dürften die Zeichen auf Abschied stehen, auch Florian Neuhaus hat unter Gerardo Seoane keine vielversprechende Perspektive.
Mit Castrop erhält Borussia einen Spieler, der von seinem Profil her in die Fußstapfen des zur AS Rom abgewanderten Manu Koné treten kann. Der Franzose zeichnete sich als Ballträger aus, der im linken Halbraum mit dem Spielgerät am Fuß viele Meter nach vorne marschiert ist und viele Dribblings gewagt hat. In letzterer Kategorie zeichnet sich Castrop aus, der im Vergleich mit allen Mittelfeldspielern der 2. Bundesliga die sechstmeisten Dribblings gewagt (57) und die fünftmeisten erfolgreich abgeschlossen hat (30). Zum Vergleich: Reitz hat in der laufenden Saison 29 Dribblings gewagt, während Sander lediglich siebenmal ins Dribbling gegangen ist.
Darüber hinaus erweitert der Sommerneuzugang die Zweikampfhärte im Mittelfeld, 189 bestrittene Zweikämpfe bedeuten Platz acht unter allen Mittelfeldspielern des Unterhauses. Allerdings agiert Castrop hart an der Grenze, seit der Saison 2023/24 verbuchte der Youngster 17 Gelbe Karten, eine Gelb-Rote-Karte und kassierte einmal Glattrot.
In einer Kategorie hat Castrop Nachholbedarf
Ein weiteres Element, das mit Castrop Einzug erhält, ist Tempo. Mit einem gemessenen Spitzenwert von 34,64 Kilometern pro Stunde übertrifft er sowohl Reitz (32,79 km/h) als auch Sander (32,46 km/h) und Weigl (30,62 km/h). Der 21-Jährige ist im Vergleich mit allen Spielern der Fohlen-Elf auf einem Niveau mit Franck Honorat (34,62 km/h) und wird lediglich von Nathan Ngoumou (36,53 km/h) überboten.
Ausbaufähig ist indes die Gesamtpassquote von 78,6 Prozent sowie die Präzision in der gegnerischen Hälfte (75,1 Prozent). An diesem Punkt dürfte Seoane auch ansetzen, da Borussia seit der laufenden Saison bemüht ist, verstärkt längere Ballbesitzphasen ins Spiel zu integrieren, um mehr Ballkontrolle zu haben. Das war jüngst beim 2:1-Sieg gegen den VfB Stuttgart zu beobachten.
Dennoch bringt Castrop mit seinem Tempo und seinen Qualitäten im Dribbling Elemente mit, die dem Gladbacher Mittelfeld derzeit fehlen. Das oberste Gebot wird aber lauten, Geduld mit dem Nürnberger Talent zu haben – denn der Sprung von der 2. Bundesliga in die Bundesliga ist keineswegs zu unterschätzen, wie zuletzt Sander lernen musste. Auch Hack hatte ein kompliziertes erstes Halbjahr, ehe der Knoten geplatzt ist.