Unterwegs mit der einsitzigen Triumph Bonneville Bobber

Unser Redakteur hat die neue Bonneville Bobber in Aktion getestet.
 ©iwp-press

Sicher eine der spektakulärsten Neuheiten des Jahres: die Triumph Bonneville Bobber. Das Bike kommt im Stil der 40er und 50er Jahre daher. Wir waren mit dem Hingucker unterwegs.

Um die Philosophie dieses Motorrades zu verstehen, muss man ein wenig das Rad der Zeit zurückdrehen. In den 40er- und 50er-Jahren montierten Biker alles, was sie für überflüssig hielten, von ihren Zweirädern ab, insbesondere das vordere Schutzblech. Das hintere wurde stark gekürzt – und das wurde „gebobbt“ genannt.

Konsequent hat nun Hersteller Triumph also von der Basis-Bonnie all das abmontiert, was heutzutage als nicht zwingend notwendig erachtet wurde. Herausgekommen ist ein puristisches Zweirad, das aussieht, als sei es direkt aus einer Hinterhofwerkstatt der Nachkriegszeit in den Verkaufsraum befördert worden – mit Sitzschale, Hinterradschwinge mit Starrahmenoptik und Speichenrädern. Die Straßenzulassung hat es natürlich dennoch und gebaut wird die Bobber im Triumph-Werk in Thailand.

Moderne Technik im Nostalgiegewand

Dabei steckt modernste Technik unterm grün-silbernen Lack: Das Multifunktions-Rundinstrument mit integriertem LED-Display informiert in diversen Einstellungen unter anderem über die Drehzahl, die Gangwahl, den aktuellen und den durchschnittlichen Verbrauch, die Restreichweite und den Füllstand im Tank. Zudem können zwei Fahrmodi gewählt werden: Road und Rain, die unterschiedliches Ansprechverhalten bei gleicher Leistung bieten.

Darüber hinaus ist die Bobber mit weiterer State-of-the-Art-Technik ausgestattet: Dazu gehören eine elektronische (und abschaltbare) Traktionskontrolle, Warnblinkanlage, E-Gas und sequenzielle Einspritzung – Letztere raffiniert verborgen hinter nostalgischer Vergaseroptik. Der Zweizylinder mit 1200 ccm Hubraum, der aus der Bonneville T120 bekannt ist, erfüllt die neue Euro-4-Norm und leistet mit 77 PS drei weniger als der Twin im Basismodell. Das maximale Drehmoment von 106 Nm liegt bereits bei 4000 U/min an.

Auf geht's zur Bobber-Tour

Genug der Infos, die Bobber soll trotz aller Schönheit nicht nur im Stand bewundert werden, sie ist schließlich zum Zwecke des Fahrens gebaut worden. Also nimmt man auf dem gerade mal 69 Zentimeter über dem Boden schwebenden Einzelsitzplatz, entriegelt das Lenkschloss am rechten Gabelholm, steckt den Schlüssel dann ins Zündschloss, das sich auf Wadenhöhe rechts unterhalb des Sitzes befindet, und startet. Es blubbert. Die erfreulich leichtgängige Kupplung ziehen, und dann den ersten Gang einlegen. Auch das geht problemlos vonstatten.

Dann losfahren. Bereits auf den ersten Metern zeigt sich, dass Befehle am Gasgriff direkt und gut dosierbar umgesetzt werden. Hat man sich an die Geometrie der Anordnung von Lenker, Sitz und Fußrasten gewöhnt, dauert es nicht lange, bis man sich fühlt, als hätte man schon viele Kilometer mit dem Motorrad hinter sich gebracht. Die Triumph lässt sich dank niedrigem Schwerpunkt relativ leicht manövrieren, sie ist handlich und zieht ganz ordentlich unten raus, obwohl sie stolze 244 Kilogramm auf die Waage bringt. Geradeaus geht es unbeirrbar, was bei einem Radstand von 1510 mm nicht verwunderlich ist.

Auch bei höherem Tempo bleibt die Fuhre ruhig, und es ist durchaus möglich, die angegebene Höchstgeschwindigkeit von 177 km/h auf der Autobahn zu erreichen. Ein Mal so schnell zu fahren reicht jedoch vollkommen. Wer ordentlich zupackt, kann die Bobber aber auch gut um die Ecke scheuchen. Sie bleibt stur auf der einmal eingeschlagenen Linie. Am besten sollten die Kurven jedoch langgezogen sein, denn wenn es enger und schneller zugeht, melden sich bei zu viel Schräglage bald die Fußrasten.

An unserem Testfahrzeug waren nach knapp 1000 Kilometern die Angstnippel rechts und links nahezu vollständig abgeschliffen. Und auf Dauer angenehm fürs Kreuz ist es, wenn der Belag in halbwegs gutem Zustand ist, denn Wellen und Schlaglöcher werden bei entsprechenden Ausmaßen nahezu ungefiltert an den Fahrer weitergegeben.

Der ideale Fahrstil mit der Bonneville Bobber

Weil auch die Bremsen einen ordentlichen Kraftaufwand zur Verzögerung benötigen und nicht gerade das sind, was man gemeinhin als bissig bezeichnet, stellt man sich bald auf das passende Bobber-Tempo ein: Man sitzt entspannt im Sattel und cruist eher gemächlich, genießt das Geblubber des Zweizylinders, hat den rückwärtigen Verkehr dank vibrationsfreier Spiegel – zumindest bis 130 km/h – bestens im Blick. Bei Bedarf steht genug Drehmoment zur Verfügung, um ohne Zurückzuschalten Überholvorgänge schnell und stressfrei hinter sich zu bringen.

Das hat zwar positive Auswirkungen auf den Verbrauch: Wir ermittelten 4,4 Liter auf 100 Kilometer. Trotzdem muss man öfter einen Stopp einlegen, denn der Tank fasst nur 9,1 Liter. Zudem nervt die unzuverlässige Reichweitenanzeige, die viel zu früh zum Nachtanken mahnt. Andererseits: Nach 150 Kilometern auf der Bonneville Bobber tut es auch mal wieder gut, die Beine durchzustrecken und den Rücken geradezubiegen.

Fazit

Für die 12.500 Euro, die Triumph für die Bonneville Bobber aufruft, kauft man ein sehr individuelles Motorrad, das dank Optik und Sound für viel Aufmerksamkeit sorgt und das überraschend gute Noten in Bezug auf Fahrleistung und Alltagstauglichkeit verdient.

Andererseits muss man in Kauf nehmen, dass man dieses Vergnügen ganz für sich alleine genießen muss. Mut zum Singledasein gehört bei der Kaufentscheidung auch dazu.

Technische Daten

Motor: flüssigkeitsgekühlter Paralleltwin mit 1200 ccm Hubraum

Leistung: 77 PS (57 kW) bei 6100 U/min

Drehmoment: 106 Nm bei 4000 U/min

Höchstgeschwindigkeit: 177 km/h

Radstand: 1510 mm

Sitzhöhe: 690 mm

Gewicht (vollgetankt): 244 kg

Tankinhalt: 9,1 Liter

Testverbrauch: 4,4 Liter

Preis: 12500 Euro

Von Volker Pfau

28.02.2021

Landpark Lauenbrück

12.02.2021

Winterlandschaft in Rotenburg

22.12.2020

Weihnachtsbilder

29.10.2020

Herbstfotos der Leser