Der neue Opel Combo ist Familienfreund, Handwerkers Liebling und Lademeister zugleich. Wir haben den Hochdach-Kombi getestet, natürlich in seiner Heimat, in der Opelstadt Rüsselsheim, und gecheckt, was in dem kleinen Großen so alles steckt.
Was passiert, wenn ein Konzern Hochzeit feiert? Es gibt Drillinge! In diesem Fall heißen sie Rifter, Berlingo und Combo. Ihre Väter Peugeot, Citroen und Opel. Und die Familie hört auf den Namen PSA-Group. Nach Rifter und Berlingo hat sich nun der jüngste Zögling, der Combo Life, der Öffentlichkeit präsentiert. Wir gingen der Frage nach, wie ähnlich sich die Zwillinge sind, die als so genannte Hochdach-Kombis um ihre Kundschaft, also Familien und Handwerker, buhlen.
B-Vans erfreuen sich immer größerer Beliebtheit
In diesem Segment ist nämlich Musik drin. Die B-Vans haben als Familienautos von 2014 bis 2017 traumhafte Zuwachsraten von 30 Prozent generiert, im Cargo-Sektor war es immerhin noch ein Plus von 18 Prozent. Das sind Quoten, von denen der Rest der Autoindustrie nur träumen kann. Und die Konkurrenz ist ebenfalls übersichtlich. Neben der PSA-Gruppe, die ihre Drillinge ins Rennen schickt (und damit hofft ihren Marktanteil von 30 Prozent noch deutlich zu erhöhen), tritt hier beispielsweise noch der VW Caddy an, der Ford Tourneo, der Renault Kangoo und der Fiat Doblo.
Apropos Fiat Doblo. Der war bislang die technische Basis für den letzten Combo. Aber schon vor dem wirtschaftlichen Wechsel der Rüsselsheimer zu den Franzosen wurde die neue Technik-Kooperation mit Peugeot vereinbart, weshalb an der Entwicklung der Drillinge auch viel Know-How der Opel-Ingenieure eingeflossen ist. Eine Besonderheit dabei war: Zum ersten Mal in der nun fünf Generationen umfassenden Geschichte des Opel Combo wurde der Hochdach-Kombi als Pkw entwickelt. Und so fährt er sich auch: Komfortabel und gemütlich, und wenn es sein muss auch flott.
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Opel Combo: Agiler Benziner, sparsamer Diesel
Dazu gibt es vier Motoren. Drei Turbo-Diesel in den Leistungsstufen 75, 100 und 130 PS, und einen Drei-Zylinder-Benziner mit 110 PS. Allesamt mit modernen Abgasreinigungssystemen ausgestattet und nach der neuen Euro-Norm 6d-Temp zertifiziert. Wir fuhren den großen Diesel und den Benziner.
Dazu ein kleines Antriebsfazit: Der Benziner ist trotz seiner nur 1,2-Liter Hubraum agil und giftig, was sich aber auch im Verbrauch äußert. Wir hatten Mühe unter 8 Liter (7,6 bei äußerst vorsichtiger Fahrweise) zu kommen. Da ist der große Diesel schon besser, das Aggregat reagiert zwar behäbig aber dafür schluckte es auf der Teststrecke rund um Rüsselsheim gerade mal 6,5 Liter. Und das mit dem Achtgang-Automatik-Getriebe. Zur Verfügung stehen übrigens auch 5- und 6-Gang-Schalter.
Kaum Design-Unterschiede zwischen Opel Combo, Peugeot Rifter oder Citroën Berlingo
Was ist nun Opel typisch am neuen Combo Life? Da tut man sich in Rüsselsheim ein wenig schwer und muss auf Äußerlichkeiten zurückgreifen. Zum Beispiel die Front mit dem Grill, die sind echt Opel. Und die Instrumente im Cockpit, und die für Opel-Kunden gewöhnte Bedienbarkeit, alles Opel. Ja – und natürlich, das beheizbare Lenkrad, auf das man besonders stolz ist.
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Aber sonst ähneln sich die Drillinge schon sehr, es sind halt eineiige Zöglinge, mit der absolut identischen DNA. Auch wenn die Marketing-Experten der drei Konzernteile doch große Unterschiede sehen wollen. Der Peugeot Rifter beispielsweise hat eine etwas stärkere Outdoor-Note (und dazu auch eine Vierrad-Antrieb), der Citroen Berlingo will mehr die Individualisten ansprechen und der Combo Life soll einer für alle sein: Ein Kumpel für Familien, Handwerker und Transporteure.
Viel Platz im Opel Combo
Als Familienfreund muss er viel Platz und Komfort bieten. Und das tut er auch. Zum Beispiel bringt man auf der Rückbank drei Kindersitze nebeneinander unter. Kann auch nicht jeder! Dann sind da noch die praktischen Schiebetüren hinten. Hier steigen alle ganz bequem ein, die Oma, der Opa oder auch die Schulfreunde. Ein Auto für Kind und Kegel(club). Apropos, für solche Zwecke gibt es den Combo Life auch noch als 7-Sitzer, womit man auch Taxifahrer ansprechen möchte.
Aber zurück zur Familie. Ein ganz wichtiges Kauf-Argument für diese Klientel ist natürlich die Sicherheit. Hier bietet Opel insgesamt 19 Assistenten an – von der automatischen Notbremsung über Spurwarner sogar bis zum allerdings aufpreispflichtigen Head-up-Display.
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Stauraum gibt es ebenfalls mehr als genug. Sowohl für den Wochenend-Ausflug als auch für die große Urlaubsfahrt. Der Kofferraum mit der niedrigen Ladekante und der praktischen Heckklappe (die Scheibe kann getrennt geöffnet werden) fasst in der kurzen Karosserieform (4,4 Meter Länge) zwischen 600 und 2.100 Liter und in der Langversion (4,75 Meter Länge) zwischen 850 und 2.700 Liter. Mehr als ein Gag und extrem praktisch ist ein zusätzliches und relativ großes Staufach, das unter dem Dach montiert ist und von der Heckklappe bis zur hinteren Sitzreihe (auch von hier aus zugänglich) reicht. Hier kann man alles unterbringen, was Kinder so brauchen.
Im Opel Combo steckt ein kleiner Lkw – für Handwerker
Als Handwerkers Liebling muss der Combo ebenfalls vor allem praktische Aufgaben erfüllen. Ganz abgesehen davon, dass die Kosten stimmen müssen und zwar vom Verbrauch über Wartung bis hin zur Einstufung in einer günstigen Versicherungsklasse. Zu den praktischen Vorzügen des Combo gehörten zum Beispiel die insgesamt 28 Ablagen, die im ganzen Auto verteilt bis zu 186 Liter Inhalt bieten.
Highlight ist die Ablage in der Mittelkonsole, die so tief ist, dass man das Gefühl hat von hier aus am Getriebe schrauben zu können. Ist aber für 1,5-Liter-Flaschen gedacht, das, was ein durstiger Handwerker halt so braucht. Bei den Assistenten haben die Entwickler ebenfalls an die Bedürfnisse von Vielfahrern gedacht. Zum Beispiel gibt es zum ersten Mal einen Flankenschutz und eine 180-Grad-Panorama-Kamera für das Rückwärtsfahren. Neu ist auch die Überladungs-Warnanzeige, die auf Knopfdruck das aktuelle Gewicht angibt.
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Als Lademeister wartet der Combo-Cargo (ab 15. November im Handel mit einem Basispreis von 16.850 Euro) mit Maßen auf, die Menschen entzücken, die oft und viel zu transportieren haben. In den speziell für Handwerker gebauten Combo-Varianten, also den Vans, passen tatsächlich zwei Europaletten hintereinander hinein. Das Ladevolumen insgesamt liegt bei 4,4 Kubikmeter und wenn der große Kleine noch was ziehen muss, dann packt er als Anhängelast bis zu 1,5 Tonnen.
Im Combo steckt eben ein kleiner Lkw. Um die Praktikabilität noch zu erhöhen gibt es dieses Fahrzeug mit Türen statt mit der Heckklappe. Und sogar mit einer Dachklappe, für diejenigen die besonders lange Dinge zu transportieren haben und denen die 3,05 Meter Ladelänge bei umgeklapptem Beifahrersitz noch nicht reichen.
Wer macht das Rennen? Opel Combo, Peugeot Rifter oder Citroën Berlingo
Zum Schluss nun die Frage aller Fragen. 1, 2 oder 3? Welcher Kandidat soll es nun sein? Der Combo, der Rifter oder doch der Berlingo? Schauen wir uns zum Finale doch mal die Preise an. Wer auf den Geldbeutel achten will, der wird wohl beim Citroen landen. Den gibt es nämlich schon ab 19.090 Euro als Basismodell mit dem 110-PS-Benziner und mit folgender Grundausstattung: elektrische Fensterheber, aktiver Notbremsassistent, Spurassistent und Verkehrszeichenerkennung.
Der Rifter schlägt mit 20.740 Euro zu Buche, gleicher Motor aber mit etwas mehr Extras und der Opel Combo Life kostet ab 19.995 Euro, ebenfalls mit dem Benziner und einer ganze Latte von Basisausstattungen wie Geschwindigkeitsregler, Berganfahrassistent, Kollisions-Warner oder Geschwindigkeitsregelung. Letztendlich entscheidet muss dann doch das Herz entscheiden, zu welchem Auto man tendiert. Und das dürfte in Deutschland wohl dann doch überwiegend der Opel sein.
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Rudolf Bögel