Wer braucht schon PS oder Prestige? Elektromobilität ist sexy! Zumindest drängt sich dieser Eindruck auf, wenn man im BMW-Elektroauto i3 unterwegs ist, das viele interessierte Blicke auf sich zieht.
Dabei steht der in Leipzig montierte Bayer auf schmalen Rädern. 19 Zoll messen die Felgen, auf die Reifen der Dimension 155/70 gespannt sind. Die wellenförmige Fenstergrafik, ein stummelartiger Vorbau mit hellblau umkränzter BMW-Niere und der kurze Heckabschluss - das Design ist, gelinde gesagt, nicht alltäglich. Auch innen wirkt der i3 alles andere als gewöhnlich: Ein tief liegendes Armaturenbrett mit zwei Displays, Leichtbausitze, der fehlende Mitteltunnel und nicht zuletzt große Fensterflächen, die für eine gute Rundumsicht sorgen und viel Licht in den Innenraum lassen, in dem sich vier Personen aufhalten können.
Die vorderen Sitzschalen sind relativ breit geschnitten und bieten neben ordentlichen Oberschenkelauflagen auch gute Verstellmöglichkeiten. Sitzriesen finden mühelos eine ideale Position. Allerdings schrumpft dann der Knieraum im Fond. Eng wird es auch für das Gepäck in dem 260 Liter großen Kofferraum, die Lehnen der Rücksitze lassen sich aber geteilt umlegen. Wegen der neuartigen Konstruktion aus carbonfaserverstärktem Kunststoff (CFK) konnte auf B-Säulen verzichtet werden. Der Zustieg ist dank entgegen der Fahrtrichtung öffnender Portaltüren relativ bequem, die Form der Griffe ist nicht gelungen.
Der Innenraum bringt ökologischen und technischen Anspruch in Einklang. Recyclingmaterialien treffen auf gebürstetes Aluminium und schwarzem Kunststoff. Und wo sonst verchromte Einstiegsleisten glänzen, schimmert unverhüllt mattschwarzes CFK der Fahrgastzelle.
Ein Display hinter dem Lenkrad informiert über Reichweite, Fahrmodus und Geschwindigkeit. Zwischen den Polen „Charge“ und „Power“ wandert ein Balken zur Kontrolle der Fahrweise. Ein weiterer Monitor in der Mitte des Armaturenbretts ist Klimatisierung, Unterhaltung und Navigation vorbehalten, die über den an der Armauflage angebrachten iDrive-Controller gesteuert werden. Das serienmäßige Navigationssystem bezieht die Reichweite in seine Berechnungen ein und zeigt Stromtankstellen an.
Lithium-Ionen-Batterie und Hochvolttechnik wurden in die Fahrgastzelle integriert, der Motor sitzt über der nach BMW-Manier angetriebenen Hinterachse. Die Fahrt mit dem gut ausbalancierten, komfortabel abgestimmten, aber ein wenig nervös auf Lenkbefehle reagierenden i3 weckt Erinnerungen an Jahrmarktbesuche. Wie im Autoscooter geht es beim Druck aufs Pedal vehement voran. Wird es wieder gelupft, setzt augenblicklich die Rekuperation ein. So stark, dass sich das Bremsen meist erübrigt. Allein die Windgeräusche stören.
Als Verbrauch wurden vom Bordcomputer 16,3 kWh auf 100 Kilometer errechnet. 130 Kilometer Reichweite sind im Comfort-Modus drin, im EcoPro-Modus, bei auf 130 km/h limitierter Geschwindigkeit und reduzierter Klimatisierung sollen es 20 Kilometer mehr sein, weitere 20 Kilometer soll der EcoPro+-Modus bringen, bei dem das Tempo auf 90 km/h beschränkt und elektrische Verbraucher ausgeschaltet werden - falls man sich mit der Anreise zur Stromtankstelle verkalkuliert hat. An der Haushaltssteckdose ist der Bayer in acht Stunden wieder fit, per Smartphone-App bequem vom Sofa aus zu verfolgen. Der Strom stammt aus erneuerbaren Quellen. Ist doch Ehrensache!
Von Carsten Müller
BMW i3
- Antrieb: Elektro-Synchronmotor
- Leistung: 125 kW/170 PS
- Drehmoment: 250 Nm
- Batteriekapazität: 18,8 kWh
- Spannung: 360 V
- Reichweite: 190 km
- Beschleunigung 0-100 km/h: 7,2 s
- Höchstgeschwindigkeit: 150 km/h
- Verbrauch: 12,9 kWh/100 km
- CO2-Emission: 0 g/km
- Effizienzklasse: A+
- Leergewicht: 1195 kg
- Gesamtgewicht: 1620 kg
- Preis: ab 34.950 Euro