Unterwegs mit dem e-Niro: Mia san Kia!

Der Kia e-Niro ist ein gewöhnlicher SUV, der aber nicht Benzin im Tank hat, sondern Strom braucht-
 ©Kia

485 Kilometer Reichweite! Rein elektrisch und das Ganze unter 40.000 Euro, die Umweltprämie noch nicht mal abgezogen. Wir haben den Kia e-Niro ausprobiert.

Während alle noch vom Tesla 3 reden und auf den elektronischen Mittelklasse-Messias aus den USA warten, haben die Koreaner von Kia klammheimlich den Niro elektrifiziert. Ein Auto, das direkt aus der Zukunft stammt.

Er ist genauso breit, ein wenig länger und deutlich höher wie ein herkömmlicher Kia Niro. Von daher sieht man ihm das elektrische Herz kaum an, es sei denn man bemerkt die blauen Design-Applikationen an der Karosserie, zum Beispiel in der Frontschürze rechts und links unter den Scheinwerfern. Auf auffälligsten ist noch der Kühlergrill des e-Niro, der nicht über offene Schlitze verfügt, sondern mit einer Kunststoffblende verkleidet ist. Darin intergiert ist der "Tankstutzen" respektive die beiden Ladeanschlüsse für Wechsel- und Gleichstrom. Doch dazu später.

Kia e-Niro: Ein besonders gewöhnlicher SUV

Ansonsten ist der Niro eben ein Niro. Top ausgestattet, vollgestopft mit Fahrassistenten und einem mehr als passablem Gepäckraumvolumen von 451 Litern. Ein ganz gewöhnlicher frontgetriebener SUV im ganz normalen SUV-Segment. Aber eben ein SUV, der nicht mehr säuft, sondern nur noch Storm zieht und ihn sogar herstellt. Rekuperieren heißt das und bedeutet nichts anderes, als dass der E-Motor als Bremse eingesetzt wird. Als Generator produziert er wiederum Strom und das wiederum drückt den Verbrauch.

Auch wenn der Vergleich schon ein wenig strapaziert ist: Wer je einen Aufsitzrasenmäher bewegt hat, kann nachvollziehen, wie sich der Kia verhält, wenn er rekuperiert. Man geht vom Gas, normale Autos würden jetzt weiter segeln, ein rekuperierendes Elektro-Auto bremst jedoch mehr oder minder stark ab.

Bei Kia hat man diese Funktion noch perfektioniert. Man kann zwischen drei Rekuperationsstufen wählen. "1" ist knapp über der Segelfunktion, man spürt eine leichte Verzögerung. Stufe "2" bremst schon stärker und bei "3" ist es so, als ob man mittelprächtig in die Eisen steigt. Merke: Je höher die Stufe, desto größer ist auch die Eigen-Stromproduktion.

Aber nicht nur das, man kann die Rekuperation auch geschickt einsetzen, um noch schneller um die Kurven zu flitzen. Stell Dir vor, du musst vor der Kurve nicht mehr auf das Bremspedal steigen, sondern nur kurz vom Gas gehen, mit dem Fuß in Bereitschaft bleiben, um am Scheitel der Kurve wieder mit einem Tritt auf das Gaspedal zu beschleunigen. Ein einziger Arbeitsschritt. Und der Gag dabei ist, dass man keinerlei schlechtes Gewissen haben muss, weil man aus purer Lust an der Freud Energie vernichtet, nein man produziert sogar welche!

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455 Kilometer sind mit dem Kia e-Niro kein Problem

Bei der Testfahrt verbrauchten wir so nur maximal 16 Kilowattstunden auf 100 Kilometer und das bei äußerst flotter Fahrweise. Das sind rund fünf Euro pro 100 Kilometer, was einem Äquivalent von rund 3,5 Litern Diesel entspricht. Unmöglich mit einem konventionellen Verbrenner bei einem 1,8 Tonnen schweren Fahrgerät. Bei gemächlicher Fahrt benötigten wir sogar nur 14 Kilowattstunden auf 100 Kilometer.

Kein Wunder, dass der Kia e-Niro bei diesen Voraussetzungen recht hohe Reichweiten generiert. Die versprochenen 455 Kilometer mit dem 204-PS-Motor und der 64-kWh-Batterie sind deshalb keine Utopie, die von Außentemperatur und Geländebeschaffenheit abhängt, sondern vermutlich sogar untertrieben. Die kleinere e-Niro-Variante mit dem 39,2 kWH-Akku und den 136 PS soll immerhin 289 Kilometer weit kommen. Dieses Modell wird dann 34.290 Euro zu haben sein, der große E-Bruder kostet ab 38.090 Euro. Abzuziehen sind – wie gesagt – immer rund 4.000 Euro Prämie.

Da der normale deutsche Autofahrer beim Thema Elektromobilität jedoch eine eingebaute Reichweitenangst hat, rechnet man bei Kia – auch nach einer eingehenden Marktanalyse – damit, dass 93 Prozent der Käufer zum großen Modell greifen werden.

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Mit dem Schnellader ist der Kia e-Niro wieder flott einsatzbar

Was die Ladezeiten angeht, so bietet der e-Niro auch hier sehr ordentliche Zeitfenster an. Mit einem Schnellader ist der Akku innerhalb von 42 Minuten von 20 Prozent auf 80 Prozent hochgefahren. An einer eigens zu Hause installierten Wallbox braucht er knapp sechs Stunden. Das Doppelte an (Lade-)Zeit dürfte an einer herkömmlichen Steckdose benötigt werden.

Apropos Akku: Der ist – anders lautenden Gerüchten zum Trotz – im Preis natürlich inklusive und muss nicht gemietet oder gar geleast werden. So viel Zutrauen haben die Koreaner zu Ihrer Technik, dass die übliche 7-Jahres-Garantie (maximal 150.000 Kilometer) auch für den Antriebsstrang, natürlich inklusive Batterie, gilt.

Soweit so gut, ganz zum Schluss jedoch die schlechte Nachricht: Weil die Batterieproduktion weltweit hinter der Nachfrage herhinkt, kommt es auch bei Kia zu Produktionsengpässen. Und so sind vom e-Niro nur rund 3.000 Exemplare für den deutschen Markt geplant. Im ganzen nächsten Jahr! Von dieser Menge geht noch eine erkleckliche Anzahl des elektrischen Kia Souls ab, der ebenfalls 2019 auf den Markt kommen soll. Schade, wir hätten einen gekauft.

Unser Fazit zum Kia e-Niro

Wer so viel ökologische Vernunft mit so viel sinnbefreitem (Fahr-)Spaß technologisch verbinden kann, der hat ein Prädikat verdient, das es in dieser anerkennenden Form nur in Bayern (und schon gar nicht nur vom FC Bayern) gibt: Mia sind mich nur mia, sondern mia san Kia.

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