Fahrprüfungen für Senioren? Diese Thema wird immer wieder heiß diskutiert. Aber auch ältere Fahrer können sicher unterwegs sein. Diese Tipps geben Orientierung.
Auto fahren bis ins hohe Alter ist seit Jahren ein Reizthema. Am vergangenen Wochenende nun schloss Verkehrsminister Alexander Dobrindt verpflichtende Führerscheintests für Senioren aus. Mit ihm werde es die "Führerschein-Pflicht-Tests" nicht geben, aus dem einfachen Grund: "Ältere Menschen bauen deutlich weniger schwere Unfälle als andere Autofahrer", wie Dobrindt von der "Bild am Sonntag" und dpa zitiert wird.
70 Prozent der Deutschen hingegen befürworten eine gesetzliche Prüfung der Fahreignung von Senioren. Das ergab eine Befragung des Meinungsforschungsinstituts Emnid. Und auch Unfallforscher haben in den vergangenen Jahren - auch angesichts demographischer Entwicklungen - immer wieder vor fahruntüchtigen Rentnern gewarnt und verbindliche Testfahrten gefordert. Nun kann man sicherlich nicht pauschal davon sprechen, dass Rentner grundsätzlich fahruntüchtig seien. Ganz im Gegenteil: Rentner gelten aufgrund ihrer Erfahrung als sehr besonnene Fahrer. Und auch die Statistiken besagen, dass Fahrer im Alter zwischen 65 und 75 weniger Unfälle verursachen als etwa 18 bis 35-Jährige. Ab 75 aber steigt die Unfallrate dann wieder an.
Insgesamt kommt es aber zweifelsohne auf die individuelle körperliche Verfassung an, und jeder Autofahrer sollte das Für und Wider beim Autofahren im Alter letztlich selbst abwägen können. Dennoch sind einige Faktoren zu beachten, jeder Autofahrer trägt im Straßenverkehr schließlich eine große Verantwortung für sich und andere und sollte sich deshalb auch einer Selbstkontrolle unterziehen. Die folgenden Tipps geben Orientierung , wie Autofahrer auch im Alter sicher unterwegs sein können:
1. Seh- und Hörvermögen sowie Reaktionszeit
Ohne ausreichende Wahrnehmung, Aufmerksamkeit und Reaktionsvermögen kann das Führen eines Fahrzeugs schnell zum Risiko werden. Gerade das Seh- und Hörvermögen nimmt im Alter aber ab, teilweise schleichend, sodass Betroffene die Veränderungen manchmal gar nicht sofort wahrnehmen. Jeder Autofahrer ist jedoch gesetzlich dazu verpflichtet, etwas gegen mangelnde Sehkraft zu unternehmen.
Die Augen sollten daher beim Optiker oder Augenarzt in regelmäßigen Abständen überprüft werden, zumal bereits ab dem 40. Lebensjahr vermehrt Augenerkrankungen auftreten können. Eine Umfrage des Deutschen Verkehrssicherheitsrates hat in diesem Zusammenhang übrigens ergeben, dass 90 Prozent der Senioren dieser Aufforderung nachkommen und ihre Sehkraft regelmäßig checken lassen.
Der ADAC rät älteren Fahrern in jedem Fall, Autofahrten bei Dunkelheit, in der Dämmerung oder bei widrigen Witterungsverhältnissen zu vermeiden, wenn man sich dabei unsicher fühlt. Ab dem 50. Lebensjahr empfiehlt der Automobilclub alle zwei Jahre einen Besuch beim Augenarzt, ab 60 dann sogar jährlich.
Obwohl das Gehör im Straßenverkehr im Vergleich eine untergeordnete Rolle spielt, sollte auch eine eingeschränkte Hörfähigkeit nicht unterschätzt werden. Sie kann gerade im Falle von herannahenden Rettungsfahrzeugen oder klingelnden Radfahrern zu Problemen führen. Ein HNO-Arzt kann im Zweifel für Klarheit sorgen und die Hörfähigkeit einschätzen.
2. Körperliche Beweglichkeit
Manche Bewegungen fallen im Alter deutlich schwerer oder verursachen sogar Schmerzen, beispielsweise das Drehen des Kopfes. Weil dies im Straßenverkehr jedoch unumgänglich ist, wird das verkehrssichere Bedienen eines Autos deutlich erschwert, wenn nicht sogar unmöglich.
Um ältere Verkehrsteilnehmer für die Risiken eingeschränkter Mobilität zu sensibilisieren hat etwa der Verkehrssicherheitsrat die Aktion "Schulterblick" ins Leben gerufen. Sie verfolgt das Ziel, das Auto fahren im Alter möglichst lange unfallfrei zu gestalten.
3. Mentale Leistungsfähigkeit
Neben Einschränkungen der Sinneswahrnehmungen und Beweglichkeit können auch kognitive Fähigkeiten im Alter abnehmen. Solche Einschränkungen kann nur ein Anbieter einer Leistungsdiagnostik feststellen - beispielsweise im Rahmen einer Gutachtenerstellung - oder eben ein Arzt. Beim Thema Verkehrsteilnahme sollte er oder sie grundsätzlich konsultiert werden. Das gleiche gilt für Krankheiten wie "Diabetes mellitus" oder Beeinträchtigungen des Kreislaufs und der Atemwege. Was jedoch das mentale angeht, zeigen Studien laut ADAC kaum einen altersbedingten Leistungsabfall beim sogenannten Verhaltensgedächtnis.
Im Allgemeinen gilt in diesem Zusammenhang aber die Empfehlung, sich möglichst allein auf das Auto fahren zu konzentrieren und Ablenkungen wie etwa Musik hören zu vermeiden.
Falls Zweifel an der eigenen Fahreignung bestehen, sollte Kontakt mit Begutachtungsstellen aufgenommen werden. In diesem Fall können Sie sich bei der Bundesanstalt für Straßenwesen (BaSt) informieren.
4. Mit Fahrtrainings fit halten und weiterbilden
In vielen Bereichen, auch im Straßenverkehr, kann gezieltes Training die eigene Leistungsfähigkeit erhöhen. Der ADAC zum Beispiel bietet speziell auf die Bedürfnisse von Senioren zugeschnittene Fahrsicherheitstrainings an. Der "FahrFitnessCheck" soll Verbesserungspotentiale aufzeigen und konkrete Hilfestellungen geben. Sorgen um die Fahrerlaubnis sind dabei unbegründet, da eine Meldung an die Behörde ausgeschlossen ist.
Auch der TÜV bietet solche Fahrsicherheitstrainings an, ebenso die deutsche Verkehrswacht. Und der Deutsche Verkehrssicherheitsrat hat mit "sicher mobil" Seminare im Programm, die sich an alle älteren Verkehrsteilnehmerinnen und Verkehrsteilnehmer richtet, unabhängig von deren Fortbewegungsmittel.
mop