Rettungsgassen-Blockierer oder Gaffer sorgen regelmäßig für Ärger und Entsetzen. Wie bei einem Fall auf der A6 bei Nürnberg. Dabei ist die Grundregel simpel.
Diese Unfallserie Anfang Mai sorgte für großes Aufsehen und Empörung. Auf der A6 nahe Nürnberg hatten sich mehrere Lkw-Auffahrunfälle mit einem Schwerverletzen ereignet, doch die Rettungskräfte kamen nicht durch. Rund 80 Gaffer behinderten deren Arbeit, standen herum, machten Fotos. Ein Polizeisprecher sprach von "katastrophalen Zuständen".
Keine Rettungsgasse möglich: "Die Leute standen in mehreren Reihen mit ihren Kameras."
Teilweise hätten sich die Schaulustigen direkt im Unfallbereich aufgehalten und versucht, Foto- und Filmaufnahmen von einem Getränkelaster zu machen. Dessen Ladung - vor allem Getränke-Dosen - war über die gesamte Fahrbahn verteilt worden. "Die Leute standen in mehreren Reihen mit ihren Kameras."
Weil sich die Schaulustigen so penetrant verhielten, musste die Polizei sogar Absperrbänder einsetzen und die Gaffenden zurückdrängen. "Das hat eine große Zahl Einsatzkräfte gebunden, die eigentlich dazu da sind, Leben zu retten", betonte der Sprecher.
Auch die Bildung einer Rettungsgasse sei so gut wie unmöglich gewesen, da etliche Personen - rund 60 bis 80 zählte die Polizei - ihre Fahrzeuge verlassen hatten, um Fotos zu machen. "Die Rettungsfahrzeuge sind zunächst überhaupt nicht zum Unfallort durchgekommen", erläuterte der Sprecher.
Später konnte der schwer verletzte Fahrer, der auf das Stauende aufgefahren war, mit dem Rettungshubschrauber abtransportiert und in ein Krankenhaus geflogen werden. Die Autobahn blieb für mehrere Stunden gesperrt.
Rettungsgasse-Blockieren ist kein Kavaliersdelikt
Das Phänomen Rettungsgassen-Blockieren beziehungsweise Gaffen ist dabei längst keine Seltenheit mehr. Ende April erhielt der sogenannte "Gaffer-Prozess" bundesweite Aufmerksamkeit. Einem 27-jährigen Mann und seinen zwei Brüdern wurde darin vorgeworfen, bei einem schweren Unfall mit Todesopfern Handy-Aufnahmen gemacht und die Rettungskräfte behindert zu haben.
Auch wenn ihm die Aufnahmen nicht nachgewiesen werden konnten, wurde der 27-jährige Hauptangeklagte wegen Körperverletzung und Widerstands gegen die Staatsgewalt zu vier Monaten Freiheitsstrafe ohne Bewährung verurteilt. Laut des Berichts hatte er Polizisten in den Schwitzkasten genommen und einen Platzverweis ignoriert.
Auch der Vorstoß von Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt, die Strafen für Rettungsgassen-Blockierer deutlich anzuheben, zeigt: Noch immer werden Rettungsgassen zu oft nicht richtig oder gar nicht gebildet und dadurch Rettungskräfte daran gehindert, Menschenleben zu retten. Oft scheint das auch an einer gewissen Unkenntnis der Autofahrer zu liegen.
Rettungsgasse richtig bilden: So geht's
Deshalb sollen an dieser Stelle nochmals die Grundregeln zur Bildung einer Rettungsgasse erklärt werden. Zunächst einmal gilt: Eine Rettungsgasse kann nur dann funktionieren, wenn alle mitmachen und die Vorschriften einhalten.
Die eigentliche Regel zur Bildung einer Gasse ist dann im Grunde genommen sehr simpel: Wenn Sie auf dem linken Fahrstreifen fahren, müssen Sie ganz nach links fahren. Auf den anderen Spuren fahren alle möglichst weit rechts.
Der ADAC rät außerdem Folgendes:
1. Vorsorge treffen: Bereits bei stockendem Verkehr sollte auf Autobahnen und Außerortsstraßen eine Rettungsgasse angestrebt werden. Wenn alles schon dicht gedrängt aneinander steht, ist es unmöglich, rechtzeitig Platz für Rettungsfahrzeuge zu machen.
2. Schnell handeln: Um Menschenleben zu retten, zählt jede Minute. Deshalb sollten alle Verkehrsteilnehmer möglichst schnell reagieren und mithelfen.
3. Bei Blaulicht und Einsatzhorn richtig verhalten: Das heißt ...
- Geschwindigkeit verringern
- Blinker setzen, um den anderen Verkehrsteilnehmern und Rettungsfahrzeugen die Richtung anzuzeigen
- Fahrzeug möglichst parallel zur Fahrtrichtung positionieren, damit das Heck nicht in die Rettungsgasse hineinragt
- Ausreichend Abstand zum Vordermann halten
- Möglichst die Standspur freihalten
Wer erfahren möchte, welche Strecken an Pfingsten besonders von Staus betroffen sein werden,
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Wer möchte, kann sich das richtige Vorgehen auch nochmal im Video ansehen:
mop/Mit Material von dpa.