Eklat um Moderator: "BR-Führungsspitze hat meine Familie und mich mit Hass und Hetze allein gelassen"

Richard Gutjahr (links) erhebt schwere Vorwürfe gegen BR-Intendant Ulrich Wilhelm.
 ©picture alliance/Felix Hörhager/dpa, picture alliance / obs / news aktuell GmbH

Ein Skandal rollt auf den Bayerischen Rundfunk zu: Der bekannte Moderator Richard Gutjahr veröffentliche in einem Abschiedsbrief schwere Vorwürfe gegen Intendant Ulrich Wilhelm.

  • Der Moderator Richard Gutjahr will nicht mehr für den Bayerischen Rundfunk arbeiten. 
  • In einem offenen Abschiedsbrief attackiert er den Intendanten Ulrich Wilhelm heftig. 
  • Gutjahr fühlt sich von ihm im Stich gelassen - und wirft ihm Lügen vor. 

Update 14.10 Uhr: Nun verschickte die BR-Pressestelle ein Statement zu den Vorwürfen des ehemaligen Mitarbeiters Richard Gutjahr. Die Kernbotschaften: Der Bayerische Rundfunk habe sich sehr wohl um den Fall bemüht - und Richard Gutjahr sei gar nicht jüngst aus dem Sender ausgeschieden, sondern bereits im März 2019.

Die Rundfunkanstalt weist den „Vorwurf der Lüge und Täuschung durch den Intendanten strikt zurück“. Die Geschäftsleitung und der Vorsitzende des Rundfunkrats des BR hätten sich in den vergangenen drei Jahren „mehrfach und intensiv mit allen Facetten des Falles beschäftigt“.

BR berichtet von Angebot an Richard Gutjahr

Der BR habe Gutjahr zudem eine Weiterbeschäftigung in einem „interessanten, auf seinen Themenbereich zugeschnittenen Bereich“ angeboten, was dieser abgelehnt habe. „Daraufhin kam es bereits im März 2019 zu einem Aufhebungsvertrag in gegenseitigem Einvernehmen“. Seitdem sei der Journalist auch nicht mehr für den BR tätig gewesen, heißt es in dem Statement. 

Der Bayerische Rundfunk teilt zudem mit, dass er zusammen mit Justizministerium und weiteren Medien eine Initiative gegen Hass im Netz gestartet habe, auch um Angriffe auf Journalisten einfacher durch die Staatsanwaltschaft verfolgen lassen zu können. Der Hass, der Gutjahr im Netz entgegenschlage, sei „beschämend“, die Verschwörungstheorien „absurd“ und die Drohungen gegen ihn „erschütternd“. 

BR-Eklat: Bekannter Moderator erhebt schwere Vorwürfe - und verlässt den Sender

München - Zum Jahreswechsel hat der Bayerische Rundfunk einen handfesten Eklat. Der bekannte Moderator, Reporter und Blogger Richard Gutjahr teilte am Silvestertag mit, dass er die Rundfunkanstalt nach 22 Jahren verlassen hat - und machte zeitgleich Intendant Ulrich Wilhelm schwere Vorwürfe. Damit droht der nächsten öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalt ein Skandal, kurz nachdem der WDR nach einem umstrittenen Satire-Video in Erklärungsnot geriet.

Gutjahr war beim BR unter anderem Moderator der Sendung "Rundschau-Nacht". Nun rechnete der 46-Jährige in einem Blogbeitrag mit Wilhelm ab. Gutjahr fühlt sich von dem Intendanten, der bis 2010 Regierungssprecher Merkels war, im juristischen Kampf gegen Rechtsextremisten im Stich gelassen. Mehr noch: Wilhelm soll das Kontrollgremium des BR getäuscht und belogen haben. Da andere Kommunikationswege ausgeschöpft seien, wende er sich nun an die Öffentlichkeit. 

BR-Eklat: Gutjahr wirft Wilhelm Lüge und Täuschung vor

Gutjahr war im Juli 2016 zufällig kurz hintereinander an zwei Terror-Orten, nämlich in Nizza (Merkur.de*) und wenige Tage später am Olympia-Einkaufszentrum in München (tz.de*). Von beiden Anschlagsorten berichtete er als Reporter. Das nahmen Rechtsradikale und Antisemiten zum Anlass, um Verschwörungstheorien im Netz zu verbreiten und ihn offen zu bedrohen. Gutjahr ging juristisch dagegen vor - ebenso gegen die rechten Verlage Kopp und Compact. Hier fühlte er sich von seinem Intendanten alleine gelassen. 

Video: Deutsche Medien sorgen sich um rechte Gewalt gegen Journalisten

Er schreibt, Wilhelm habe ihn nach seiner Bitte um Unterstützung lediglich „vertröstet“ und zunächst auch keine finanzielle Hilfe für die Prozesskosten bereitgestellt. Wilhelm hätte die Dimension der Attacke, die Verleumdungen und Morddrohungen im Netz scheinbar nie nachvollziehen können. Man habe ihn und seine Familie mit dem Hass und der Hetze, den ganzen Folgen der Berichterstattung für die ARD allein gelassen.  „Erst als ich mich in der Folge an den Ombudsmann sowie an den Rundfunkratsvorsitzenden des BR wandte, ließen Sie mir finanzielle Beihilfe zukommen, eine einmalige Zahlung, weniger als ein Monatsgehalt. Verbunden mit der unmissverständlichen Ansage, dass dies eine Ausnahme sei und ich mich in Zukunft mit meinen Problemen an den Deutschen Journalistenverband wenden soll. Die begleitenden Worte Ihres Juristischen Direktors werde ich nie vergessen: Man könne ja nicht jedem freien Mitarbeiter gleich einen Anwalt stellen, nur weil man mal im Netz ‚angepöbelt‘ werde“, schreibt der Journalist in seinem Blogeintrag.

Gutjahr greift BR-Intendanten an: Kontrollgremium in die Irre geführt

Laut Gutjahr soll der Intendant jedoch im Kontrollgremium des BR ausgesagt haben, dass man die Prozesskosten beglichen habe und sich für die redaktionell unbearbeitete Veröffentlichung eines Handy-Videos aus Nizza, für das Gutjahr im Netz heftig attackiert wurde, entschuldigt habe. Der BR habe dieses Rohmaterial des Reporters zunächst 1:1 auf seinen Kanälen auf YouTube, Facebook und Twitter verbreitet, was einen Shitstorm auslöste. Die Behauptungen Wilhelms würden jedoch nicht stimmen, deshalb wirft ihm Gutjahr vor, die „Unwahrheit gesagt bzw. das Kontrollgremium des Bayerischen Rundfunks in die Irre geführt“ zu haben. Indirekt bezeichnete Gutjahr Wilhelm später als eine Führungskraft ohne Rückgrat, Herz und moralischem Kompass. 

Eklat um Richard Gutjahr: BR-Sprecher "überrascht" - Stellungnahme soll folgen 

Laut einer ersten Anfrage des Redaktionsnetzwerks Deutschland reagierte ein BR-Sprecher "überrascht" auf den Brief Gutjahrs. Es wurde eine baldige Stellungnahme angekündigt.

BR-Intendant Wilhelm in der Kritik - Solidarität für Gutjahr auf Twitter

Rückendeckung bekommt Gutjahr vom Medienjournalist Stefan Niggemeier: "Richard Gutjahr ist seit drei Jahren einer Vernichtungskampagne ausgesetzt. Aber er muss nicht nur gegen den Hass kämpfen, sondern auch gegen den eigenen Sender, den Bayerischen Rundfunk. Ein erschütternder Brief zum Abschied an den Intendanten", postete Niggemeier über Twitter. 

Auch der auf Twitter viel beachtete ehemalige CDU-Bundestagsabgeordnete Ruprecht Polenz solidarisierte sich umgehend mit Gutjahr. Er schrieb am Dienstag: "Den offenen Brief von Richard Gutjahr an den Intendanten des BR sollte jede/r lesen. Er zeigt, welchen persönlichen Bedrohungen Journalisten durch Rechtsextremisten ausgesetzt sind - und wie sehr sie unser aller Solidarität brauchen." Der ARD-Journalist Dennis Horn (u.a. "Morgenmagazin") spricht von einem "Skandal" im Bayerischen Rundfunk. 

In der Vergangenheit zog sich BR-Intendant Ulrich Wilhelm bereits den Unmut des damaligen Ministerpräsidenten Horst Seehofer zu. Auslöser war unter anderem ein Gastauftritt von Markus Söder in der Serie „Dahoam is dahoam“, berichtete Merkur.de.

Video: Rechtliche Lage bei Cyber-Mobbing

Sturmtief „Sabine“ hält Deutschland und Bayern in Atem. Doch für einen Hörer des Radiosenders Bayern 3 ist der Sturm alles andere als gefährlich. Er sorgte für einen Eklat. 

„Hindafing“ ist eine preisgekrönte Serie im Bayerischen Fernsehen (BR). Ein BR-Rundfunkrat ärgerte sich jedoch über die Satire – mit gravierenden Folgen.

In Volkmarsen in Hessen wurden bei einem Karnevalsumzug mindestens 52 Menschen verletzt. Ein 29-Jähriger raste mit seinem Auto in den Umzug. Autos werden immer wieder als Waffe missbraucht.

Die Coronavirus-Krise sowie Infizierten-Fälle haben auch Auswirkungen auf das Programm mehrerer Sender.

mag

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