Coronavirus: Experten warnen vor einer zweiten Infektionswelle. Angesichts der Lockerungen des Lockdowns sieht nicht nur das Robert-Koch-Institut Risiken.
- Die neuen Lockerungen der Corona-Maßnahmen sorgten für Kritik von Experten.
- Das Robert-Koch-Insitut und sein Präsident warnen vor einer zweiten Infektionswelle.
- Auch Virologen wie Christian Drosten und Alexander Kekulé sehen ein hohes Risiko.
Berlin - Nach den kürzlich verkündeten Plänen zur Lockerung der Corona*-Maßnahmen wurden bereits die ersten kritischen Stimmen laut. Viele Experten warnen vor weiteren Infektionswellen in Deutschland*, darunter das Robert-Koch-Institut (RKI).
Corona: RKI-Vize warnt - Haben „zweite Welle“ selbst in der Hand
Das Institut warnte am Donnerstag vor weiteren Infektionsschüben und betonte die persönliche Verantwortung eines jeden Einzelnen in Krisenzeiten. Vize-Chef Lars Schaade meinte dazu am Donnerstag, „wir sind nicht in Sicherheit mit dieser neuen Phase“. Man habe nun selbst in der Hand, „ob es eine zweite Welle geben wird.“ Die Abstandsregeln sowie Hygienegebote seien nach wie vor am wichtigsten. Man könne noch „keine Entwarnung“ geben, so Schaade.
Mit den Lockerungen der Corona-Beschränkungen beginnt eine neue Phase in der Krise. Das bedeutet noch keine Sicherheit, so Lars Schaade vom @rki_de. Sollten Hygiene- und Abstandsvorschriften nicht eingehalten werden, drohe eine zweite Infektionswelle. https://t.co/BP6IzaxQm6 pic.twitter.com/nEF4lNdvG6
— SWR Aktuell (@SWRAktuell) May 7, 2020
Mit den neuen Lockerungen sei ein „gewisses Risiko“ verbunden, jedoch sei es legitim, den Versuch zu unternehmen, da er zudem gesellschaftlich erforderlich sei. „Aber wir müssen wachsam sein und die Situation beobachten“, meinte Schaade weiter. Die aktuelle Reproduktionszahl liegt - so schätzt das RKI - bei 0,65, somit würde jeder Mensch weniger als einen weiteren anstecken*. Weiteres häufiges Testen sei ebenfalls sinnvoll, das Kontingent von über 900.000 wöchentlichen Tests werde noch nicht ausgeschöpft.
RKI-Präsident Wieler sieht zweite Corona-Welle „mit großer Sicherheit“ kommen
Auch RKI-Präsident Lothar Wieler äußerte sich am Dienstag zu einer möglichen weiteren Ansteckungswelle*, die seinen Aussagen zufolge „mit großer Sicherheit“ kommen wird. Die Mehrheit der Wissenschaftler sei sich sicher, einige gehen selbst von einer dritten Welle aus. Wieler betonte, dass man sich derzeit in einer Pandemie* befinde, in der das „Virus so lange Krankheiten hervorruft, bis 60 bis 70 Prozent der Bevölkerung infiziert sind“. Darum werde eine App zur Kontaktnachverfolgung auch zu einem späteren Zeitpunkt noch gebraucht werden.
#RKI-Chef #Wieler rechnet mir einer "zweiten, vielleicht sogar dritten" Infektionswelle in #Deutschland. Derweil steigt die Sterberate kontinuierlich. #Coronavirus https://t.co/mtDEijDTdQ
— euronewsde (@euronewsde) May 5, 2020
Corona: Drosten warnte bereits - Kekulé kritisiert neue Lockerungen scharf
Charité-Virologe Prof. Christian Drosten warnte vor zwei Wochen bereits vor einer zweiten Infektionswelle. Das Virus hat nun alle Altersgruppen erreicht, da man sich „im Freundeskreis doch hier und da noch mal weiter trifft“ und Infektionsketten* in Risikogruppen*, wie bei über 65-Jährigen, entstanden. Aufgrund dieser „Hintergrundeffekte“ könnte auf wegfallende Maßnahmen, „eine Wucht einer Infektionswelle innerhalb von einem Monat, die man nicht erwartet hat“ folgen, so Drosten.
Als ich diese Passage letzte Woche gesprochen habe, war mir noch nicht klar, wie sehr die gültigen Distanzierungsmaßnahmen jetzt von allen Seiten in Frage gestellt werden. Bei R = ca. 1 verbreitet sich das Virus unter der Decke der Maßnahmen weiter. Auch jetzt schon. https://t.co/FFfuCBeGEe
— Christian Drosten (@c_drosten) April 19, 2020
Auch Alexander Kekulé äußerte sich in der ARD-Talksendung Maischberger. die woche kritisch zu den Lockerungen. „Es kann jetzt wieder losgehen“, meinte der Virologe und betonte, dass lokale Ausbrüche nun angesichts der Schulöffnungen wahrscheinlicher werden. Das geplante Intervall-Konzept der Bundesregierung sei seiner Meinung nach „brandgefährlich“.
*Merkur.de ist Teil des bundesweiten Ippen-Digital-Redaktionsnetzwerks.