Die Corona-Ausbrüche in Schlachthöfen haben drastische Folgen für Angehörige und die lokale Bevölkerung. Jetzt erhebt die Präsidentin der deutschen Fleischwarenindustrie schwere Vorwürfe.
- Beim Fleischkonzern Tönnies in Rheda-Wiedenbrück (NRW) ist es Anfang Juni zu einem massiven Coronavirus-Ausbruch gekommen. Ein Video aus der Kantine hatte Skandal-Wirkung. Die Urheberin wurde fristlos entlassen.
- Der Lockdown im Kreis Gütersloh wurde um eine Woche (bis zum 7. Juli) verlängert. Für Reisende aus dem Kreis Gütersloh haben Österreich und andere Bundesländer Corona-Regeln erlassen.
- Nun erhebt die Präsidentin des Bundesverbands der Fleischwarenindustrie schwere Vorwürfe - auch gegen die Politik (siehe Update vom 8. Juli, 15.19 Uhr).
- Hier finden Sie die grundlegenden Fakten zum Coronavirus* und die Corona-News aus Deutschland. Außerdem finden Sie hier aktuelle Fallzahlen in Deutschland als Karte.
Update vom 9. Juli, 16.45 Uhr: Dieser Ticker ist beendet. Alle aktuellen Nachrichten zum Corona-Massenausbruch bei Tönnies lesen Sie in unserem neuen Ticker.
Update vom 9. Juli, 16.05 Uhr: Über eine Wiederaufnahme der Produktion am Hauptstandort des Fleischproduzenten Tönnies ist bislang noch keine Entscheidung getroffen worden. Für eine Gesamtbewertung sei es noch zu früh, wie die Detmolder Regierungspräsidentin Judith Pirscher (FDP) nach Beratungen über ein Hygienekonzept des Branchenführers am Donnerstag in Gütersloh mitteilte.
Wann das Werk in Rheda-Wiedenbrück im Kreis Gütersloh wieder die Produktion anlaufen lassen könne, sei noch unklar. „Wir haben alle ein großes gemeinsames Ziel: Sicherheit vor Schnelligkeit“.
Der Corona-Fleischskandal bei Tönnies hat gezeigt: Die Produktion von Billigfleisch schadet Mensch und Tier. Einem Münchner Metzger platzte nun bei einer Preis-Beschwerde der Kragen.
Corona-Skandal: Hetzjagd auf Konzernchef Tönnies - Polizeieinsatz am Haus des Fleisch-Moguls
Update vom 9. Juli, 12.53 Uhr: Nach dem Corona-Skandal im Fleischunternehmen Tönnies tobt eine Welle der Kritik. Die Arbeitsbedingungen in der Industrie werden unter die Lupe genommen. Immer wieder kommen schockierende Details an die Öffentlichkeit - die Emotionen kochen hoch. Firmenchef Clemens Tönnies sieht sich seitdem massiven Hetzjagd ausgesetzt und erhält Morddrohungen. Am Dienstagabend kam es jetzt zu einem Vorfall, der sogar einen Polizeieinsatz auslöste. Das berichtet das Westfalen-Blatt.
Demnach sollen dem Konzernchef drei Personen in einem Auto aufgelauert haben. Sie hätten Tönnies unablässig gefilmt und seien ihm bis zu seinem Haus gefolgt. „Dabei drangen sie mit ihrem Fahrzeug auch auf das Privatgrundstück von Herrn Tönnies ein und blockierten teilweise seinen Wagen“, teilte ein Firmensprecher dem Westfalen-Blatt mit. Wie sich später herausstellte, handelte es sich dabei offenbar um ein Kamera-Team. Der Fleisch-Mogul stellte Anzeige wegen Hausfriedensbruch und Nötigung.
Corona bei Tönnies: Fleischwarenindustrie mit schwerem Vorwurf - „Alle wussten seit Jahren Bescheid“
Update vom 8. Juli, 15.19 Uhr: Sarah Dhem ist Leiterin eines großen Familienbetriebs und Präsidentin des Bundesverbandes der Fleischwarenindustrie. In ihrem Betrieb sind Hilfsarbeiter nicht mit Werkarbeitsverträgen ausgestattet, sondern dauerhaft angestellt.
„Der Missbrauch, der mit Werkverträgen getrieben wird, was etwa die Arbeitszeit und Hygienemaßnahmen betrifft, muss unbedingt aufhören“, fordert Dhem beim Focus. Sie findet es gut, dass aktuell eine Diskussion über das Thema aufkommt: „Denn alle, auch die Politik, wussten ganz genau und seit Jahren, unter welchen Bedingungen die deutsche Fleischindustrie produziert. Und nun soll Tönnies an allem Schuld sein? Das ist nicht korrekt.“ Zudem wünscht Dhem sich mehr Unterstützung von der Politik. Sie fordert einen Erlass von klareren Regeln für die Produktion und den Markt.
Corona-Skandal bei Tönnies: Landrat Adenauer kündigt an, finanzielle Schäden in Rechnung zu stellen
Update vom 7. Juli, 16.52 Uhr: Landrat Sven-Georg Adenauer hat angekündigt, der Firma Tönnies durch den Ausbruch entstandene finanzielle Schäden in Rechnung zu stellen. Das Unternehmen von Clemens Tönnies habe im Kreis Gütersloh immerhin viele Kosten verursacht, erklärte Adenauer und verwies auf die vielen Corona-Tests.
„Irgendwann wird ihm diese Rechnung auch präsentiert werden, zumindest das, was wir als Kreisverwaltung an Kosten hatten.“ Eine konkrete Summe nannte er nicht. „Herr Tönnies hat sich ja bereit erklärt, die Kosten für die Testungen zu übernehmen. Der Deckel wird mit Sicherheit größer werden“, sagte Adenauer. Auch eine gerichtliche Klärung der Kostenübernahme schloss er nicht aus.
Corona-Skandal bei Tönnies: Reihentests in Baden-Württemberg
Update vom 7. Juli, 16.38 Uhr: Mitarbeiter von Schlachthöfen in Baden-Württemberg mit mehr als 100 Beschäftigten sollen regelmäßig auf das Coronavirus getestet werden, wie Agrarminister Peter Hauk (CDU) ankündigte.
In fünf bis sechs Großbetrieben soll die Belegschaften zweimal die Woche getestet werden. Kleine Metzger und Schlachthöfe sind laut Hauk von den Reihentests ausgenommen.
Update vom 7. Juli, 16.25 Uhr: Das Hygiene-Konzept von Tönnies für die Wiederaufnahme des Betriebs wird weiter geprüft. Behördenvertreter und Experten setzten laut einem Tönnies-Sprecher am Dienstag Begehungen der verschiedenen Bereiche in dem Schlachtbetrieb fort. Noch bis Mittwoch sollen die Begehungen andauern, um das Konzept zu beurteilen. Über die Ergebnisse soll dann am Donnerstag erneut mit den Beteiligten beraten werden.
Laut Bezirksregierung liegt der Fokus neben Hygienemaßnahmen wie Abstandsregeln und Maskenschutz auf der Lüftungsanlage. Der Hygiene-Experte Martin Exner von der Universität Bonn hatte die Luftumwälzung im Betrieb als potentiellen Beschleuniger für die Ausbreitung des Coronavirus genannt.
Update vom 6. Juli, 16.40 Uhr: Überraschendes Urteil in NRW. Das Oberverwaltungsgericht (OVG) in Münster hat am Montag per Eilbeschluss den Corona-Lockdown im Kreis Gütersloh vorläufig gekippt. Maßgeblich verantwortlich für die Restriktionen war der Corona-Ausbruch bei Tönnies.
Tönnies: Adenauer spricht Klartext - Landrat verpasst Konzern nächsten Dämpfer
Update vom 6. Juli, 15.43 Uhr: Wie geht es weiter mit Tönnies? Der Gütersloher Landrat Sven-Georg Adenauer rechnet nicht mit einem kurzfristigen Hochfahren der Produktion im Schlachtbetrieb in Rheda-Wiedenbrück. „Das Konzept, das die Firma vorgelegt hat, beantwortet bei Weitem nicht alle Fragen, die geklärt werden müssen. Also bis der Betrieb wieder anläuft, kann es noch dauern“, sagte der CDU-Politiker am Montag dem WDR vor einem Treffen von Vertretern der Behörden und des Unternehmens.
Seit Montagvormittag (10 Uhr) sprechen Vertreter der Bezirksregierung, des Kreises und der Stadt Rheda-Wiedenbrück über das von Tönnies in der vergangenen Woche vorgelegte Hygiene-Konzept. Die Stadt Rheda-Wiedenbrück hatte die Schließungsverfügung der gesamten Schlacht- und Fleischfabrik bis zum 17. Juli verlängert.
Corona bei Tönnies: Rund 1.000 weitere Testergebnisse ausgewertet
Update vom 6. Juli, 6.55 Uhr: Der Corona-Massenausbruch beim Fleischkonzern Tönnies ließ die Zahl der Neuinfektionen in Rheda-Wiedenbrück und Umgebung rasant anwachsen, doch nun kehren bereits die ersten Mitarbeiter des Unternehmens aus der auferlegten Quarantäne zurück. Wie Radio Gütersloh berichtet, sollen am Sonntag rund 1.000 überwiegend negative Testergebnisse ausgewertet worden sein.
Demnach ende die Quarantäne nicht nach genau 14 Tagen, sondern mit einem negativen Testergebnis. Diese Ergebnisse sollen laut Radio Gütersloh nun weitergeleitet werden. Wann die Betroffenen dann genau über ihre Ergebnisse informiert und aus der Quarantäne entlassen werden können, ist demnach noch nicht bekannt. Ebenfalls nicht bekannt ist, wie viele von den 1.000 Testergebnissen eventuell noch positiv ausgefallen waren.
Nach Corona-Massenausbruch bei Tönnies: Zahl der Infizierten sinkt
Update vom 5. Juli, 12.43 Uhr: Nach dem Corona-Ausbruch in einer Tönnies-Fabrik im nordrhein-westfälischen Landkreis Gütersloh ist die Zahl der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner in dem Kreis weiter gesunken. Laut Angaben des Robert-Koch-Instituts (RKI) von diesem Sonntag liegt die sogenannte 7-Tage-Inzidenz mittlerweile bei 56,0. Am Vortag lag der Wert noch bei 66,5 und am Freitag bei 76,6. Zum Höhepunkt des Corona-Ausbruchs bei Tönnies vor knapp zwei Wochen lag der Wert bei 270,2. Als Grenzwert für das Ende der regional wiedereingeführten Beschränkungen im Kreis gilt der Wert 50.
In den Kreisen Gütersloh und Warendorf hatte es nach dem Corona-Skandal bei Tönnies in Rheda-Wiedenbrück die erste regionale Rückkehr zu den strikten Maßnahmen gegeben. Im Kreis Warendorf, in dem ebenfalls viele Tönnies-Mitarbeiter wohnen, war die Zahl der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner innerhalb der vergangenen sieben Tage zuvor bereits unter den Grenzwert von 50 gefallen, weshalb der Lockdown dort Ende Juni nicht mehr verlängert wurde. Im Kreis Gütersloh gelten die Einschränkungen derzeit noch bis zum 7. Juli.
Nach Corona-Ausbruch bei Tönnies: Personalie Sigmar Gabriel scheint verdächtig zu sein
Update vom 4. Juli, 13.04 Uhr: Neue Entwicklung im Skandal bei Tönnies: Nachdem bekannt wurde, dass Sigmar Gabriel im Frühjahr als Berater für den Fleisch-Konzern aktiv war, ist nun ein Brief öffentlich geworden, der weitere Fragen aufwirft. Der Tönnies-Neffe und Verfasser des Schreibens Robert Tönnies hatte etwas dagegen, Gabriel zu engagieren. Rober Tönnies deutet Dinge an, die Gabriel unter Verdacht stellen.
Update vom 4. Juli, 09.50 Uhr: Im Gegensatz zum Standort in Gütersloh, fallen die Corona-Test am Standort in Weißenfels in Sachsen-Anhalt positiv aus. 2258 Mitarbeiter wurden getestet, 1560 Ergebnisse liegen bisher vor. Diese fallen laut Bild (Artikel hinter Bezahlschranke) alle negativ aus.
Gründe dafür sind laut dem Oberbrügermeister von Weißenfels Robby Risch folgende:
- bessere Wohnungssituation, da die Wohnungslage entspannter ist und darauf geachtet wird, dass keine Überbelegung stattfindet.
- weniger Fluktuation bei und unter den Arbeitern.
- Tönnies in Weißenfels testet selbst: Stammmitarbeiter werden regelmäßig getestet und jeder neue Mitarbeiter wird vor Antritt getestet. Diese dürfen erst nach einem negativen Ergebnis mit ihrer Arbeit beginnen.
Nach Corona-Massenausbruch bei Tönnies: Aktivisten besetzen Schlachthof - drastische Forderung
Update vom 4. Juli, 8.22 Uhr: In Rheda-Wiedenbrück (NRW) haben mehrere Mitglieder des Bündnisses "Gemeinsam gegen die Tierindustrie" den Hauptstandort des Fleischkonzerns Tönnies besetzt. 30 Aktivisten hätten am Samstagmorgen das Dach des Schlachthofes erklommen sowie die Hauptzufahrtsstraße blockiert, erklärte das Bündnis. Die Polizei in Bielefeld bestätigte der Nachrichtenagentur AFP einen Einsatz an dem Werk. Alles verlaufe "bislang friedlich", sagte ein Polizeisprecher.
Das Bündnis forderte eine dauerhafte Schließung des Schlachthofes. Auf der Zufahrtsstraße hätten sich mehrere Menschen aneinandergekettet. Für 11.30 Uhr ist außerdem eine Kundgebung vor dem Schlachthof angemeldet, wie es in einer Pressemitteilung des Bündnisses heißt.
Der Corona-Skandal um Tönnies schlägt auch bei den Supermärkten große Wellen. Jetzt ziehen Discounter wie Aldi und Lidl erste Konsequenzen.
Nach Corona-Massenausbruch: Tönnies bleibt vorerst geschlossen
Update vom 3. Juli, 16.45 Uhr: Die Fleischfabrik der Firma Tönnies in Rheda-Wiedenbrück im Kreis Gütersloh bleibt vorerst bis zum 17. Juli geschlossen, wie die Stadt am Freitag mitteilte. Am Donnerstag hatten sich mehrere Behörden und Vertreter des Landes sowie des Kreises getroffen. Dieses Datum entspricht der für die Arbeiter vom Land angeordneten Quarantäne-Verfügung. In der Nacht war die bisherige gültige Schließungsverfügung ausgelaufen.
Laut Mitteilung kann Tönnies auf Antrag einzelne Betriebsschließungen oder Betretungsverbote am Standort Rheda-Wiedenbrück auch vor Ablauf der neuen Frist aufheben lassen. Voraussetzung ist ein Konzept zum Gesundheits- und Arbeitsschutz, dass den Vorgaben der Corona-Schutzverordnung des Landes Nordrhein-Westfalen entspricht. Am Montag soll laut Mitteilung über ein von Tönnies vorgelegtes Hygienekonzept für die Wiederaufnahme des Betriebs bei einem Abstimmungstermin beraten werden. Laut Stadt sind dabei Vertreter des Unternehmens und alle Fachbehörden eingebunden.
Corona-Ausbruch bei Tönnies: Infektionsrate im Kreis Gütersloh wieder gestiegen
Update vom 3. Juli, 11.02 Uhr: In Gütersloh ist die Infektionsrate nach Angaben des Robert-Koch-Insituts (RKI) wieder leicht gestiegen: Die Coronavirus-Fälle der letzten sieben Tage pro 100.000 Einwohner - der sogenannte Sieben-Tage-Inzidenz - liegt demnach bei 76,6. Am Vortag lag dieser Wert bei 76,4, am Mittwoch bei 78,0 und am Dienstag bei 86,0. Zum Höhepunkt des Corona-Ausbruchs bei Tönnies lag der Wert bei 270,2.
Im Kreis Gütersloh gibt es nach Angaben der Behörden aktuell 1537 aktive Corona-Fälle (Datenstand 1. Juli, 0 Uhr).
Corona-Ausbruch bei Tönnies: Schwesig gibt CDU Schuld an Tönnies-Skandal
Update vom 3. Juli, 9.30 Uhr: Im ZDF-Talk mit Maybrit Illner machte Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) der CDU Vorwürfe beim Tönnies-Skandal. Die Politik habe lange weggeschaut räumt die Ministerin ein. Doch dann schwenkt Schwesig um.
„An der Stelle muss ich sagen, es wäre gut gewesen, wenn die CDU stärker auf ihren eigenen Bürgermeister gehört hätte“, sagt sie. Und lobt fast im selben Atemzug die Arbeit ihrer SPD: „Denn, die Frage von Werkverträge bekämpfen wir schon ewig.“
Sie fände es gut, dass dieser Fall dazu führt, dass endlich aufgeräumt werden könne. Zudem sei es ihrer Meinung nach wichtig eine Debatte über die Kosten der Produktion von Lebensmitteln wie Fleisch zu führen. Und dabei trotzdem die Arbeitsbedingungen im Blick zu haben.
Auf die Frage von Maybritt Illner zum Thema Gabriel antwortet Schwesig knapp: „Das geht gar nicht und ich glaube, das weiß Sigmar Gabriel selbst auch.“
Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin @ManuelaSchwesig kritisiert bei #illner ihren Ex-Parteivorsitzenden Sigmar Gabriel wegen dessen Beratertätigkeit für Tönnies. Sie mahnte eine Debatte darüber an, wie Fleisch künftig produziert werden soll.
— maybrit illner (@maybritillner) July 2, 2020
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Update vom 2. Juli, 20.41 Uhr: Neben Tönnies haben auch andere Schlachthöfe in Deutschland derzeit mit Coronavirus-Ausbrüchen zu kämpfen, darunter der Schlacht- und Zerlegebetrieb Geestland in Niedersachsen, der zur Wiesenhof-Gruppe gehört. Schon am vergangenen Freitag wurde der Betrieb hier heruntergefahren. Am Donnerstag wurde bekannt, dass sich fünf (von 43 getesteten) Kinder von Mitarbeitern ebenfalls mit dem Virus infiziert haben.
Corona-Ausbruch bei Tönnies: Sigmar Gabriel kassiert als Berater bei Fleischkonzern ab
Update vom 2. Juli, 10.18 Uhr: Im Zuge des Corona-Skandals bei Tönnies wurde nun bekannt, dass Ex-SPD-Chef Sigmar Gabriel offenbar als Berater bei dem Fleischkonzern tätig war. Einem Medienbericht zufolge fand die Zusammenarbeit von März bis Mai diesen Jahres statt - und Gabriel soll dafür ein beachtliches Honorar erhalten haben.
Corona-Ausbruch bei Tönnies: Mitarbeiterin fristlos entlassen nach Skandal-Video aus Kantine
Update vom 1. Juli, 21.38 Uhr: Ein Video aus der Kantine des Tönnies-Betriebs hatte sich vor einiger Zeit zu einem Skandal ausgeweitet. Die Mitarbeiter sitzen in ihrer normalen Arbeitskleidung gemeinsam am Tisch und essen. „Das ist Tönnies. Wie sollen wir uns hier schützen?“, fragt eine Frauenstimme aus dem Off, „Tausende Menschen an einem Tisch.“
Jetzt kommt ans Licht, wie ungern die Konzern-Chefs diese Aufnahmen wohl im Netz sahen. Die Frau, die die Szenen aufgenommen hatte, wurde im April fristlos entlassen.
Ob die Aufnahmen vor oder nach Inkrafttreten der Corona-Verordnungen entstanden, ist bislang nicht geklärt. Seit dem 28. März sei die Firma Tönnies in Kenntnis von der Existenz der Bilder, erklärt das Unternehmen. Seit dem 22. März besteht die Corona-Verordnung in Nordrhein-Westfalen.
Das Westfalen-Blatt berichtet vom Streit zwischen dem Fleischfabrikanten und der Angestellten. Sie war allerdings nicht direkt bei Tönnies beschäftigt, sondern arbeitete für den Caterer, der dessen Kantine betreibt.
Vor Gericht hatten sich beide Parteien demnach auf die fristgerechte Kündigung geeignet. Nach einem Anwaltswechsel wurde der Vergleich nun aber von der Catering-Mitarbeiterin widerrufen. Nun geht der Streit also vor dem Arbeitsgericht weiter.
Übrigens: Um die Corona-Krise wirtschaftlich zu bewältigen, verabschiedet die Bundesregierung an diesem Donnerstag den zweiten Nachtragshaushalt. Auch über die Grundrente soll abgestimmt werden.
Corona-Ausbruch bei Tönnies: Quarantäne für Mitarbeiter und Familie verlängert
Update vom 1. Juli, 16.10 Uhr: Nordrhein-Westfalen (NRW) hat die Quarantäne für Tönnies-Mitarbeiter und ihre Familien verlängert. „Zum Schutz der Bevölkerung vor einer Verbreitung der Coronavirus wird für die Beschäftigten der Firma Tönnies in Rheda-Wiedenbrück eine häusliche Quarantäne ab dem 3. Juli 2020 angeordnet“ heißt auf der NRW-Webseite. Die neue Verfügung gilt demnach ab dem 3. Juli bis zum 17. Juli. Die Quarantäne bleibt demnach für fast 7000 Betroffene weiter bestehen und endet frühestens 14 Tage nach einem negativen Corona-Test. Zuvor berichtete Radio Gütersloh darüber, dass am Dienstagabend eine neue Verordnung erlassen worden sei.
Tönnies-Schlachthof wegen Corona dicht: Kein Platz für 100.000 Schlachtschweine
Erstmeldung vom 1. Juli 2020:
Osnabrück - Der Corona-Ausbruch bei Tönnies im Kreis Gütersloh (NRW) bringt auch Schweinehalter unter Druck. Die Zerlegung in der Fleischfabrik stellte sich recht schnell als Virus-Hotspot heraus. Die Kühlhaus- Temperaturen* haben nach Ansicht von Experten den Corona-Ausbruch begünstigt. Der Betrieb bei Tönnies am Standort in Rheda-Wiedenbrück ist dicht - offiziell bis zum 2. Juli 2020. Ob und wie es danach weiter geht, ob Tönnies wieder schlachten darf, ist unklar.
Weil sich in den Ställen die Schlachtschweine stauen, fordern die Deutschen Schweinehalter Klarheit darüber, wann die Tönnies Fleischfabrik in Rheda-Wiedenbrück wieder öffnet. „Die Schweinehalter müssen das dringend wissen, wir brauchen schnell ein klares Signal, sonst droht auf Sicht ein großes Tierschutzproblem in den Ställen“, sagte der Geschäftsführer der Interessengemeinschaft der Schweinehalter Deutschlands, Torsten Staack, der Neuen Osnabrücker Zeitung (Mittwoch).
Coronavirus-Ausbruch bei Tönnies: Schlachthöfe arbeiten nur reduziert
Laut Staack werden in Rheda-Wiedenbrück zwischen 12 und 14 Prozent der deutschen Schweine geschlachtet. Weil der Betrieb bei Tönnies nach dem Corona-Ausbruch unter Beschäftigten aber derzeit ruht und auch andere Schlachthöfe nur reduziert arbeiten, gebe es zurzeit deutschlandweit Verarbeitungsengpässe.
„In der Woche stauen sich derzeit insgesamt etwa 100.000 Schweine an, die nicht wie geplant geschlachtet werden können“, sagte Staack. Schweinemäster müssten massive finanzielle Verluste hinnehmen.
Übrigens: China verhängte ein Importverbot von Tönnies-Fleisch kurz nach dem massiven Corona-Ausbruch. Die Preise für Schweinefleisch sind eingebrochen. Am Schweinemarkt wird die Lage laut dem Fachmagazin agrarheute.com immer kritischer.
Corona-Ausbruch bei Fleischfabrik Tönnies - eine Chronologie
- 22. Juni: Der Fleischfabrik Tönnies in Rheda-Wiedenbrück (NRW) bleibt bis zum 2. Juli geschlossen. Nach dem Corona-Ausbruch im Kreis Gütersloh versuchen die Behörden mit vereinten Kräften die Ausbreitung einzudämmen.
- 19. Juni (Freitag): Quarantäne per Allgemeinverfügung für alle Tönnies-Mitarbeiter und Konzernleitung wird bis zum 2. Juli 2020, 24. 00 Uhr angeordnet.
- 17. Juni: Kitas und Schulen werden geschlossen.
- 16. Juni: Quarantäne für infizierte Tönnies-Mitarbeiter und Kontaktpersonen wird angeordnet. Die Zerlegung in der Fleischfabrik stellt sich als Infektions-Hotspot heraus.
- 15. Juni: Von den 48 Neuinfektionen stehen 46 in direktem Zusammenhang mit dem Schlachtbetrieb Tönnies. Krisenstabsleiter Thomas Kuhlbusch (Kreis Gütersloh) schlägt Alarm. Im Kreis Gütersloh sind 182 Neuinfizierte innerhalb von sieben Tagen registriert worden. Die kritische Schwelle von 50 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner erreicht.
- 12. Juni: 12 von 14 weiteren Corona-Infektionen im Kreis Gütersloh stehen nach Angaben der Behörden im engen Zusammenhang mit der Firma Tönnies.
- 10. Juni: Firma Tönnies meldet aufgrund eigener Reihentestungen 27 Corona-Fälle bei Werksvertragsnehmern.
Coronavirus-Ausbruch bei Tönnies: Reisen nur mit Attest
Die Bevölkerung aus dem Kreis Gütersloh steht derzeit unter besonderer Beobachtung. Menschen fühlen sich nach dem Corona-Ausbruch* stigmatisiert. Der Kreis Gütersloh gehört jetzt zu einem Corona-Hotspot. Ausgerechnet zur Sommerferienzeit haben Bundesländer, wie Bayern ihre Corona-Regeln angepasst. Nur mit einem negativen Covid-19-Test dürfen Reisende aus einem Kreis mit hohem Corona-Infektionsgeschehen in einem Hotel oder einer Pension übernachten.
Coronavirus-Ausbruch bei Tönnies: In Österreich gelten für Reisende besondere Einreisebestimmungen
Österreich hatte zuerst eine Reisewarnung für NRW erlassen, aber dann wieder zurückgenommen. Nun hat die Alpenrepublik das Verfahren zur Kontrolle von Reisenden aus dem Kreis Gütersloh in Nordrhein-Westfalen präzisiert, berichtet die Nachrichtenagentur dpa. Die regionalen Gesundheitsbehörden kontrollierten gemeinsam mit der Polizei in Grenznähe und an Flughäfen die Einhaltung der Einreisebestimmungen, teilte eine Sprecherin des Gesundheitsministeriums mit. Für die Einreise nach Österreich ist für Menschen aus dem Kreis Gütersloh derzeit ein negativer Corona-Test vorgeschrieben.
In Grenznähe werde stichprobenartig durch mobile Teams kontrolliert. Liege kein Gesundheitszeugnis vor, müsse die Person in 14-tägige selbstüberwachte Quarantäne, die selbst zu organisieren sei und deren Kosten selbst zu tragen seien, hieß es. Wenn jemand keine Möglichkeit zur selbstüberwachten Quarantäne in einer geeigneten Unterkunft habe, dürfe er nicht einreisen. (ml mit Material der dpa) *Merkur.de ist Teil des Ippen-Digital-Netzwerks
Corona-Massenausbruch bei Tönnies: Im Kreis Gütersloh gilt weiter ein Lockdown. Tausende sind unter Quarantäne, die Lage ist angespannt. Wie sinnvoll ist die Maskenpflicht? Ein Überblick über Vor- und Nachteile.
Die WHO berichtigte außerdem einen Bericht zur Corona-Chronologie. Dieser lässt das Vorkommen in China, in einem etwas anderem Licht erscheinen.