Virologe Drosten warnt eindringlich vor zweiter heftiger Corona-Welle - „Mit einer Wucht ...“

Zwar scheint sich die Coronavirus-Lage in Deutschland derzeit etwas zu entspannen. Doch Virologe Christian Drosten warnt nun eindringlich vor einer zweiten Welle.

  • Die jüngsten Corona-Zahlen aus Deutschland stimmen hoffnungsvoll, doch Virologe Christian Drosten warnt vor einer zweiten Virus-Welle.
  • Grund dafür seien dem Experten zufolge zwei Hintergrundeffekte, die bislang noch nicht bedacht wurden, aber bald fatale Folgen haben könnten. 
  • Er skizziert eine beunruhigende Prognose, wonach das Coronavirus erneut stark zuschlagen könnte.
  • Hier finden Sie die grundlegenden Fakten zum Coronavirus* und die Corona-News aus Deutschland. Außerdem finden Sie hier aktuelle Fallzahlen in Deutschland als Karte*. Derzeit gibt es die folgenden Empfehlungen zu Corona-Schutzmaßnahmen*. Das Wichtigste zum Thema gibt es auch auf unserer brandneuen Facebook-Seite Corona News. Jetzt Fan werden.

Update 7. Mai 2020: Nach den neuesten Lockerungen warnen auch RKI-Präsident Wieler und sein Vize-Chef Schaade vor einer zweiten Infektionswelle in Deutschland.

Update 23. April 2020: In seinem NDR-Podcast bekräftigte Virologe Christian Drosten seine Befürchtung vor einer zweiten Corona-Welle in Deutschland. In diesem Zusammenhang kritisierte er die jetzigen Lockerungen der Maßnahmen. „Ich bedauere es in diesen Tagen so sehr, zu sehen, dass wir dabei sind, diesen Vorsprung komplett zu verspielen“, warnt er. „Wir gehören zu den ganz wenigen Ländern weltweit, bei denen die Zahlen rückläufig sind. Und wir sind unter diesen Ländern das Land mit der größten Bevölkerungszahl und der klarsten Nachrichtenlage.“

Nun lockere die Politik die Maßnahmen - aus Sicht von Drosten verfrüht! „Jetzt plötzlich sehen wir, dass Einkaufszentren wieder im Ganzen frequentiert werden und voller Leute sind, da jedes Geschäft eine Fläche von unter 800 Quadratmeter hat. Da muss ich ausnahmsweise mal etwas Meinung bekunden in diesem Podcast.“ Angela Merkel hat eine ähnliche Meinung und sendet eine Warnung an die Bundesländer: Man bewege sich auf „dünnstem Eis“. Ähnlich sieht es auch ein anderer Gesundheitsexperte und findet die Diskussion um weitere Lockerungen „vollkommen daneben“.

Virologe Drosten warnt vor zweiter heftiger Corona-Welle - „Mit einer Wucht ...“

Erstmeldung 21. April 2020: Berlin - Die erste extreme Coronavirus*-Infektionswelle scheint in Deutschland mittlerweile nachgelassen zu haben. Laut aktuellen Informationen des Robert-Koch-Instituts lag die Reproduktionsrate R, also die Anzahl der Personen, die ein Corona-Infizierter im Durchschnitt ansteckt, am Montag bei 0,9. 

Sie ist damit unter den kritischen Wert von 1 gesunken. Doch bevor sich die Bundesbürger in falscher Sicherheit wiegen, warnt Virologe Christian Drosten* von der Berliner Charité in seinem regelmäßigen NDR-Podcast vor einer möglichen zweiten Infektionswelle, die mit voller Wucht zuschlagen könnte

Lesen Sie auch: „Aus unserem kollektiven Gedächtnis total gelöscht“ - Als Zehntausende in der BRD an einer Pandemie starben

Coronavirus: Drosten bewertet den Rückgang der Reproduktionszahl positiv - warnt aber auch

Zwar bewertet Drosten die aktuelle Reproduktionszahl durchaus positiv. Dass ein Corona-Infizierter im Schnitt weniger als eine weitere Person ansteckt, bedeutet einen Rückgang der Neu-Infektionen und damit einen ersten Schritt zur Eindämmung der Corona-Pandemie. Die am Montag erfolgten Lockerungen der Maßnahmen* hält der Experte deshalb für naheliegend, doch sie bereiten ihm auch Sorgen. „Natürlich ist es so, dass die Politik nicht davon ausgeht, dass der R-Wert wieder über 1 ansteigt“, sagt Drosten. „Die Frage, die man sich immer stellen muss, ist aber: Können wir was übersehen haben? Wenn ja, was könnte das sein?“

Konkret will Drosten darauf hinaus, dass sich das Virus trotz der bisherigen Erfolge sozusagen „unter der Decke der Maßnahmen“ unbemerkt weiterverbreitet*, heißt es in einem Bericht von Focus.de

Drosten zufolge werden zwei Diffusionseffekte auftreten: Örtliche und altersmäßige Diffusion:

Coronavirus: Drosten sieht zwei Hintergrundeffekte, die Deutschland Probleme bereiten könnten

  • Örtliche Diffusion: Vor allem am Anfang der Pandemie haben sich in der Bundesrepublik örtliche Virus-Hotspots wie zum Beispiel der Landkreis Heinsberg gebildet. Doch durch eine rasche Kontaktminimierung* wurde die heterogene Konzentration der Fälle sozusagen eingefroren. Dadurch zeichneten sich auf der Landkarte einerseits stark und andererseits kaum vom Virus betroffene Orte ab. Auch mittlerweile lassen sich die auffälligen lokalen Krisenherde der anfänglichen Einschleppung noch erkennen. Was Drosten zufolge allerdings bisher nicht in den Zahlen zu finden ist, sind die Fälle, die im Hintergrund in andere Regionen verschleppt wurden. Zum Beispiel, indem trotzdem besucht oder verreist wurde, oder bestimmte Treffen unter Ausnahmeregelungen stattgefunden haben. 

  • Altersmäßige Diffusion: Während das Coronavirus zu Beginn der Pandemie besonders durch die junge und mittelalte Bevölkerungsschicht übertragen wurde, seien ältere Personen zunächst wenig betroffen gewesen. Jedoch sieht Drosten eine „langsame Weiterverbreitung über die Zeit in ältere Altersgruppen, die wir bis jetzt noch nicht so genau bemerkt haben“. Dementsprechend befürchtet er, dass bereits Infektionsketten unter älteren Menschen* existieren. Mögliche Gründe dafür könnten sein, dass man sich eben doch mal mit Bekannten verabredet oder Besuch von den Enkelkindern bekommen hat. 

Coronavirus: Drosten befürchtet eine „Epidemie-Tätigkeit in überproportionaler Art“

Zwar seien aktuell Auswüchse dieser beiden Hintergrundeffekte noch nicht in den Zahlen zu sehen. Aber: „Wenn der Reproduktionswert* wieder über 1 steigen sollte, geht plötzlich die Epidemie-Tätigkeit in überproportionaler Art und Weise wieder los wegen der örtlichen Verteilung“, warnt Drosten. Besonders macht dem Virologen Sorge, dass „die Personen, die dann überall in Deutschland als Neuinfizierte auftauchen werden, eben nicht mehr die 35-Jährigen sind, sondern plötzlich der 70-Jährige und dessen soziale Kontakte, die vielleicht auch in der Altersgruppe sind.“ 

Dann wird der Experte besonders deutlich: „Auf einmal hat man eine Wucht einer Infektionswelle innerhalb von einem Monat, die man nicht erwartet hatte“, prophezeit er. Auch im Hinblick auf die Intensivstationen der Kliniken könne mit einem derartigen Effekt eine Belastung „in einer Art, mit der man jetzt im Moment nicht rechnet“ einhergehen. Drosten stellt klar, dass eine solche Entwicklung für ihn keine Spekulation ist. „Das sind Diffusionseffekte, die fast zwangsläufig sind. Ich erwarte, dass es dazu kommt – und dass wir plötzlich eine Neubewertung unserer alten Erfahrungen in Deutschland machen müssen und vielleicht keine Zeit mehr für diese Neubewertung haben.“ Mittlerweile haben sich alle deutschen Bundesländer für eine Maskenpflicht in bestimmten Situationen entschieden. Ob diese einer Infektionswelle entgegenwirken kann?

Wie tödlich ist das Coronavirus wirklich?* Ein Blick auf die Todeszahlen gibt Aufschluss. In der darauffolgenden Podcast-Episode warnte der Virologe davor, den „Vorsprung“ Deutschlands nicht zu verspielen.

*Merkur.de ist Teil des bundesweiten Ippen-Digital-Redaktionsnetzwerks.

28.02.2021

Landpark Lauenbrück

12.02.2021

Winterlandschaft in Rotenburg

22.12.2020

Weihnachtsbilder

29.10.2020

Herbstfotos der Leser