Remdesivir gilt als vielversprechendes Medikament für Coronavirus-Patienten mit schweren Symptomen. Jens Spahn kämpft jetzt darum - gegen Donald Trump.
- Coronavirus-Pandemie*: Remdesivir gilt als vielversprechendes Medikament gegen Covid-19*.
- Die USA sichern sich in der Corona-Krise unter Präsident Donald Trump einen Großteil des weltweiten Vorrates.
- Bundesgesundheitsminister Jens Spahn macht Druck auf den Hersteller Gilead Sciences.
München/Washington - Kaleigh McEnany ist dafür da, die Politik von Donald Trump zu vermarkten. Schließlich ist sie Pressesprecherin des US-Präsidenten, schon die vierte in seiner Regierung.
Und schließlich hat der 74-jährige Republikaner gerade mächtig mit der Corona-Krise in den USA zu tun - deren Bekämpfung dem früheren Unternehmer und Immobilien-Magneten auch reichlich Kritik eingebracht hat. Wie die New York Times berichtete, stieg die Zahl der Corona-Infizierten zuletzt innerhalb von zwei Wochen um 80 Prozent.
Corona-Krise in den USA: Regierung Donald Trump wirbt für Remdesivir
In dieser kniffligen Gemengelage ging es McEnany diesmal darum, auf die Wirkung des Medikaments Remdesivir hinzuweisen, dass „die Zeit von Patienten im Krankenhaus um ein Drittel“ reduziere.
Wenig später gab ihre Regierung bekannt, dass sie den USA für die kommenden drei Monate rund 90 Prozent des weltweiten Vorrates an Remdesivir aus der Produktion des kalifornischen Pharmaunternehmens Gilead Sciences gesichert hat. Politisch perfekt inszeniert.
Remdesivir als Medikament gegen Covid-19: Erfolge bei schwerkranken Patienten
Verschiedene Untersuchungen hatten zuvor gezeigt, dass Remdesivir als Medikament gegen Covid-19 mittelschwere Symptome lindern soll, auch bei schwerkranken Corona-Patienten wurden demnach schon Erfolge erzielt.
Konkret sieht Trumps Vorstoß vor: Bis September will Gilead mehr als 500.000 Dosen an die USA verkaufen. Dies entspricht fast den gesamten Produktionsressourcen für die kommenden drei Monate. Der US-Kongress prüft aktuell die Finanzierung des Vorhabens, will im Juli ein weiteres Coronavirus-Hilfspaket für die Vereinigten Staaten verabschieden.
Coronavirus-Pandemie: Ringen um Medikamente gegen Covid-19
Das Ringen um Remdesivir zeigt wohl auch, wie intensiv um Medikamente und später auch um einen Impfstoff gegen den Erreger Sars-CoV-2* gekämpft wird. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) reagierte bereits auf die Berichte aus den USA - und ermahnte Gilead Sciences.
Heute übernimmt die #Ratspraesidentschaft. In den vergangenen Monaten haben wir einmal mehr festgestellt: In Krisensituationen sind wir in #Europa dann am stärksten, wenn wir zusammenstehen. Diese Leitlinie wird auch das vor uns liegende halbe Jahr prägen. #EU2020DE
— Jens Spahn (@jensspahn) July 1, 2020
Er erwarte von der Pharmafirma, „dass Deutschland und Europa versorgt werden, wenn es um ein solches Medikament geht“, sagte er im ZDF-Morgenmagazin. Der 40-Jährige beschwichtigte aber gleichzeitig. Er sieht den Bedarf für die kommenden Wochen gesichert, in der Zentralapotheke des Bundes gebe es entsprechende Reserven, erklärte Spahn.
Remdesivir gegen Corona? Bei Ebola zeigte es kaum Wirkung
Die Europäische Arzneimittel-Agentur EMA hatte eine Zulassung für das Medikament unter Auflagen empfohlen.
Aber: Remdesivir gilt nicht zwangsläufig als Heilsbringer gegen Covid-19. Und: In der Behandlung von Ebola, für das es ursprünglich entwickelt worden war, zeigte das Mittel Medienberichten zufolge nur eine geringe Wirkung. Und trotzdem wird in der Corona-Krise eifrig darum gewetteifert. (pm)
*merkur.de ist Teil des deutschlandweiten Ippen-Digital-Redaktionsnetzwerks