Wenn der Traumurlaub zum Alptraum wird: Auf Kreuzfahrtschiffen finden Kriminelle paradiesische Bedingungen vor. Experten nennen schockierende Fakten.
- Experten zeichnen düsteres Bild der Sicherheit auf Kreuzfahrten
- Polizei ist auf dem offenen Meer oft meilenweit entfernt
- Gibt es verschwiegene Morde auf Schiffen?
Tiefblaues Wasser so weit das Auge reicht, dazu gutes Essen und Drinks und immer eine leichte Brise im Gesicht: Eine Kreuzfahrt ist für viele Erholungswillige der Traumurlaub schlechthin. Anbieter wie Aida, Mein Schiff oder Oceania Cruises boomen. Die Vorstellung auf einem schwimmenden Hotel zu wohnen und bei jedem Landgang ein neues paradiesisches Ziel vorzufinden, ist verlockend. Doch was, wenn der Traumurlaub zum Alptraum wird? Das ist laut einem Experten nicht einmal unbedingt so unwahrscheinlich - gerade auf einem Kreuzfahrtschiff.
Kreuzfahrt: Mord auf dem Schiff
Die Bildzeitung hat mit Ross Klein gesprochen, einem Professor für Maritime Studien an Universität Neufundland in Kanada. Klein beschäftigt sich seit Jahren mit Todesfällen auf Kreuzfahrtschiffen, seinen Untersuchungen zufolge gehen jährlich weltweit durchschnittlich 24 Menschen über Bord und verschwinden in den Weiten des Meeres. „Bei den Menschen, die über Bord gehen, haben wir es natürlich oft mit Suiziden zu tun, außerdem gibt es immer wieder Unfälle, und bei denen ist dann häufig auch Alkohol im Spiel“, zitiert bild.de Professor Klein (Bezahlinhalt). „Etwa jeder dritte Fall hat, meinen Einschätzungen zufolge, einen kriminellen Hintergrund.“
Eine Aussage, die schockiert. Schließlich sind Kreuzfahrten bei deutschen Urlaubern sehr beliebt. Wie der Branchenverband Clia Deutschland berichtet, buchten im Jahr 2018 2,23 Millionen Deutsche eine Kreuzfahrt, ein Plus von drei Prozent zum Jahr davor. Ein Schiff, voll mit fremden Menschen, schwimmend auf einem endlosen Ozean - ein anderer Experte nennt Kreuzfahrten gar ein "Eldorado für Mordgetriebene".
Kriminalität auf Kreuzfahrten: Der perfekte Mord?
Anwalt Dr. Alexander Stevens gibt zu bedenken, dass eine über Bord geworfene Leiche mit extrem hoher Wahrscheinlichkeit nicht gefunden werde. Auf Bild.de erklärt der Anwalt für Strafrecht und Buchautor, warum Mörder auf Kreuzfahrtschiffen paradiesische Umstände für Straftaten vorfinden: „Schiffschraube, Wellengang und Tiere vernichten die Spuren zuverlässig.“ Die Beweisführung werde außerdem erschwert, wenn es keine Videoaufzeichnungen gebe.
Kreuzfahrtschiffe seien außerdem die perfekten Orte für Kriminelle, weil niemand ernsthaft ermittle. Für gewöhnlich gibt es auf den Schiffen lediglich einen Sicherheitsdienst, angestellt von der Reederei. Die nächste Polizeistation ist auf dem offenen Meer manchmal hunderte Kilometer entfernt. Die Reedereien könnten Verbrechen außerdem selbst einteilen: da werde aus einer Vergewaltigung ein Missbrauch oder aus einem Mord ein Suizid, so Experte Klein.
Kriminalität auf Kreuzfahrten: Experte zeichnet düsteres Bild
Dr. Alexander Stevens zeichnet ein düsteres Bild für die Aufklärungen von Straftaten auf Kreuzfahrtschiffen: Durch kaum vorhandene Videoüberwachung hätten Kriminelle ein leichtes Spiel. „Es passiert viel mehr auf den großen Schiffen, als man denkt, vor allem auch Diebstahl, Raub und sexuelle Delikte. Aber die Reedereien haben natürlich ein großes Interesse daran, dass das nicht an die Öffentlichkeit gerät, um das romantische Bild der Traumschiffe nicht zu zerstören.“
Opfer und Angehörige von Opfern seien häufig in einer schwachen Position, es entwickelten sich teilweise jahrelange Rechtsstreits mit den Reederein. Es gibt sogar einen Verein, der sich der Hilfe für Opfern auf Kreuzfahrten verschrieben hat: Die International Cruise Victims Association. Die Organisation hat laut eigener Aussage mehrere hundert Mitglieder und listet auf seiner Website Todes-, Unglücks- und Mordfälle auf Kreuzfahrtschiffen auf.
Von Anna Grösch
Zuletzt sorgte in Frankfurt die Abschlussfahrt einer Schulklasse mit einem Aida-Schiff für Aufsehen: Die Abschlussfahrt soll trotz allem wie ursprünglich geplant stattfinden, wie fnp.de berichtet*.
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