Wenn die Temperaturen steigen, erhitzen sich schnell auch mal die Gemüter. Das Freibad ist da keine Ausnahme: In den vergangenen Tagen gab es gleich mehrere Vorfälle, den spektakulärsten am Samstag in Düsseldorf. Schwimmmeister schlagen Alarm.
Düsseldorf (dpa) - Eigentlich verspricht ein Freibadbesuch Abkühlung, doch in jüngster Zeit scheint sich die Stimmung dort schnell aufzuheizen. Im Düsseldorfer Rheinbad kam es am Samstag zu einem Massenstreit. Die Polizei rückte mit Dutzenden Beamten an.
Im Bad bot sich ihnen folgendes Bild: Ein Vater steht schützend vor seiner Familie, umgeben von Hunderten junger Männer, die ihn anschreien. Wie verlautet, haben sich zuvor einige junge Männer daneben benommen und sind über Decken und Badegäste gesprungen. Als sich ihnen daraufhin der Familienvater entgegenstellt, schlagen sich viele andere junge Männer auf die Seite der Unruhestifter.
Die Polizei fordert Verstärkung an, versucht, die Kontrahenten zu beruhigen. Getränkekartons fliegen in Richtung der Einsatzkräfte, die Polizisten setzen Pfefferspray ein. Die Familie wird aus dem Bad begleitet. Der Betreiber hält es für ratsam, das ganze Bad vorzeitig zu schließen. Ein renitenter Badegast wird kurzzeitig in Gewahrsam genommen.
Die Ereignisse in Düsseldorf sind nur der spektakulärste von mehreren Freibad-Vorfällen der vergangenen Tage. In einem Bad in Essen attackierte eine Gruppe junger Männer am vergangenen Montag zwei Bademeister und ein junges Mädchen. Die Stadt verdoppelte daraufhin die Zahl der Sicherheitsleute in dem Bad. Oberbürgermeister Thomas Kufen (CDU) zeigte sich empört.
In Hessen kam es am Mittwoch vor einem überfüllten Badesee zu Ausschreitungen. Wegen starken Andrangs war der Einlass vorläufig geschlossen worden. Daraufhin versuchten nach Polizei-Angaben etwa 200 Leute gewaltsam, auf das Gelände vorzudringen. Wartende warfen Steine und beschimpften die Sicherheitskräfte.
In einem Freibad in Mannheim versprühte ein Mann am Samstag bei einem Familienstreit Pfefferspray. Fünf Menschen, darunter zwei Kinder, erlitten leichte Verletzungen.
Der Bundesverband Deutscher Schwimmmeister beklagt schon seit längerem eine zunehmende Aggressivität in Freibädern. "Ich bin jetzt 45 Jahre im Job", sagt Verbandspräsident Peter Harzheim. "Man hat sicherlich einiges erlebt, aber was sich in den letzten 40 Jahren getan hat, ist doch erschreckend. Das Wort "Respekt" hatte früher eine ganz andere Bedeutung als heute." In den vergangenen 10 bis 20 Jahren habe sich das gründlich geändert.
Jetzt bekomme man eher Sprüche zu hören wie "Alter, was willste?" Eltern lebten ihren Kindern häufig vor, dass sie sich nichts gefallen lassen müssten. Dazu kämen kulturelle Unterschiede, etwa im Umgang mit Frauen.
Christian Ochsenbauer von der Deutschen Gesellschaft für das Badewesen bestätigt die Darstellung: Das Thema Aggressivität schlage derzeit hohe Wellen, sagt der Verbandsgeschäftsführer. "Ich kann den Verband Deutscher Schwimmmeister nur darin unterstützen, dass härter durchgegriffen werden muss."
Zwar seien Bäder immerhin noch geschützte Räume mit Aufsicht, doch fühle sich das Badepersonal ein Stück weit im Stich gelassen. Im Falle eines Hausverbots gingen die Störer einfach ins nächste Schwimmbad. Ochsenbauer: "Die Gesellschaft ist hier auf breiter Front gefordert - wir sind nur ein Teilbereich des Ganzen."
Schwimmmeister-Präsident Harzheim findet die ganze Entwicklung traurig: "Ein Bad ist doch ein Ort der Erholung, der Wellness, des Kennenlernens, der Kommunikation." Da sollte man sich eigentlich locker machen können.
In einem Freibad in Würzburg haben mehrere Badegäste versucht, die Festnahme eines Freundes zu verhindern. Die Polizei musste zu Drohungen greifen, damit Situation nicht eskaliert, berichtet Merkur.de*.
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