Dem Zinstief kann sich auch die ING-Diba nicht entziehen. Trotzdem wächst die Direktbank weiter. Das Institut profitiert auch davon, dass die Konkurrenz an der Gebührenschraube dreht.
Frankfurt/Main (dpa) - Europas größte Direktbank ING-Diba hat trotz anhaltenden Gegenwinds im vergangenen Jahr an das Rekordergebnis von 2015 angeknüpft.
«Es ist uns gelungen, unser Ergebnis stabil zu halten und auch in der Niedrigzinsphase profitables Wachstum zu erreichen», sagte Vorstandschef Roland Boekhout. Genaue Zahlen will die Tochter der niederländischen Großbank ING am 3. Februar veröffentlichen.
Für 2015 hatte das Institut Rekordzahlen ausgewiesen: Der Vorsteuergewinn kletterte zum Vorjahr um ein Viertel auf gut 1,1 Milliarden Euro. Unter dem Strich standen 755 (Vorjahr: 599) Millionen Euro Überschuss.
«Das Unternehmenskundengeschäft entwickelt sich zur zweiten starken Säule der ING-Diba», konstatierte Boekhout. «Unser Geschäft mit Unternehmenskunden wächst sehr beeindruckend. Wir haben mittlerweile weit über 20 Milliarden Euro an Kreditvolumen auf der Bilanz. Und ich sehe gerade in Deutschland noch viel Potenzial.»
Bei den Privatkunden hält der Zuwachs nach Boekhouts Angaben unvermindert an: «Die Zahl der Neukunden hat sich in etwa auf dem Niveau der vergangenen Jahre entwickelt, wobei wir inzwischen mehr Kunden über das Girokonto als über Sparprodukte gewinnen.» Im Jahr 2015 gab es bei der ING-Diba ein Plus von netto 250 000 Kunden auf gut 8,5 Millionen in Deutschland und Österreich.
Dabei profitiert die Direktbank auch davon, dass Konkurrenten Gebühren etwa für das Girokonto erhöhen und Kunden deshalb die Bank wechseln. «Solange wir es können, werden wir unser Girokonto kostenlos anbieten», bekräftigte Boekhout. «Derzeit gibt es keine Überlegungen, dieses Angebot abzuschaffen.»
Auch beim Thema Strafzinsen steht die ING-Diba weiterhin auf der Bremse. «Dass einzelne Häuser mit Strafzinsen für Privatkunden experimentieren, lenkt vielleicht auch davon ab, dass in der Branche grundsätzliche Maßnahmen notwendig sind», sagte der Manager. «Wir haben erhebliche Überkapazitäten in der deutschen Bankenbranche, die müssen raus. Die gesamte Branche muss effizienter werden.»
Das gelte erst recht in Zeiten der Digitalisierung. «Meine Sorge ist, dass es weitere Spannungen in der Bankenbranche gibt. Der Druck der Kunden, die mehr Einfachheit bei finanziellen Dienstleistungen einfordern, kommt erst noch», warnte Boekhout. «Ich sehe die Gefahr, dass Deutschland beim Megathema Digitalisierung abgehängt wird, wenn der Gesetzgeber sich nicht bewegt. Noch gibt es für Innovation zu viele Hürden, aber das Bewusstsein, dass sich was bewegen muss, wächst auch in Berlin.»