Overtourism: Wenn Urlauber nicht mehr willkommen sind

Playa de Palma auf Mallorca: Die Lieblingsinsel der Deutschen leidet im Hochsommer an Overtourism - volle Strände, Lärm und Müll sowie steigende Mieten für die Einheimischen sind die Folge.
 ©Stephanie Schuster

Die Reisemesse ITB in Berlin ist Branchentreff, Werbeveranstaltung und Fenster zur Welt. Das Thema Sicherheit wird dieses Jahr nicht im Fokus stehen - aber dafür ein anderes Problem.

Berlin - Die ganze Welt in ein paar Messehallen: Das ist das Versprechen der ITB, der größten Reisemesse der Welt. Vom 7. bis 11. März wird sie wie jedes Jahr wieder in Berlin stattfinden.

Länder und Regionen locken Besucher mit Folklore, kulinarischen Spezialitäten und Inspiration für die nächste Urlaubsreise. Die Tourismusbranche verhandelt außerdem die Fragen der Zukunft. Diese vier Themen stehen auf jeden Fall auf der Agenda:

1. Overtourism: Der Urlauber als Störfaktor

Vielerorts wird es mit dem Massentourismus zuviel. Preise und Mieten steigen, Innenstädte verlieren ihren Charakter, Einheimische protestieren. Das Schlagwort: Overtourism. Der Urlauber selbst wird zum Störfaktor.

Städte wie Amsterdam, Barcelona und Rom machen im Sommer nur wenig Spaß: Menschenmassen, stundenlanges Warten vor den Attraktionen, Selfie-Stangen überall. Auch Mallorca wird zur Feriensaison quasi überrannt. Einheimische forderten bereits: "Tourists go home!" Und selbst Reiseformen wie die Kreuzfahrt stehen in der Kritik, weil Ziele wie Venedig von den Landausflüglern überfordert sind.

"Das Problem ist ernst", sagt Martin Buck von der Messe Berlin, der die ITB verantwortet. Die Tragfähigkeit von Umwelt, Gesellschaft und Infrastruktur habe natürliche Grenzen. "Touristensteuerung" werde nötig - etwa durch Kontingente, Gebührenmodelle und eine Erweiterung der Saisonzeiten. "Wie kann man regulativ eingreifen, ohne die Touristen zu vergraulen?", sagt Buck.

2. Digitalisierung: Der beste Service zum richtigen Zeitpunkt

Der gesellschaftliche Megatrend verändert auch das Reisen. "Das beginnt bei der Buchung einer Reise vom Sofa aus, geht weiter über den Wunsch nach WLAN im Flieger und Hotel bis hin zu Bewertungen über den Urlaub, wenn man wieder zuhause ist", sagt Buck. Und das sind noch einfache Beispiele. Chatbots, virtuelle Sprachassistenten, smarte Hotels: All dies wird den Urlaub weiter verändern.

"Digitalisierung ist ein schillernder Begriff", sagt Prof. Torsten Kirstges, Tourismusforscher von der Jade-Hochschule in Wilhelmshaven. Er klingt aus Urlaubersicht reichlich abstrakt. Dennoch gebe es viel Potenzial für digitale Anwendungen, vor allem im Urlaub selbst. Dort sucht der Gast zum Beispiel punktgenaue Empfehlungen für das nächste Restaurant. Apps helfen da schon jetzt. "Aber da lässt sich noch viel optimieren", sagt Kirstges.

Werden wir in Zukunft unsere Urlaube nicht mehr im Reisebüro oder vor dem Computerbildschirm buchen - sondern im Gespräch mit Alexa, dem digitalen Sprachassistenten im Wohnzimmer? Und wo ist da noch Platz für etablierte Reiseanbieter? Diese und andere Fragen rund um die Digitalisierung werden auf der ITB eine große Rolle spielen.

3. Verkehrsmittel der Zukunft: Drohnen-Taxis und Hyperloop

Der Blick in die Glaskugel gehört in jeder Branche zu einer Fachmesse dazu. Wie wird ein Urlauber vielleicht einmal reisen? Vom Flughafen in die Stadt in einem Drohnentaxi, wie sie Dubai bereits hat? Zwischen zwei Städten pendeln in einer Hyperloop-Vakuum-Röhre mit 1200 km/h? Kurz in die USA per Überschallflug? Und wer will so etwas überhaupt? Dazu wird auf der ITB eine Studie präsentiert.

Aus Sicht der ITB ist die Notwendigkeit des Themas klar: Die heutigen Verkehrssysteme seien nicht zukunftsfähig - wegen Ressourcenverbrauch, Umweltverschmutzung, Lärm, Staus und Zeitverschwendung. Somit seien neue - gerne auch revolutionäre - Technologien gefragt.

4. Reisesommer 2018: Wer sind die Aufsteiger und Absteiger?

Die ITB soll auch einen ganz praktischen Ausblick geben: Wohin geht es im kommenden Sommer? Welche Ziele locken viele Urlauber? Hier kann Mecklenburg-Vorpommern, das beliebteste Bundesland deutscher Gäste, für Urlaub in der Heimat werben. Es ist 2018 das Partnerland der ITB, nach exotischen Ländern wie Botsuana und den Malediven.

Darüber hinaus richten sich die Blicke in Richtung Mittelmeer, wo der typische Badeurlauber seinen Sommer verbringen wird. Eine der großen Fragen lautet dort: Kommt die Türkei zurück? Ist die Flaute vorbei? Das Land ist laut Buck wieder der größte Aussteller auf der ITB und wird entsprechend fleißig die Werbetrommel rühren.

Der Deutsche Reiseverband (DRV) setzt auf ein Comeback der Türkei. Die großen Reiseveranstalter berichten von Buchungszuwächsen nach zwei Jahren des Abschwungs. Auch für die Krisenkandidaten Ägypten und Tunesien sehen die Zahlen bisher nicht schlecht aus. Ansonsten werden Spanien und Griechenland aller Wahrscheinlichkeit nach die Lieblinge deutscher Sommerurlauber sein - ob Kanaren oder Kreta, Mallorca oder Mykonos. Overtourism hin oder her.

dpa/tmn

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