Urlaub auf dem Bauernhof liegt weiter im Trend. Gäste erwarten aber meist mehr als ein 08/15-Angebot. Ein Beispiel in Brandenburg zeigt, wie es geht, steht aber nicht allein.
Rietz Neuendorf - Wenn Elke Melchert Pony "Katja" anspannt und samt kleiner Kutsche über den "Rüsterhof" von Görzig zuckelt, ist das für "ihre" Ferienkinder das Größte. Überhaupt sind die Tiere für die kleinen Gäste auf dem Ferienbauernhof in Brandenburg das Wichtigste.
Ein Beispiel ist die zehnjährige Mara aus Hessen, die gemeinsam mit ihrer jüngeren Schwester Jette Island-Pferden, Eseln und Ponys das Stroh aus dem Fell bürstet.
Nicht nur Tiere zum Reiten gibt es auf dem "Rüsterhof" in dem Ortsteil von Rietz Neuendorf (Oder-Spree), sondern auch Streicheleinheiten liebende Meerschweinchen, Kaninchen und Katzen. "Die meisten Familien bekommen ihre Kinder nicht vom Hof, um mal einen Ausflug zu machen", erzählt die 47-jährige Hausherrin, selbst Mutter von vier Töchtern.
Dabei seien die Freizeitanlage Tropical Island oder auch der Spreewald gar nicht weit. "Mara und Jette wollen heute bestimmt nicht mit zu den Großeltern nach Eisenhüttenstadt", befürchtet ihre Mutter Jeannette Lenze. Dabei habe sie extra einen Ferienhof ausgewählt, der nicht zu weit von der Verwandtschaft entfernt liegt.
Was nun hebt den "Rüsterhof" von anderen Freizeitangeboten ab? Julia Schmalstieg vom Internetportal Landreise.de nennt die hochwertige Ausstattung der Ferienwohnungen als einen Pluspunkt. Aber auch bei Service und Freizeitangeboten konnte der Hof von Familie Melchert in den Gäste-Bewertungen 2015 wie schon zuvor punkten. Das Portal wird von der Deutschen Landwirtschaftsgesellschaft (DLG) gemeinsam mit dem Verlag LV digital GmbH betrieben, der auch die Zeitschrift "Landlust" herausgibt.
So allein steht das Quartier nahe Beeskow nun allerdings auch wieder nicht da, wie Dennis Kummer betont. Er ist beim Verband pro agro zur Förderung des ländlichen Raumes in Berlin und Brandenburg für die Zertifizierung der Höfe nach Qualitätsstandards zuständig. Landtourismus-Angebote lägen im Trend. "Es gibt einige hundert dieser Höfe im Land Brandenburg. Sie entstanden auch durch die ungebrochene Nachfrage aus der Großstadt Berlin", erklärt Kummer.
Die steigende Zahl Erholungsuchender zeige, dass Urlaub auf dem Bauernhof angenommen werde. Allein 2170 Gästebetten seien zwischen 2007 und 2013 über die Tourismus-Förderung im ländlichen Raum entstanden, berichtet der Sprecher des Agrarministeriums, Jens-Uwe Schade. Beispielsweise wurden auf dem "Rüsterhof" aus den einstigen Arbeiterhäusern und weiteren Stallungen zwei Ferienhäuser sowie ein Doppelhaus mit zwei Ferienwohnungen.
Es kämen vor allem Gäste, die keine großen Ferienparks und Massenabfertigung mögen, sagt die studierte Ingenieurin Melchert, die das Feriendomizil mit zwei Mitarbeiterinnen betreut. Vor allem Berliner und Sachsen zählen zu ihren Stammgästen. Eigentlich wollte die gebürtige Kasselerin gar nicht aufs Land, wie sie zugibt. Doch als ihr Mann Frank den gut 100 Jahre alten Bauernhof übernahm, der seiner Familie seit Generationen gehört, konnte auch sie sich dem Charme des einstigen Vierseithofs nicht entziehen.
Seinen Namen trägt er nach riesigen alten Ulmen, auch Rüster genannt. In den Sommermonaten ist das Anwesen aus Ziegelstein- und Feldsteinbauten fast immer ausgebucht, aber auch außerhalb klassischer Ferienzeiten stehen die Wohnungen nach eigenen Angaben mittlerweile nicht leer.
dpa