Santos - Nach dem sensationellen Viertelfinaleinzug ist Costa Rica in aller Munde. Die Mittelamerikaner hoffen auf lukrative Jobs in Europa.
Die Trikots sind Verkaufsschlager, den Elfmetertöter umwerben die großen Klubs, und der Abwehrchef träumt von Europa: Die wundersame WM-Reise der Ticos hat Costa Rica auf die Fußball-Weltkarte gesetzt. Plötzlich interessieren sich alle für die Kicker aus Mittelamerika, die nach der Weltmeisterschaft nicht sofort wieder im Nirgendwo verschwinden wollen.
„Wir wollten die Welt auf unseren Fußball aufmerksam machen“, sagte Innenverteidiger Giancarlo Gonzalez, „ihr zeigen, dass sie die Türen für uns öffnen kann.“ Der 26-Jährige, der bislang jede der märchenhaften 390 WM-Minuten für die Ticos gespielt hat, hofft wie die meisten seiner Teamkollegen auf einen Vertrag in einer der großen Ligen in Europa.
„Wir haben gezeigt, aus welchem Holz wir geschnitzt sind und dass wir in diesen Ligen spielen können“, meinte der Legionär von Columbus Crew aus den USA. Im Viertelfinale am Samstag (22.00 Uhr MESZ/ZDF) gegen die Niederlande kommt die nächste Chance, vor einem Millionenpublikum für sich zu werben.
Einer, der den Sprung nach Europa schon geschafft hat, steht jetzt auf dem Zettel der Topklubs. Keylor Navas, der beim historischen Triumph nach Elfmeterschießen gegen Griechenland Glanzparaden in Serie ablieferte, hat das Interesse des Champions-League-Finalisten Atletico Madrid sowie der englischen Spitzenvereine FC Liverpool und FC Arsenal geweckt.
Navas beim FC Bayern im Gespräch
Auch Doublegewinner Bayern München soll den 27-Jährigen im Blick haben - als Nummer zwei hinter Manuel Neuer. Doch der Torhüter der Saison in der spanischen Primera Division, der für UD Levante 80,4 Prozent der Torschüsse abwehrte, kann nach seinen WM-Großtaten auf attraktivere Angebote hoffen. Nach englischen Medienberichten hat Atletico sechs Millionen Euro Ablöse plus einen Spieler geboten: Navas soll bei den Madrilenen den belgischen Nationaltorwart Thibaut Courtois ersetzen, dessen Ausleihe vom FC Chelsea endet.
Levante-Präsident Quico Catalan lehnte mit Verweis auf eine festgeschriebene Summe von zehn Millionen Euro aber ab. Er verwies auf andere Interessenten aus Spanien und dem Ausland. Navas selbst wollte davon erstmal nichts hören. „Das Wichtigste für mich ist jetzt die WM“, sagte der Keeper in einem Radio-Interview: „Ich werde später diese Dinge prüfen.“ Bei Levante verdient er angeblich nur 300.000 Euro im Jahr.
Seine Heldentaten haben wesentlich dazu beigetragen, dass die Ticos nicht nur in ihrer Heimat Begeisterungsstürme auslösen. Auch weltweit sind sie so beliebt, dass ihre Trikots kaum noch erhältlich sind. Im offiziellen FIFA-Onlineshop sind die meisten Größen ausverkauft, der Ausrüster Lotto kommt mit der Produktion nicht nach.
Nach Angaben der Italiener, die die Mittelamerikaner seit 1990 unter Vertrag haben, ist der Verkauf seit dem 3:1-Sieg im Auftaktspiel gegen Uruguay um das 20-Fache gestiegen. „Wir haben Probleme, eine schnellere Produktion zu organisieren“, sagte Lotto-Chef Andrea Tomat. Costa Rica ist neben Belgien (Burrda) der einzige Viertelfinalist in Brasilien, der nicht in Trikots der Sportartikelriesen adidas oder Nike aufläuft. Auch das dürfte sich bald ändern.
SID