Sao Paulo - Ottmar Hitzfeld hat in den ersten Stunden nach seinem Abschied als Fußball-Trainer zahlreiche Grüße und Glückwünsche aus aller Welt erhalten, aber um sie anzuschauen ist es noch zu früh.
„Wenn man sie liest, kommen einem fast die Tränen. Deshalb möchte ich das mit mehr Abstand genießen. Jetzt ist es noch zu emotional“, sagte der 65-Jährige am Tag nach dem unglücklichen Achtelfinal-Aus mit der Schweizer Nationalmannschaft bei der WM gegen Argentinien (0:1 n.V.).
Seinen Rücktritt bereue er aber nicht. „Bei der Verkündung wurde mir bewusst, dass es endgültig ist. Das war ein komischer Moment“, sagte er: „Aber ich bin sehr glücklich, dass ich die richtige Entscheidung getroffen habe. Es war eine ganz schwere Entscheidung, aber ich überlege Entscheidungen gut.“
Auch seine Gefühle nach dem Schlusspfiff fasste der Meistertrainer von Bayern München und Borussia Dortmund sehr emotional zusammen. „Man sagt so schön, man fällt in ein Loch. Aber das war der Schock“, sagte er: „Ich bin es gewohnt, ich habe schon einige Schocks erlitten in meinem Leben.“
Über das Spiel gegen die Argentinier werde man noch „in vielen Jahren reden. Es war unglaublich, es waren Emotionen, über die man stundenlang reden könnte. Danke an die Mannschaft, dass sie mir diesen Moment noch einmal geschenkt hat.“ Die Spieler seien nach dem Schlusspfiff „fast nicht aufnahmefähig“ gewesen: „Viele haben geweint, das sind Emotionen, die bleiben.“
Er werde, versprach Hitzfeld, die Schweizer Nationalmannschaft „weiter mit dem Herzen verfolgen“. Außerdem wolle er sich „ganz bestimmt mehr meiner Familie widmen. Meine Frau hat auf unglaublich viel verzichtet in den 40 Jahren im Fußballgeschäft.“ Außerdem werde er Experte bei Sky bleiben und Vorträge halten: „Es wird nicht langweilig werden.“
Hitzfeld tippt und hofft nach dem Ausscheiden mit der Schweizer Nationalmannschaft auf Deutschland als Fußball-Weltmeister. „Ich bin halber Deutscher, also sage ich Deutschland“, sagte der 65-Jährige auf seiner Abschieds-Pressekonferenz am Mittwoch in Sao Paulo: „Dann kann ich zum Schluss wenigstens noch jubeln.“ Allerdings erklärte Hitzfeld auch schmunzelnd: „Es wäre schön gewesen, irgendwann noch mal auf Deutschland zu treffen und Deutschland rauszuwerfen.“ Mit den Eidgenossen scheiterte der Meistermacher von Bayern München und Borussia Dortmund im Achtelfinale durch ein 0:1 nach Verlängerung gegen Argentinien. Er wird nun seine Karriere beenden.
Für den ebenfalls am Dienstag ausgeschiedenen US-Trainer Jürgen Klinsmann ist Brasilien weiterhin der Topfavorit: „Sie muss man aufgrund ihres Talents und des Heimvorteils als Erstes nennen. Aber es gibt auch andere, die schwer zu schlagen sein werden. Deutschland zum Beispiel, oder Holland.“
Spannend wird für Klinsmann zudem auch, „wie sich Belgien gegen Argentinien schlagen wird“. Die US-Boys waren durch eine 1: 2-Niederlage nach Verlängerung gegen die Belgier gescheitert.
SID