Sao Paulo - Ottmar Hitzfeld hat nach dem Aus seiner Nati bei der WM seinen Ruhestand verkündet. Doch ganz von der Bildfläche wird der Star-Coach nicht.
Herr Hitzfeld, Sie sind mit der Schweiz trotz einer starken Leistung im WM-Achtelfinale ausgeschieden. Was überwiegt: Der Stolz oder der Frust?
Ottmar Hitzfeld (65): Eindeutig der Stolz. Die Mannschaft hat eine großartige, leidenschaftliche und taktisch reife Leistung gezeigt. Die Schweiz hat heute sehr viele Sympathien gewonnen auf der ganzen Welt. Das kann uns alle stolz machen. Aber auch Argentinien muss man ein Kompliment machen. Wir haben ihnen das Leben schwer gemacht, und sie haben trotzdem die Nerven behalten.
Können Sie die Emotionen, die dieses Spiel bot, überhaupt in Worte fassen?
Allein in den letzten drei Minuten habe ich nochmal alles erlebt, was im Trainerleben möglich ist. Erst den Schock des 0:1, dann unsere Reaktion, ein Fallrückzieher unseres Torwarts im gegnerischen Strafraum, ein Pfostenschuss. Solche Emotionen erlebt man nur im Fußball. Deshalb lieben wir alle den Fußball.“
War das zum Abschluss das emotionalste Spiel Ihrer Laufbahn?
Ich habe es schon mal gegen Manchester erlebt, in den letzten drei Minuten ein Champions-League-Finale zu verlieren. Das war ähnlich. Jeder Moment im Fußball bleibt in meiner Erinnerung. Aber das hatte schon eine gewaltige Dimension. Wir haben es leider nicht geschafft, aber so kann man sich erhobenen Hauptes von der Fußball-Bühne verabschieden.
Ist Ihr Abschied endgültig oder kann es irgendeine Aufgabe geben, die Sie nochmal zu einer Rückkehr bewegen kann?
Der Trainerberuf ist beendet. Ich bin stolz auf meine Laufbahn. In ihr wurde ich auch vom Glück begünstigt. Es war mir eine große Ehre, als halber Schweizer zum Schluss noch einmal für die Schweiz tätig zu sein. Und ich kann mich mit Stolz und voller Emotionen verabschieden. Ich werde weiterhin beim Fernsehen tätig sein für Sky Deutschland. Das ist ein Superjob. Ich werde als Journalist zu den Spielen gehen. Von daher habe ich ein ruhiges Leben vor mir.
sid