Di Maria schießt Hitzfeld in den Ruhestand

Angel di Maria schoss das Tor des Tages.
 ©AFP

Sao Paulo - In einem am Ende hochdramatischen Fight hat sich Argentinien gegen die Schweiz durchgesetzt. Erst in der Verlängerung gelang der Siegtreffer. Ottmar Hitzfeld geht nun in den Ruhestand.

Lionel Messi und Argentinien haben die ruhmreiche Karriere von Ottmar Hitzfeld erwartungsgemäß beendet - allerdings kann der deutsche Meistertrainer erhobenen Hauptes in Rente gehen. Mit der Schweiz durfte Hitzfeld im Achtelfinale der WM bis in die Verlängerung von einer Sensation träumen, dann aber verließ ihn das von ihm so oft zitierte „Schlachtenglück“. Die Schweiz unterlag mit 0:1 - durch einen Treffer von Angel Di Maria in der 118. Minute. Für Hitzfeld, mit Borussia Dortmund und dem FC Bayern jeweils Gewinner der Champions League, ist nun Schluss.

Bis zum Gegentreffer hatten Hitzfelds Schweizer vor 63.255 Zuschauern im Corinthians-Stadion von Sao Paulo alles richtig gemacht. Dann aber hatte schwache Messi einen seiner wenigen Geisesblitze und entdeckte Di Maria im Strafraum. Bis dahin hatte die Schweiz mit Leidenschaft und Geschick verteidigt. Argentinien war kaum zu Chancen gekommen, von Messi wenig zu sehen. Und dann hatten er und seine Mannschaft auch noch Riesenglück, dass Blerim Dzemaili (120.+1) aus vier Metern nur an den Pfosten köpfte.

Argentinier zum dritten Mal in Folge im Viertelfinale

Die Argentinier stehen damit zum dritten Mal nacheinander im Viertelfinale, weiter gekommen sind sie allerings nicht mehr, seit sie 1990 im Endspiel in Rom Deutschland unterlagen. Und auch vor vier Jahren scheiterten sie an der DFB-Auswahl - mit 0:4. Trainer war damals noch Diego Maradona. Nächster Versuch am Samstag in Brasilia, warten mussten die Argentinier zunächst noch, ob der Gegner Belgien oder USA heißt.

Hitzfeld, der vor dem Spiel mit der Nachricht vom Tod seines Bruders Winfried einen fürchterlichen Schickssalschlag erlitten hatte, kämpfte nach dem Abpfiff mit den Tränen. Zum ersten Interview nach Spielende schickte er seinen Co-Trainer.

„Fußball ist so brutal. Alles war heute so emotional, schon nach der Nachricht vom Tod von Ottmars Bruder“, sagte Hitzfelds Assistent Michel Pont: „Dieses Ergebnis ist sehr enttäuschend für uns alle, wir sind am Boden zerstört.“ Siegtorschütze Di Maria, bis zu seinem Lucky Punch fast völlig wirkungslos, war „einfach nur froh, dass wir die nächste Runde erreicht haben“.

Messi vs. Benaglio

Messi spielte wie in den drei Vorrundenspielen: Ohne großen läuferischen Einsatz, ab und an mit kurzen Antritten, ab und an mit guten Pässen - aber heraus sprang lange Zeit gar nichts. Bis einem Kopfball von Gonzalo Higuain, den Torhüter Diego Benaglio vom VfL Wolfsburger mit einer sehenswerten Parade abwehrte (62.), hatten die Schweizer die besseren Chancen. Messi schoss erstmals fünf Minuten danach aufs Tor, allerdings auch knapp drüber (67.), kurz darauf wurde er vom starken Benaglio gestoppt (78.).

Nein, Argentinier oder Messi hatten kein leichtes Spiel. Die Schweizer waren von Hitzfeld gut eingestellt worden, hielten dagegen, zur Not auch mal humorlos mit einem Foul. Messi sollte übergeben werden, Valon Behrami allerdings spielte einen ersten Störfaktor im Mittelfeld und machte seine Sache ganz gut. Messi versuchte, sich der Bewachung zu entziehen, indem er oft auf die Flügel auswich. Große Chancen erspielte sich Argentinien aber mehr als eine Stunde lang nicht.

Stattdessen wäre fast die „Nadelstich“-Taktik von Hitzfeld aufgegangen. In der ersten Halbzeit besaßen die Schweizer zwei großartige Möglichkeiten: Doch zunächst schoss der Gladbacher Granit Xhaka nach einer großartiger Einzelleistung von Xherdan Shaqiri so schwach, dass Argentiniens Torhüter Sergio Romero mit dem Fuß abwehren konnte (28.). Noch schlechter war danach der Versuch von Josip Drmic von Bayer Leverkusen, der es frei vor Romero mit einem unangebrachten Lupfer versuchte (39.).

Schweiz mit großen Chancen

Hitzfeld verfolgte auch diese beiden Szenen ohne große Gefühlsausbrüche. Beinahe die ganze Zeit stand er in seiner Coaching-Zone, die Arme verschränkt. Angesichts der Chancen von Xhaka und Drmic schien er das Gefühl zu haben: Wir nahe dran an der Sensation. Und sie wäre es in der Tat gewesen: Ihre letzten Sieg in einem K.o.-Spiel bei einer WM hatte die Schweiz bereits 1938 gefeiert (4:2 gegen Deutschland), und 1954 bei der WM im eigenen Land zuletzt im Viertelfinale gestanden.

Im Duell der beiden Spielmacher musste sich Shaqiri nicht vor Messi verstecken. In ihrem ersten Duell mit dem Argentinier am 29. Febnruar 2012 in Bern hatte der „Alpen-Messi“ einen Treffer erzielt, der echte drei - Endstand 1:3. Shaqiri aber legte sich richtig ins Zeug, sprühte im Gegensatz zum bewegungsarmen Messi vor Energie und hätte bei einem raffinierten Freistoß in der 49. Minute beinahe Romero überlistet.

sid

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