Salvador de Bahia - Kevin de Bruyne hat die „Roten Teufel“ aus Belgien in das erste WM-Viertelfinale seit 28 Jahren geführt und das Aus der Amerikaner um Trainer Jürgen Klinsmann besiegelt.
Jürgen Klinsmann muss seinen Traum vom ganz großen WM-Coup in Brasilien nach dem Thriller von Salvador begraben. Der ehemalige Bundestrainer verlor mit den USA ein nervenaufreibendes Achtelfinale gegen Belgien mit 1:2 (0:0) nach Verlängerung.
Durch die Treffer des überragenden Wolfsburgers Kevin de Bruyne (93.) und von Joker Romelu Lukaku (105.) verfehlte Klinsmann den angestrebten nächsten Schritt mit dem „schlafenden Riesen“ USA, der zum zweiten Mal nach 2002 die Runde der letzten Acht erreichen wollte. Julian Green (107.) von Bayern München konnte nur noch verkürzen - ein großartig kämpfendes US-Teams wurde nicht mehr mit dem Elfmeterschießen belohnt.
Belgien klar überlegen
Belgiens Coach Marc Wilmots gewann dennoch verdient das mit Spannung erwartete Duell der beiden früheren Bundesliga-Profis. Die über weite Strecken klar überlegenen Roten Teufel zogen zum zweiten Mal nach 1986 ins Viertelfinale ein. Dort warten nun am Samstag in Brasilia Argentinien und Lionel Messi.
Nach dem 14. Pflichtspiel-Sieg in Folge unter dem ehemaligen Schalker „Eurofighter“ Wilmots war auch klar: In sämtlichen acht Achtelfinals setzten sich in Brasilien die Gruppensieger durch. Im letzten Duell in Salvador de Bahia hätte dies vor 51.227 Zuschauern beinahe US-Torwart Tim Howard verhindert, der überragend hielt, aber sein Team am Ende nicht retten konnte.
Beide Trainer waren von Beginn an sichtlich angespannt. Klinsmann und Wilmots standen zumeist an der Seitenlinie und versuchten wild gestikulierend, Einfluss auf das Spiel zu nehmen. Denn es lief zunächst nicht viel zusammen. Beiden Teams fehlte die Präzision im Aufbauspiel.
Howard überragend
In der 21. Minute musste Belgiens Torwart Thibaut Courtois erstmals eingreifen und war bei der Direktabnahme von Clint Dempsey zur Stelle. Zwei Minuten später kam der bis dahin starke Wolfsburger Kevin De Bruyne frei zum Schuss, verfehlte aber das Tor. Kurz danach musste DaMarcus Beasley in höchster Not vor dem einschussbereiten Marouane Fellaini klären - es war die Phase, in der sich die spielerische Überlegenheit der Belgier erstmals deutlich bemerkbar machte.
Ohne den verletzten künftigen Gladbacher Fabian Johnson, der nach einer guten halben Stunde mit einer Muskelverletzung das Feld verlassen hatte, versuchten die USA, mit viel Kraft- und Laufeinsatz dagegen zu halten. Sie kamen gegen die quirligen und technisch viel stärkeren Belgier nun aber häufiger einen Schritt zu spät. Auswirkung hatte dies aber zunächst nicht.
Dennoch schien auch nach der Pause der belgische Führungstreffer nur eine Frage der Zeit. Schon in der 48. Minute musste Howard bei einem Kopfball des kleinen Dries Mertens (1,64 m) erneut sein ganzes Können aufbieten. Doch den klar überlegenen Belgiern fehlte der letzte Punch vor dem US-Tor.
Belgien fahrlässig mit den Chancen
Bezeichnend war eine Situation in der 54. Minute, als de Bruyne und Origi nacheinander um Zentimeter an einer Hereingabe von Jan Vertonghen vorbeirutschten. Die US-Abwehr geriet zunehmend ins Schwimmen. Origi traf per Kopf die Latte (56.), Vertonghen war mit einem Volleyschuss gefährlich (57.), Mertens verfehlte das Tor per „Schürrle-Hacke“ knapp (60.).
Klinsmann hoffte auf einen „Lucky Punch“, während Belgien weiter anrannte. Origi (71./85.) scheiterte am exzellenten Howard, ebenso der eingewechselte Kevin Mirallas (76.), Eden Hazard (79.) und Kapitän Vincent Kompany (90.).
Belgien stürmte in der Verlängerung einfach weiter und wurde endlich belohnt. Nach Zuspiel des erst zur Verlängerung eingewechselten Lukaku machte es de Bruyne mit seinem Schuss ins Eck ganz genau - diesmal hatte auch Howard das Nachsehen. Als Lukaku wenig später selbst traf, schienen die USA geschlagen.
Doch die Klinsmann hörte nicht auf zu kämpfen: Nach dem Anschlusstor des eingewechselten Green hatte der Ex-Schalker Jermaine Jones die Riesen-Chance zum Ausgleich, zielte mit dem Außenrist aber knapp daneben. Auch Dempsey (114.) und Green (117.) vergaben noch große Ausgleichschancen.
sid