Sao Paulo - Beim Wettballern um den Goldenen Schuh für den besten Torschützen der WM bleiben die Superstars in der Deckung. Wichtiger ist der große goldene Pokal.
Thomas Müller hat ihn schon und will ihn nicht, Neymar und Lionel Messi brauchen nichts weniger als eine individuelle Auszeichnung, und Shootingstar James Rodriguez ist mit den Gedanken eh ganz woanders: Das Wettballern um den prestigeträchtigen Goldenen Schuh für den besten Torschützen der WM gerät für die Superstars zur Nebensache.
„Ich habe den Goldenen Schuh vor vier Jahren geholt, was will ich mit einem zweiten?“, fragte Thomas Müller. Mit vier Toren liegt er auf dem geteilten zweiten Platz der Torjägerliste, gleichauf mit Messi und Neymar, einen Treffer hinter Kolumbiens Shootingstar Rodriguez. „Für mich gibt es einen viel wichtigeren Titel, den ich noch nicht habe“, sagte Müller.
Verhindern sollte die deutsche Nationalmannschaft auf dem Weg zum WM-Triumph weitere Tore von Karim Benzema. Der Franzose liegt ebenso wie der bislang überragende Niederländer Arjen Robben mit drei Treffen in Lauerstellung und ist im Viertelfinale am Freitag in Rio de Janeiro (18.00 Uhr MESZ/ARD) persönlicher Herausforderer von Müller.
Völlig wertlos könnte das goldene Kleinod vor allem für den viermaligen Weltfußballer Messi, bislang immer mit seinem linken Zauberfuß erfolgreich, und Brasiliens Heiland Neymar sein. In Argentinien sowie im WM-Gastgeberland zählt allein ein Titel, und das ist nicht der Goldene Schuh. Alles außer dem WM-Pokal gilt als Trostpreis.
„Wir dürfen nicht nur der FC Messi sein“, schimpfte Argentiniens Legende Diego Maradona, Weltmeister-Kapitän von 1986 und damals „nur“ mit dem Silbernen Schuh ausgezeichnet, nach dem mühsamen 1:0 der Albiceleste im Achtelfinale gegen die Schweiz. Messi, der erstmals auch im Nationaltrikot so richtig treffsicher ist, macht sich ohnehin nichts aus weiteren Lobpreisungen. Beim Sportwettenanbieter bwin ist er mit einer Quote von 30:10 dennoch Favorit.
Der kolumbianische Jungstar Rodriguez liegt mit 40:10 knapp dahinter, der 22-Jährigen kümmert sich vor dem direkten Duell mit Neymar und Brasilien am Freitag (22.00 Uhr MESZ/ARD) aber kaum um den Rummel. Er liebt nur den Fußball, seine Frau Daniela und Töchterchen Salome. „Sie sind die wichtigsten Menschen in meinem Leben“, sagte er: „Ihre Liebe gibt mir Kraft.“
Neymar hingegen griff zumindest ein wenig in die psychologische Trickkiste. „Keine Ahnung, wer der bessere Spieler ist. Ich hoffe, sein Zyklus endet jetzt“, sagte Neymar über „King James“. Selecao-Trainer Luiz Felipe Scolari glaubt an seinen Superstar: „Er ist erst 22, aber bereits ein sehr reifer Spieler, als wäre er schon 35.“
Sogar schon 36 ist Miroslav Klose, der zwar erst einmal getroffen hat, sich mit jedem weiteren Tor aber den alleinigen Platz in den Geschichtsbüchern sichern würde. Noch ist er mit 15 Treffern zusammen mit dem Brasilianer Ronaldo Rekordtorschütze bei WM-Endrunden. Den Goldenen Schuh hat er dafür nicht gebraucht.
sid