Huntelaar vor Elfer noch schnell auf der Toilette

Klaas-Jan Huntelaar jubelt.
 ©dpa

Fortaleza - Für Louis van Gaal gab es nach dem Viertelfinal-Einzug viel Lob - von sich selbst und von Dirk Kuyt. Den entscheidenden Treffer erzielte Klaas-Jan Huntelaar - nach einem Toilettenbesuch.

Angreifer Dirk Kuyt (33) hat Louis van Gaal (62) nach dem Einzug ins Viertelfinale bei der Fußball-WM in Brasilien in den Himmel gehoben. „Er ist vielleicht der beste Taktiker der Welt“, sagte Kuyt, nachdem sich die Niederlande in letzter Sekunde gegen Mexiko mit 2:1 (0:0) durchgesetzt hatte.

Zudem schwärmte der Offensivspieler von Fenerbahce Istanbul: „Es spielt keine Rolle, welches System wir spielen. Wir wissen genau, was zu tun ist. Er hat uns schon vor dem Spiel gesagt, dass wir das System wechseln können, wenn wir 0:1 hinten liegen.“

Auch van Gaal, nicht gerade für ein geringes Selbstvertrauen bekannt, reklamierte hinterher seinen Anteil am Erfolg. Der ehemalige Bayern-Coach sprach von einer „goldenen Einwechslung“, und in der zweiten Trinkpause, die Schiedsrichter Pedro Proenca den hitzegeplagten Spielern gönnte, „habe ich Plan B ausführen lassen. Er hat funktioniert“, sagte der künftige Teammanager von Manchester United.

Van Gaals taktischer Schachzug war in der Tat meisterlich. Er beorderte den eingewechselten Klaas-Jan Huntelaar von Schalke 04 und Kuyt, der auf der linken Mittelfeldseite begonnen hatte, in die Spitze nahe ans Tor. Wesley Sneijder sollte im Hintergrund auf Bälle lauern. Der Spielmacher glich in der 88. Minute die Führung durch Giovani Dos Santos (48.) aus. Huntelaar machte mit einem Foulelfmetertor (90.+4) den Einzug ins Viertelfinale perfekt.

Huntelaar auf der Toilette

Holland winkt gegen die WM-Sensation Costa Rica das Halbfinale, doch Elfmeter-Held Klaas Jan Huntelaar muss bei der nächsten Hitzeschlacht wohl wieder auf die Reservebank. Der Torjäger des FC Schalke 04 bleibt beim Vize-Weltmeister trotz seines Siegtreffers im dramatischen Achtelfinale gegen das starke Mexiko die Nummer zwei hinter Robin van Persie. „Klaas ist sehr cool. Das war ein exzellenter Job“, lobte Louis van Gaal seinen Matchwinner beim hart erkämpften 2:1 (0:0) in der Tropen-Sauna Fortaleza. Gleichzeitig stellte der Bondscoach klar: „Van Persie war ein taktischer Wechsel.“ Der Kapitän der Niederlande ist auch am Samstag in Salvador gegen die Zentralamerikaner für die Startelf gesetzt.

Huntelaar weiß, dass er bei der Copa do Mundo die Hierarchie in der Elftal nicht kippen kann. Und er akzeptiert seine Reservistenrolle klaglos, auch wenn sie ihm keinesfalls gefällt. „Es ist hart auf der Bank. Aber man wartet und trainiert auf diesen Moment“, sagte der erst nach 76 Minuten und erstmals bei diesem Turnier eingewechselte „Hunter“ nach dem souverän verwandelten Strafstoß (90.+4). „Ich hoffe immer, dass ich mehr spielen kann. Dafür arbeite ich seit 2006.“

Der frische Huntelaar, der für Schalke vier seiner letzten sechs Elfmeter verschossen hatte, verwandelte eiskalt - auch, weil er kurz vor seiner Einwechslung (76.) noch auf die Toilette gerannt war. „Dann war der Druck weg“, sagte er in der ARD.

Niederlande im Oranje-Rausch

Der Einzug ins WM-Viertelfinale hat die Niederlande in einen Oranje-Rausch versetzt. Über neun Millionen Menschen verfolgten am Sonntagabend an den Bildschirmen den 2:1-Sieg ihrer Elftal gegen Mexiko, die Zeitungen bejubelten den Achtelfinal-Erfolg am Montag mit orangegefärbten Titelseiten. „Oranje schnappt den Sieg vor den Toren der Hölle“, schrieb „De Telegraaf“.

Vor allem der eingewechselte Schalke-Stürmer Jan-Klaas Huntelaar wird als Retter gefeiert. Das „Algemeen Dagblad“ lobte „König Klaas“, der beim entscheidenden Elfmeter in der Nachspielzeit „eisige Ruhe bewahrte“. Gefeiert wird aber auch Trainer Louis van Gaal. „Louis Genigaal“ dichtete das Volksblatt „De Telegraaf“.

Auch andere Kommentatoren rühmten die Taktik des Trainers, der zuvor wegen der defensiven Spielweise heftig kritisiert worden war. „De Volkskrant“ sah nun die Wende: „Die Rükkehr zu den alten Werten des niederländischen Fußball: Bis zum Schluss mit Flair und Leidenschaft, direkt aus dem Fußballherzen.“

dpa/sid

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