Fortaleza - Brasiliens Seleção verliert vier Tage vor dem Halbfinale gegen Deutschland ihren wichtigsten Mann auf dem Platz: Stürmerstar Neymar fällt für den Rest der Weltmeisterschaft aus. Er brach sich einen Wirbel.
Schock für WM-Gastgeber Brasilien: Stürmerstar Neymar hat sich beim 2:1-Viertelfinalsieg gegen Kolumbien einen Wirbel gebrochen und wird für den Rest des Turniers ausfallen. Damit fehlt der 22-Jährige auch im Halbfinale am nächsten Dienstag in Belo Horizonte gegen Deutschland. Der Angreifer erlitt die Verletzung am Freitagabend in Fortaleza nach einer heftigen Attacke des Kolumbianers Juan Zúñiga. Die Diagnose wurde nach Untersuchungen in einer Privatklinik gestellt. „Als ich da reingegangen bin, habe ich an nichts Böses gedacht. Ich hoffe, dass er mit Gottes Hilfe sich wieder erholt“, sagte Zúñiga.
Bei Neymar sei ein Bruch des dritten Lendenwirbels festgestellt worden, sagte Rodrigo Lasmar, einer der Mannschaftsärzte der Seleção. Es sei keine ernsthafte Fraktur und auch keine schwierige Behandlung. Aber es werde einige Wochen dauern, bis Neymar seine volle Bewegungsfähigkeit wiedererlangt habe. „Er wird nicht binnen einer Woche genesen“, sagte der Mediziner.
Damit verliert der Rekord-Weltmeister seinen vierfachen Torschützen und bisher herausragenden WM-Spieler. Der spanische Schiedsrichter Carlos Velasco hatte die Attacke in der 86. Minute nicht geahndet. Brasiliens bekanntester TV-Kommentator Galvão Bueno sprach von einer „Aggression“ Zúñigas und einem „kriminellen Vorgang“. Neymar hatte vor Schmerzen geweint und war auf einer Trage aus dem Innenraum gebracht worden.
"Ich kann es nicht fassen, dass er am Dienstag nicht spielen kann"
„Jetzt, da wir wissen, dass er raus ist, herrscht eine große Trauer. Jeder weiß, wie er hier brillieren wollte und wie sehr er dem brasilianischen Volk Freude schenken wollte. Wir sind sehr traurig. Es ist schwer, Worte zu finden. Ich kann es nicht fassen, dass er am Dienstag nicht spielen wird. Wenn ich könnte, würde ich ihn jetzt in den Arm nehmen“, sagte Torwart Julio Cesar tief betroffen.
Schon Coach Luiz Felipe Scolari hatte - bevor die Diagnose feststand - nicht mehr an einen Einsatz von Neymar gegen Deutschland geglaubt. „Ich denke nicht, dass Neymar wird spielen können“, hatte der Trainer bei der Pressekonferenz gesagt: „Er hat vor Schmerzen geschrien. Hoffen wir, dass es nichts Ernsthaftes ist und er in ein paar Tagen wieder mittrainieren kann.“
Scolaris Hoffnungen wurden durch die Untersuchungen zerschlagen. Selbst Staatschefin Dilma Rousseff hatte sich besorgt gezeigt über den Gesundheitszustand des beim FC Barcelona unter Vertrag stehenden Stürmers.
Die Sportzeitung „Lance!“ schrieb nach der Nachricht über Neymars WM-Aus: „Eine traurige Nachricht für die gesamte brasilianische Nation. ... Wir werden für ihn den Hexa holen!“ Auf dem Weg zum erhofften sechsten WM-Titel ist das Aus von Neymar aber ein bitterer Rückschlag für Brasilien. Zumal gegen Deutschland auch Kapitän Thiago Silva wegen seiner zweiten Gelben Karte fehlt.
"Wir sind sehr von Neymar abhängig"
„Zúñiga ist kein schlechter Kerl, ich kenne ihn aus der italienischen Meisterschaft. Was ich aber glaube ist, dass es leichtfertig war“, sagte Silva und räumte ein: „Wir sind sehr von Neymar abhängig, Neymar macht den Unterschied bei uns aus.“ Der verletzte Stürmer soll nach Angaben des Mannschaftsarztes nach dem Spiel mit dem Team nach Rio de Janeiro zurückfliegen und dabei ein Stützkorsett bekommen.
David Luiz, Schütze zum zwischenzeitlichen 2:0, hatte ebenfalls auf eine schnelle Genesung bis zum Halbfinale in Belo Horizonte gehofft. „Ich mache mir große Sorgen um “Ney'. Wir beten für ihn, ganz Brasilien muss jetzt für ihn beten„, sagte der Innenverteidiger, der nach der Gelbsperre für Kapitän Thiago Silva wohl die Spielführerbinde gegen die Deutschen tragen wird.
sid/dpa/mes