"Vieles möglich": Shaqiri brennt vor Achtelfinale

Xherdan Shaqiri.
 ©dpa

Rio de Janeiro - Ottmar Hitzfeld will sich noch nicht in Rente schicken lassen. Mit Hilfe von „Alpen-Messi“ Shaqiri plant der 65-Jährige vor dem Rückzug ins Privatleben erst noch, Schweizer Fußball-Geschichte zu schreiben.

„Wir haben Träume. Und wir selbst entscheiden, ob sie in Erfüllung gehen“, sagte Hitzfeld vor dem Achtelfinale am Dienstag (18.00 Uhr MESZ/ZDF) gegen Topfavorit Argentinien, der den viermaligen Weltfußballer Messi in seinen Reihen und eine himmelblau-weiße Wand im Rücken weiß. Damit, dass seine große Trainer-Karriere in Sao Paulo enden könnte, will sich Hitzfeld aber „nicht eine Sekunde“ beschäftigen.

Auch Mittelfeldspieler Valon Behrami träumt schon davon, „dass ein Sieg gegen Argentinien das Leben jedes Spielers verändern würde“.

Doch vor allem der Respekt vor dem vierfachen Turnier-Torschützen Messi ist riesig. „Vor Spielen schaue ich mir zur Einstimmung immer Videos von Messi an“, sagte der künftige Leverkusener Josip Drmic ehrfürchtig: „Ich freue mich, dass ich ihm nun mal auf dem Platz in die Augen schauen kann.“ Und Behrami glaubt, dass der 27-Jährige nur mit Glück zu stoppen ist: „Er muss einen schlechten Tag haben und wir einen unglaublichen.“

Auf so eine Konstellation will Trainer-Fuchs Hitzfeld sich natürlich nicht verlassen. Auch der frühere Champions-League-Sieger (mit Borussia Dortmund und Bayern München) gibt zu, „ein Fan von Messi“ zu sein, „wie alle, die den Fußball mögen.“ Doch stoppen will er den Superstar vom FC Barcelona mit echter taktischer Wertarbeit. Alle Spieler müssten konzentriert zusammenarbeiten, „dann kann eine Art Netz entstehen. Und in diesem kann sich Messi verfangen.“

Manndeckung für den wohl besten Spieler der Welt, der mit dem A-Team der Albiceleste aber noch ohne Titel ist, habe „keinen Sinn“, betonte Hitzfeld, der am Tag des Schweizer Ausscheidens in Rente gehen wird. Chancen sieht der Coach angesichts der Defensivschwächen des zweimaligen Weltmeisters. „Der Iran hat mit seinen Kontermöglichkeiten gezeigt, dass Argentinien durchaus verwundbar ist“, meinte er mit Blick auf das unglückliche 0:1 der Asiaten in der Vorrunde.

Die Zeitung Blick denkt derweil eher an ein offensives Gegenstück zum Kapitän der Argentinier. „Wir haben unseren eigenen Messi“, titelte das Boulevardblatt in Bezug auf Bayern-Star Shaqiri, der beim 3:0 gegen Honduras alle drei Treffer erzielte. Der „Kraftwürfel“ selbst sprüht vor Ehrgeiz, weiter Schweizer Fußball-Geschichte zu schreiben: „Wenn man erst mal im Achtelfinale steht, ist vieles möglich.“

Doch Messi glänzt zum ersten Mal auch bei einer WM, und er will es nun durchziehen bis zum großen Ziel. „Weltmeister zu werden, wäre das Schönste überhaupt“, sagte er, in der Gewissheit, „dass ich mich nicht als wahren Champion bezeichnen kann, solange ich nicht Weltmeister geworden bin“.

So oder so wird bei der Partie eine große emotionale Komponente durch die Fans hinzukommen. Gleich 120.000 Argentinier sind in den vergangenen Tagen nach Sao Paulo gekommen. Die meisten haben sich gleich für mehrere Tage eingemietet, in dem festen Glauben, hier am 9. Juli auch ein Halbfinale mit ihrer Mannschaft zu sehen.

Das reiche aber nicht, um gegen die Schweizer im Vorteil zu sein, glauben viele Eidgenossen. „Die Nati kann auf 200 Millionen Fans zählen“, schrieb die Zeitung 20 Minuten und vertraut darauf, dass sich alle Brasilianer gegen den Fußball-Erzfeind positionieren werden. „Ich hoffe sehr, dass wir ein Heimspiel in Sao Paulo haben werden“, meinte der Schweizer Torhüter Diego Benaglio vom VfL Wolfsburg. Gegen Messi ist schließlich jede Unterstützung recht.

sid

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