Aus für deutschen Free-TV-Sender - Betreiber verabschiedet sich mit emotionalem Statement

Ein beliebter TV-Sender wird eingestellt, der Betreiber steht vor Gericht. (Symbolbild)
 ©dpa / Wolfram Steinberg

Der Sendername ist nicht nur Fußball-Fans ein Begriff. Jetzt wird ein deutscher TV-Kanal eingestellt, doch der Betreiber hat einiges dazu zu sagen.

Update vom 01. April, 16.30 Uhr: Am Sonntag war es so weit, alle Sender des Augsburger Medienunternehmers Timo C. Storost - darunter auch der bekannte Name tm3 - wurden eingestellt. Über Storost wurde in der Vergangenheit wegen mehrerer Gerichtsverfahren berichtet. Nun meldet er sich aber selbst zu Wort und will klarstellen: Abschreiben darf man ihn noch lange nicht.

In einem knapp 6.000 Wörter langen Brief, den der 29-Jährige auf der Website von tm3 veröffentlicht hat, beschreibt er seine Sicht auf die vergangenen Monate und Jahre. Die Abschaltung des Sendesignals sei für ihn ein „befreiendes Gefühl“ und er sei mit sich im Reinen. „Der Kampf ist zu Ende, der Druck ist weg, man muss nicht mehr funktionieren, man gewinnt das Leben wieder zurück“, meint der Unternehmer. Außerdem müsse er sich vor niemandem rechtfertigen, der noch nicht in seiner Position gewesen sei. Die Sender-Familie habe er aus dem Nichts gegründet, doch mittlerweile kenne ihn und seine Sender nahezu jeder.

Ein anderer deutscher Free-TV-Sender ist übrigens insolvent.

tm3 hört auf: So verteidigt sich der Betreiber

Storost verteidigt sich in dem Brief auch gegen die Vorwürfe, er sei „kalt“, „gefühllos“ oder „herzlos“. In seinem Business schaue „jeder nur auf sich“. Wer diese Eigenschaften nicht besitze, gehe gnadenlos unter. Weiter beschreibt der 29-Jährige die Zeit der Verwaltungsverfahren und wie sehr sie ihn belastet hätten. „Die Kraft nahm ich mir durch den Glauben an Gott, dass das Richtige geschehen wird, und wenn ich meinen Teil dazu beitragen würde, auch alles gut werden wird“, schreibt er.

Dass nun alle seine Sender eingestellt wurden, liege nicht an den Urteilen oder den Prozessen, meint der Medienunternehmer weiter. Bereits im letzten Jahr sei er „den Kampf leid“ gewesen, hinzu kam offenbar eine Burn-Out-Diagnose. Dadurch sei er in der letzten Zeit in der Arbeit auch nicht mehr so konzentriert gewesen, habe Fehler gemacht. 

All das führte laut Storost zu den Rechtsstreitigkeiten und den daraus resultierenden Urteilen. Nichtsdestotrotz sei er dem Richter und den Anwälten unendlich dankbar für die „zweite Chance“. Nun komme endlich seine Lebensfreude Stück für Stück zurück. 

Zugleich zieht der TV-Mann eine recht bemerkenswerte positive Bilanz seines Wirkens im TV-Geschäft: „Vor 10 Jahren kannte mich und den Sender niemand und heute kennen ihn nahezu alle und nahezu jeder interessiert sich für meine Person und den Sender.“ Seinen Brief beendet Storost, indem er Uli Hoeneß zitiert: „Das war's noch nicht“.

tm3: Free-TV-Sender aus Deutschland hört auf

Unser Ursprungsartikel vom 14. März 2019: Augsburg - Schon lange wurde er verdächtigt, zahlreiche Ermittlungen liefen gegen ihn. Doch der Senderchef aus Augsburg konnte sich immer wieder aus der Affäre ziehen. Jetzt ist Schluss. Am Ende kassierte der ambitionierte Medienboss drei Urteile vor Gericht. Und seine Sender? Vor dem Aus.

Darunter befindet sich auch tm3. Der Name ist wohl fast jedem noch ein Begriff. Hatte doch ein Sender namens tm3 plötzlich die Champions-League-Rechte inne und strahlte die Königsklasse in der Saison 1999/2000 aus. Mit dem damaligen Sender hat das heutige tm3 des Augsburger Medienunternehmers allerdings wenig gemein. Der Ur-Sender wurde 2001 in 9Live verwandelt und damit begraben. Der Augsburger Sender Family TV wurde hingegen erst im Januar 2019 in tm3 umbenannt. Doch zum 31. März stellt auch dieses tm3 seinen Betrieb ein.

tm3: Der Medienunternehmer startete durch

Im Fokus des Skandals: ein ambitionierter Medienunternehmer aus Augsburg. Die TV-Branche war seine große Leidenschaft. Bereits kurz nach der Mittleren Reife gründete der heute 29-Jährige seinen ersten, kleinen Internetsender, wie die Augsburger Allgemeine berichtet. Es folgten Lizenzen für das Breitkabelnetz, die Ausstrahlung in einem Satellitenprogramm und die Erlaubnis zur Verbreitung von Spielfilmen. Die Karriere  startete schnell und steil. Ein Höhenflug in der TV-Branche. Doch genauso schnell fiel die Kurve wieder ab. 

Bereits vor Monaten wurde dem TV-Unternehmer die erste Lizenz entzogen, wie dwdl berichtete. Die Sender entsprachen den Zulassungsvoraussetzungen nicht mehr. Offensichtlich kein Grund für den heute 29-Jährigen, den Betrieb der Sender einzustellen. Aus Family TV wurde tm3 und blizz verwandelte er kurzerhand in den TV-Sender tm3+. Außerdem legte er mehrmals Beschwerde gegen den Beschluss ein.

tm3 vor dem Aus: Drei Strafen gegen TV-Unternehmer 

Vor wenigen Tagen musste sich der Angeklagte wegen verschiedener Vergehen vor Gericht verantworten. Laut einer Gutachterin dürfte das Medienunternehmen bereits seit 2014 zahlungsunfähig sein. 

Nicht eine, sondern gleich drei Strafen sprach das Schöffengericht dem angeklagten TV-Unternehmer zu. Sie reichen von zehn Monaten bis zu einem Jahr und sechs Monaten. Er muss damit für Fahren ohne Fahrerlaubnis, Betrug, Urkundenfälschung und für die nicht angemeldete Insolvenz büßen. Alle Strafen sind noch auf Bewährung angesetzt. Thomas Kirschner, der Vorsitzende des Schöffengerichts, machte ihm am Ende daher klar: Mit der Bewährung hänge nicht nur ein Damoklesschwert über ihm, sondern „eine große Machete an einem seidenen Spinnenfaden“, so die Augsburger Allgemeine. Er sei „haarscharf“ an einer Haftstrafe vorbeigeschrammt. Doch dem Angeklagten blüht noch mehr: 200 Sozialstunden und ein Wertersatz in Höhe von 194.000 Euro stehen aus.

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tm3-Einstellung: Gläubiger schauen in die Röhre

Für den Sender tm3 bedeutet das Urteil das Ende. Der Ableger tm3+ wurde bereits Anfang März 2019 eingestellt, wie auch ein weiterer TV-Sender. Doch der Medienunternehmer betonte, die Einstellung läge nicht an dem Gerichtsurteil. „Die Entscheidung erfolgt aus persönlichen, gesundheitlichen und finanziellen Gründen“, sagte er, so dwdl. Er leide unter einer Herzkrankheit und einem Burn-Out. „Ich muss mich jetzt in erster Linie um meine Gesundheit kümmern, Abstand von alldem gewinnen“, so der Angeklagte. 

Auch der Sender tm3 betont in einer Pressemitteilung, die Einstellung sei „aus eigener Entscheidung“ geschehen. Ab dem 31. März ist also Schluss mit Automagazinen, Pannenshows und Tele-Shopping. 

Von der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien bekommt der Unternehmer noch einen mit. Sie sagte dwdl, seine „ungewöhnlich hartnäckige Weigerung [...], sich rechtskonform zu verhalten, stellt den Rechtsstaat [...] auf die Probe." 

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chd/mef

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