Bislang galt RTL II als Vollprogramm. Nun prüfen die Medienhüter ob das noch der Fall ist - denn der Sender hat seine Nachrichten gekürzt.
Update, 21.9.2018, 16.10 Uhr: RTL II muss weiter um seinen Status als sogenanntes Vollprogramm bangen: Wie dwdl.de am Freitag berichtete, haben die Medienhüter der Kommission für Zulassung und Aufsicht (ZAK) die Entscheidung an die hessische Landesmedienanstalt LPR Hessen weiterdelegiert. Sie werde den Sender nun überprüfen, bestätigte der Direktor der LPR Hessen der Webseite. Ein konkreter Zeitpunkt für die Entscheidung ist noch nicht gesetzt. Man bemühe sich, den Fall schnell zu klären, hieß es. Laut dwdl.de tritt die LPR Hessen Mitte Oktober das nächste Mal zusammen.
Berlin - Kleine Programmänderung - mit großen Konsequenzen? Seit Anfang September läuft die Nachrichtensendung "RTL II News" nicht mehr wie gewohnt um 20 Uhr, sondern an dem weniger beliebten Sendeplatz um 17 Uhr. Zusätzlich hat RTL II die Sendezeit seiner täglichen News von 15 Minuten auf zehn Minuten gekürzt. Die Wochenendausgabe der Sendung wurde sogar ganz gestrichen.
Dieser Schritt wird nun zum Fall für die Medienhüter. Die Kommission für Zulassung und Aufsicht der Landesmedienanstalten (ZAK) hat sich am 17. September mit den Veränderungen bei RTL II beschäftigt. Geprüft wurde, inwieweit die Änderungen den Vollprogramm-Status des Senders beeinflussen.
Vollprogramm-Sender können bei der Verbreitung bevorteilt werden. Sie werden sowohl im Kabel als auch bei elektronischen Programmen bevorzugt gelistet und sind somit leichter für die Zuschauer zu finden. Allerdings ist der Titel bei weitem nicht mehr so wichtig wie in früheren Jahren, als Sendeplätze im Kabel- und vor allem dem über Antenne empfangen baren TV knapp waren.
Rundfunkstaatsvertrag ist nicht eindeutig formuliert
Im Rundfunkstaatsvertrag ist jedoch nicht genau festgelegt, wie ein Vollprogramm aussehen muss. Auch tägliche Nachrichtensendungen werden nicht als verpflichtendes Merkmal genannt.
Ein Vollprogramm ist laut des Rundfunkstaatsvertrags „ein Rundfunkprogramm mit vielfältigen Inhalten, in welchem Informationen, Bildung, Beratung und Unterhaltung einen wesentlichen Teil des Gesamtprogramms bilden“ (§ 2 Abs. 2 Nr. 3 RStV). Andere Angebote, die rund um die Uhr bundesweit zu empfangen sind, gelten meist als „Spartenprogramm“ - sie haben „im Wesentlichen gleichartige Inhalte“.
Ob RTL II die Voraussetzungen für den Vollprogramm-Status erfüllt, das ist jetzt zu entscheiden. Auch bei der Landesmedienanstalt gab es anscheinend unterschiedliche Meinungen dazu, deshalb wurde jetzt darüber beraten.
Cornelia Holsten, die Vorsitzende der Direktorenkonferenz der Landesmedienanstalten, kritisierte RTL II für das Vorgehen: "In Zeiten von Desinformation und Falschmeldungen sind verlässliche und eigenproduzierte Nachrichten- und Informationssendungen wichtiger denn je. RTL II erreicht mit seinem Nachrichtenformat eine Zielgruppe, die sonst eher keine Nachrichtensendung und Politikberichterstattung anschauen würde. Ausgerechnet dieses Programmangebot zu beschneiden, bedeutet Sparen am falschen Ende."
RTL-II-Sprecher gibt sich gelassen
Ein Sprecher von RTL II erklärte dem Hamburger Abendblatt: „Wir gehen davon aus, dass wir den Status eines Vollprogramm-Senders beibehalten.“ Er verwies auf „eine Vielzahl von Informationsangeboten“, die der Sender habe. Ob der Verlust des Vollprogramm-Status überhaupt einen negativen Einfluss auf den Sender hätte, ist nicht klar. In den Zeiten von Digitalfernsehen scheint der Titel an Bedeutung verloren zu haben.
Zum Jahreswechsel stehen sogar noch weitere Änderungen bezüglich der "RTL II News" an. Ab 2019 werden die Nachrichten nicht mehr von einer eigenständigen Redaktion produziert. Das übernimmt dann InfoNetwork, eine Tochter der Mediengruppe RTL. Ob Mitarbeiter der "RTL II News" dadurch ihren Job verlieren, ist noch unbekannt.
RTL hat unlängst eine bekannte Serie aus dem Programm geworfen. Bei RTL II kehrt hingegen eine Kultsendung zurück.
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