Die Breze beim Bäcker, die Zugfahrkarte oder der Cocktail an der Bar: Zahlen wir bald alles nur noch mit Plastikgeld? Und könnte es 2018 schon soweit sein?
In manchen Ländern auf der Welt ist das Zahlen mit der Kreditkarte bereits gängiger Bestandteil des Alltags. Sogar kleinste Beträge im Restaurant oder im Supermarkt werden mit der Karte bezahlt. Die Deutschen hängen allerdings an ihren Scheinen und Münzen. Doch ist damit irgendwann Schluss?
Diskussion um Bargeld-Abschaffung: Zu teuer und ineffizient?
Die Europäische Zentralbank hat den Beschluss gefasst: Der 500-Euro-Schein wird bald nicht mehr gedruckt. In einigen deutschen Geschäften wird er schon gar nicht mehr angenommen. Dabei sind Schein und Münze bei den Deutschen noch immer sehr beliebt. Obwohl Online-Bezahlsystem wie Paypal oder Sofortüberweisung auf dem Vormarsch sind, zahlen viele Deutsche lieber bar an der Ladenkasse.
In Zahlen: Etwa die Hälfte der Transaktionen im Einzelhandel in Deutschland werden mit Bargeld abgewickelt. In einer Umfrage der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PwC gab Anfang 2016 nur jeder Dritte der 1035 befragten Deutschen an, er habe schon mal bargeldlos per Smartphone bezahlt. Der Grund: Die meisten haben Angst, dass bei mobilen Bezahlverfahren Daten gehackt und missbraucht werden könnten. Wenn sie hingegen mit Bargeld zahlen, müssen sie sich keine Sorgen um Datenschutz machen und sie hätten so zusätzlich einen besseren Überblick über ihre Ausgaben.
Dagegen halten Befürworter der Kartenzahlung wie der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Bank John Cryan. Er meint, dass Bargeld "fürchterlich teuer und ineffizient" sei. Seiner Meinung nach verschwinde das Bargeld innerhalb der nächsten zehn Jahre. Was für diese Behauptung spricht: Die Bargeldversorgung ist aufwendig.
Bargeld-Befürworter: Deutsche wollen lieber bar zahlen - Schäuble schlichtet
So zahlte die Bundesbank 2015 insgesamt etwa 500 Milliarden Euro in Form von Banknoten und etwa vier Milliarden Euro in Form von Münzen aus. Zurück kamen allerdings nur noch etwa 450 Milliarden Euro in Scheinen und 3,5 Milliarden Euro in Münzen. Da eine im Umlauf befindliche Banknote circa acht bis elf Mal pro Jahr auf ihre Echtheit und Qualität geprüft wird, kann es passieren, dass Scheine, die stark beschädigt sind, aus dem Verkehr gezogen werden. So wurde allein im letzten Jahr eine Milliarde Euro-Scheine geschreddert.
Doch Ex- Bundesfinanzminister Schäuble hat beim Thema Bargeldabschaffung eine andere Meinung. Er gab der Märkischen Oderzeitung Anfang 2016 ein Interview, indem er betonte, dass das Bargeld in Deutschland auch in Zukunft bleiben wird. "Das Bargeld wird nicht abgeschafft. Punkt! Und selbstverständlich darf auch künftig jeder über so viel Bargeld verfügen, wie er möchte. Und wenn einer sein ganzes Vermögen unter der Matratze verstecken will, dann darf er das auch", verriet er gegenüber dem Blatt. Er habe lediglich angeregt, den Bargeldtransfer auf 5000 Euro pro Transaktion zu beschränken.
500-Euro-Schein wird eingestellt - Angst vor Korruption und Geldwäsche
Anfang Mai 2016 hatte die EZB beschlossen, dass die Ausgabe der größten der sieben Euro-Banknoten gegen Ende 2018 eingestellt wird. So wolle sie Geldwäsche, Korruption, Drogenhandel und Banküberfällen entgegen wirken. Doch auch EZB-Präsident Mario Draghi sah sich schließlich gezwungen, die Wogen zu glätten: "Unsere Entscheidungen zum 500-Euro-Schein haben nichts, aber auch wirklich gar nichts zu tun mit der Abschaffung oder der möglichen Abschaffung von Bargeld", berichtet er bei "n-tv.de".
Im Gegenteil: Unter den neuen Banknoten mit den überarbeiteten Sicherheitsmerkmalen sollen auch 100er- und 200er-Scheine sein. Auch der bayerische Finanzminister klinkte sich schließlich in die Diskussion ein und erklärte, dass derzeit kein echtes Bargeldverbot in den EU-Mitgliedsstaaten herrsche oder dahingehende Planungen stattfinden. Aber es stimme, dass auch andere europäische Staaten zum Schutz Höchstgrenzen für Bargeldtransaktionen erlassen haben. "So sind beispielsweise in Italien seit Anfang 2012 Bargeschäfte über mehr als 1.000 Euro verboten", so Söder laut "marktspiegel.de".
Bargeldverbot: Greift es zu sehr in die Rechte der Bürger ein?
Außerdem wäre ein Bargeldverbot laut "Focus Money"-Chefredakteur Frank Pöpsel ein Eingriff in die freiheitlichen Rechte der Bürger. Geld ist sozusagen "geprägte Freiheit" - und es habe für die Menschen schon seit Jahrtausenden zwei wichtige Eigenschaften:Es ist Zahlungs- und Wertaufbewahrungsmittel zugleich. Letztere Funktion würde es bei einem Bargeldverbot verlieren.
Dabei muss beachtet werden, dass eine Abschaffung des Bargeldes nicht nur Nachteile bringen würde. Immer mehr Bankguthaben zu horten, sozusagen als Polster für schlechte Zeiten, kann für eine Gesellschaft auf Dauer auch nicht funktionieren. Es braucht auch Investitionen in gleicher Höhe, findet "zeit.de"-Autor Christian Odendahl.
Tatsache ist, dass immer mehr junge Leute per Smartphone online bezahlen, während hingegen ältere Generationen auf das Bargeld nicht verzichten wollen. Wichtig wäre es wohl daher, einen Kompromiss zu finden, mit dem alle einigermaßen zufrieden sein können.
Von Jasmin Pospiech