45 Jahre geschuftet: So wenig bleibt Ihnen von der Rente

Viele müssen schon heute jeden Cent umdrehen, und das Renten-Niveau sinkt weiter…
 ©picture alliance / dpa

Das Renten-Niveau sinkt, viele sind von Altersarmut bedroht. Was bleibt da zum Leben übrig? Was bringt die neue Form der Betriebsrente. Die Fakten im Überblick.

Die Rente als Garantie für einen sorglosen Lebensabend? Das war einmal – in Zukunft droht selbst Durchschnittsverdienern im Rentenalter der Gang zum Sozialamt. Jeder Zweite verdient aktuell weniger als 2.500 Euro im Monat. Die Gewerkschaft Verdi rechnet vor, dass von diesen heutigen Arbeitnehmern künftig viele unter das Grundsicherungs-Niveau fallen werden. Das bedeutet die Absenkung des Renten-Niveaus für zukünftige Rentner:

Wie stark sinkt das Renten-Niveau?

Das ist unter anderem von der Arbeitsmarktlage und dem Altersaufbau der Bevölkerung abhängig. Im Rentenversicherungsbericht 2015 ging die Bundesregierung davon aus, dass das Renten-Niveau bis 2030 auf nur noch 44,3 Prozent sinken wird. Das bedeutet: Ein Durchschnittsrentner bekommt 44,3 Prozent dessen, was ein Durchschnitts-Arbeitnehmer verdient. Derzeit liegt der Wert bei 47,9 Prozent. Im schlimmsten Fall droht bis 2030 ein Absinken auf 43 Prozent – ab diesem Wert müsste der Gesetzgeberhandeln. Aber: Für die Zeit nach 2030 ist keine Untergrenze mehr vorgesehen!

Warum sinkt das Renten-Niveau?

Das war eine politische Entscheidung zur langfristigen Finanzierung der Renten. Den Ausgleich für die Rentenlücke sollten die Beschäftigten aus eigener Tasche zahlen und privat vorsorgen – etwa mit der staatlich geförderten Riester-Rente. Doch diejenigen, die im Alter nur mit einer Mini-Rente rechnen, haben im Berufsleben kein Geld übrig, um für den Ruhestand zu sparen. Zudem sind bei der Riester-Rente die Arbeitgeber außen vor. Sie müssen sich, anders als bei der gesetzlichen Rente, nicht beteiligen.

Was bedeutet das für den Einzelnen?

Mit der gesetzlichen Rente allein wird es für die meisten schwierig, ihren Lebensstandard zu halten. Ein Beispiel: Wer – wie die Hälfte der Deutschen – derzeit 2.500 Euro verdient, kann im Alter leicht in die Nähe zur Sozialhilfe geraten. Heute käme man damit nach 45 Beitragsjahren auf 1.009 Euro Rente – bei einem Renten-Niveau von 43 Prozent blieben nur noch 906 Euro Nettorente, also nach Abzug von elf Prozent Sozialversicherungsbeiträgen. 

Damit liegt die Rente nur knapp über dem Grundsicherungs-Niveau von derzeit 795 Euro. Mit weniger Beitragsjahren – also vor allem bei Frauen – sei das Hartz-IV-Niveau praktisch nicht zu vermeiden, so Verdi-Chef Frank Bsirske. Seine Gewerkschaft macht sich mit der Aktionswoche Guter Lohn – Gute Rente für eine Stärkung der gesetzlichen Rente stark. Bsirske: „Wenn immer mehr Beschäftigte ein Leben lang in die Rentenversicherung einzahlen und dann im Alter mehr oder weniger nur die Grundsicherung bekämen – genauso wie diejenigen, die nie eingezahlt haben –, dann widerspricht das massiv dem Gerechtigkeitsgefühl.“ 

So wirkt sich das sinkende Renten-Niveau aus: Wie viel Rente abhängig vom aktuellen Verdienst rauskommt

Die reine Prozentzahl ist abstrakt – deshalb haben wir für Sie ausgerechnet, wie sich das sinkende Renten-Niveau in Euro auswirkt. Der zum Erreichen der „Eckrente“ von 1.370 Euro brutto nötige Durchschnittsverdienst liegt heuer bei 37.103 Euro im Jahr. Die Werte geben die Bruttorente (ohne Abzug von elf Prozent Sozialabgaben) an. Lesen Sie also links Ihren aktuellen Verdienst und rechts die Rente, die Sie erwarten dürfen.

Jahreseinkommen(brutto)Rente 2000(52,9%)45 BeitragsjahreRente 2000(52,9%)35 BeitragsjahreRente 2017(47,9%)45 BeitragsjahreRente 2017(47,9%)35 BeitragsjahreRente 2025(46,0%)45 BeitragsjahreRente 2025(46,0%)35 BeitragsjahreRente 2030(44,3%)45 BeitragsjahreRente 2030(44,3%)35 Beitragsjahre
20.000 €817 €635 €740 €575 €710 €552 €684 €532 €
25.000 €1.019 €788 €923 € 714 €886 €685 €853 €660 €
30.000 €1.223 €953 €1.108 €863 €1.064 €828 €1.024 €797 €
35.000 €1.426 €1.100 €1.292 €1.005 €1.240 €965 €1.194 €929 €
37.103 €1.512 €1.177 €1.370 €1.066 €1.315 €1.024 €1.265 €985 €
40.000 €1.630 €1.042 €1.477 €1.151 €1.417 €1.105 €1.364 €1.063 €
45.000 €1.830 €1.424 €1.658 €1.290 €1.592 €1.238 €1.532 €1.192 €
50.000 €2.037 €1.588 €1.846 €1.439 €1.772 €1.381 €1.706 €1.330 €
55.000 €2.242 €1.741 €2.031 €1.577 €1.950 €1.514 €1.877 €1.457 €
60.000 €2.446 €1.894 €2.216 €1.716 €2.127 €1.647 €2.048 €1.586 €
65.000 €2.649 €2.059 €2.400 €1.865 €2.304 €1.790 €2.218 €1.723 €
70.000 €2.853 €2.211 €2.585 €2.003 €2.482 €1.923 €2.389 €1.851 €
75.000 €3.058 €2.377 €2.770 €2.153 €2.659 €2.067 €2.559 €1.989 €
80.000 €*3.106 €2.412 €2.813 €2.185 €2.700 €2.098 €2.599 €2.018 €

*Beitragsbemessungsgrenze aktuell bei 76.200 Euro brutto

Postboten-Betriebsrat: "Wie sollen wir auch noch privat vorsorgen?"

Wenn Domenico Cavaliere über die Rente spricht, legt sich seine Stirn in Sorgenfalten. Der 58-Jährige ist Betriebsrat bei der Post in München kennt die Sorgen und Nöte der Zusteller. „Ganz ehrlich: In unserem Job kann kaum ein Kollege bis zum Alter von 67 Jahren arbeiten“, sagt Cavaliere. Damit ist für die meisten Zusteller eine Rentenkürzung durch die Hintertür schon vorprogrammiert – denn die Rente mit 67 bedeutet für denjenigen, der früher in Ruhestand geht, herbe Abschläge.

Das sinkende Rentenniveau macht den Postler darüber hinaus zu schaffen, zumal sich die meisten Kollegen keine private Vorsorge leisten könnten. "Wenn man schon so zu wenig zum Leben hat, wie soll man dann noch privat vorsorgen?", fragt sich Cavaliere.

Betriebsrats-Mann rechnet vor: So schwer haben's Postboten

Er rechnet vor: Ein Zusteller kommt nach 40 Berufsjahren selbst in der Tarif-Endstufe nicht einmal an den Durchschnittsverdienst heran. Er dürfte heute mit einer Bruttorente von lediglich 1.004 Euro rechnen. Davon werden vor Steuern noch elf Prozent Sozialversicherungsbeiträge für Kranken- und Pflegeversicherung abgezogen, so dass im Endeffekt 894 Euro bleiben. Cavaliere: "Wie soll man in München davon ein ordentliches Leben führen?"

Immerhin bietet die Post eine Betriebsrente an – mit 180 Euro netto im Monat kann sie die Lücke aber nicht schließen. Hier wünscht sich Cavaliere mehr Engagement vom Arbeitgeber. "Die Post ist ein tolles Unternehmen – aber ein wenig mehr Betriebsrente sollte schon drin sein“, fordert er. Dass dafür kein Geld da sein soll, kann er nicht nachvollziehen – als Kronzeuge zieht er Post-Chef Frank Appel heran: „Der erhält für seine 16 Jahre bei der Post eine Versorgungszusage von 18,6 Millionen – umgerechnet eine Monatsrente von 10.000 Euro. Da sollte für die Mitarbeiter auch etwas mehr drin sein."

Altersvorsorge: Diese Art lohnt sich nur, wenn der Chef mitspielt

Das Rentenniveau sinkt. Wer seinen Lebensstandard im Alter halten will, muss deshalb privat vorsorgen – zum Beispiel mit einer Betriebsrente. Dafür hat die Bundesregierung jetzt mit einem neuen Gesetz die Rahmenbedingungen geändert. Ob das aber reicht, um die Betriebsrente wirklich attraktiver zu machen? Darüber streiten die Experten. Die Stiftung Warentest kommt zu dem Schluss, dass sich ein Neuvertrag lohnt – aber nur, wenn der Chef etwas beisteuert. Wie das funktioniert? Hier sind die Fakten zusammengefasst:

Das neue Gesetz im Test: Was bringt die Betriebsrente?

  • Was ist die Betriebsrente?

Keine Rente von der Firma, wie man vielleicht glauben könnte, sondern eine Rente, die man über die Firma bezieht. Der Arbeitgeber sucht ein Angebot aus der Versicherungswirtschaft aus und reicht die Beiträge, die der Arbeitnehmer aus seinem Bruttolohn per Entgeltumwandlung zahlt, weiter. Das war bisher – je nach Einkommen– nur bedingt rentabel. Laut Stiftung Warentest kann sich die Sache aber lohnen, wenn der Chef etwas beisteuert.

  • Wann zahlt der Chef?
  • Wer (mit-)zahlt, schafft an?

Mit welcher Versicherung Ihre Firma einen Vertrag über die Betriebsrente abschließt, entscheidet Ihr Chef. Dabei kann er leider einiges falsch machen. Stiftung Warentest belegt, dass je nach Tarif die garantierte monatliche Betriebsrente für einen heute 40-Jährigen (der ab sofort 27 Jahre lang monatlich 100 Euro seines Bruttogehalts in die betriebliche Altersversorgung investiert) zwischen 88 Euro (Volkswohl Bund) und 113 Euro (Europa) liegen kann. Wenn unsere Beispielsperson 20 Jahre seine Rente genießen kann, summieren sich die 25 Euro Unterschied immerhin auf 6000 Euro.

  • Hat die Betriebsrente auch Nachteile?

Während man in der Ansparphase von Steuervorteilen und der Ersparnis von Sozialabgaben profitiert, trifft einen in der Rente die volle Härte des Finanzamts. Betriebsrenten müssen komplett versteuert werden. Außerdem zahlt man die vollen Kranken- und Pflegeversicherungsbeiträge. 

Bitter ist auch: Dadurch, dass man auf den Anteil des Bruttolohns, der in die betriebliche Altersvorsorge fließt, keine Rentenbeiträge zahlt, fällt die gesetzliche Rente geringer aus. Heißt: Wer mit einer Betriebsrente vorsorgt, wird mit weniger Rente bestraft.

  • Fazit von Stiftung Warentest:

Die Bilanz für einen ledigen Gutverdiener (siehe Beispiel), fällt nüchtern aus. Von den 107 Euro Monatsrente, die einer der Testsieger garantiert, blieben ihm nur 67 Euro. Vorausgesetzt, er ist Pflichtmitglied in der gesetzlichen Krankenkasse. Ist er freiwillig versichert, sind es nur 47 Euro. Und dafür hat er in der Beitragsphase netto rund 51 Euro/Monat gezahlt. Warentest rät deshalb, Vor- und Nachteile dringend abwägen!

Diese Versicherungs-Angebote sollten Sie Ihrem Chef zeigen

Wie hoch Ihre Betriebsrente ausfällt, hängt davon ab, wie gut Ihr Chef mit der Versicherung verhandelt. Möglicherweise ist eine höhere Rente drin, wenn gleich mehrere Beschäftige versichert werden. Die folgenden Angebote sind unabhängig von der Anzahl der Beschäftigten – und bieten in diesem Bereich laut Stiftung Warentest das Beste, was auf dem Markt zu finden ist.

AnbieterBezeichnungGarantierte RenteGarantiertes Kapital zu RentenbeginnBeitrags-Rendite
EuropaE-R113 €35.894 €0,72%
Metallrente (1)StR2U111 €35.301 €0,61%
InterriskSLR1111 €36.397 €0,82%
WGVLE106 €34.335 €0,41%
HanseMerkurRD 2017nM103 €33.159 €0,17%
InterriskALR1100 €32.793 €0,09%

Berechnung für einen 40-jährigen Arbeitnehmer, der 27 Jahre jährlich 1.200 Euro vom Bruttogehalt in eine Direktversicherung investiert. Quelle: Stiftung Warentest

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