Kostenloser Versand, Rabattaktionen und Zugang zu Serien & Co.: Das verspricht Amazon mit seinem "Prime"-Dienst. Die Redaktion hat ihn unter die Lupe genommen.
Update vom 26. November 2018: Nach dem Black Friday gibt es auch am Cyber Monday 2018 Angebote und Deals bei Amazon bei uns im Liveticker.
Die Deutschen lieben den "Prime"-Dienst des Online-Versandriesen. Doch nicht nur sie, auch weltweit ist die Begeisterung noch immer ungebrochen – trotz der vielen kritischen Stimmen, die menschenunwürdige Arbeitsbedingungen, schlechten Kundenservice oder Preiserhöhungen anprangern. So soll es laut Konzernchef Jeff Bezos mehr als 100 Millionen Prime-Kunden auf der ganzen Welt geben.
Wie viel "prime" steckt in Amazon-Gratisdienst wirklich?
Und die Zahl steigt – das verdeutlicht die Gewinnsteigerung von 43 Prozent im ersten Quartal 2018 des Unternehmens. Doch auch der Amazon-Chef profitiert enorm davon – so wurde er vom US-Wirtschaftsmagazin Forbes 2018 zum reichsten Mann der Welt gekürt.
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Sie glauben nicht, wie viel Jeff Bezos an einem Tag verdient.
So sehr das Prime-Konzept für den Versandhändler aufgeht, drängt sich die Frage auf, ob es auch hält, was es verspricht. Schließlich müsste es sich doch für Prime-Kunden im Vergleich zu den Nicht-Kunden rechnen, wenn sie kostenlose Serien, E-Books sowie Songs streamen und keine Versandkosten zahlen müssen.
Nur 18 der 50 getestetn Produkte tatsächlich günstiger - bei anderen zahlt man sogar drauf
Doch wie das Zukunftsforschungsmagazin ibusiness nun festgestellt hat, handelt es sich hierbei um eine Milchmädchenrechnung. Sie hat für ihren Test 50 zufällig ausgewählte Prime-Produkte (darunter Kinder-Spielzeug, Motoröl etc.) zwischen drei bis 500 Euro in den Warenkorb bei Amazon gelegt. Dann verglich es die Preise für Kunden, die nicht diesen Dienst in Anspruch nehmen. Dabei kam heraus: Nur 18 der 50 Produkte waren tatsächlich günstiger. Und es kommt noch dicker: Bei 15 Waren lag der Prime-Preis sogar über dem alternativen Preis, wohl gemerkt plus Versand! Für weitere 17 Produkte war der Preis für beide Parteien gleich.
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Hermann Diller, Professor am Lehrstuhl für Marketing an der Universität Erlangen-Nürnberg ist hier allerdings gespaltener Meinung. Zwar finde er die Stichproben-Methode von ibusiness gut, dennoch gibt er zu bedenken, dass Prime-Kunden andere Vorteile genießen würden. So wurde seiner Meinung nach nicht berücksichtigt, dass diese kürzere Lieferzeiten hätten.
Auch Amazon verweist auf Anfrage der HAZ auf ihre Vertragsbedingungen. Darin stehe, dass, falls ein Kunde auf dem Portal einen günstigeren Preis bei einem Drittanbieter finde, der nicht Prime anbietet, Amazon ihn in den Produktdetails darauf hinweise.
Die Masche von Amazon lockt und bindet langfristig Kunden
Daher entsteht laut der Zeitung auch der Trugschluss, dass man sich mit einem Prime-Konto viel Geld sparen könne. Doch dahinter stecke vielmehr ein Kundenbindungssystem, das mit vielen angeblichen Gratis-Angeboten Nutzer lockt. So hat der Kunde am Ende gar kein Bedürfnis mehr, woanders Serien & Co. zu streamen oder Waren zu bestellen – er bleibt auf Dauer im Amazon-Kosmos stecken.
Und das, obwohl das Magazin ibusiness doch herausgefunden hat, dass jede dritte Bestellung teurer als bei Drittanbietern ist. Auch mit einem Social-Media-Angebot hat Amazon versucht, Kunden stärker an sich zu binden –ist damit jetzt aber offenbar gescheitert.
Zumindest eine Frau aus Berlin hat bei Ihren Paketen richtig gespart. Sie hatte nämlich nichts bestellt und bekam trotzdem immer wieder Post von Amazon.
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jp