"Bares für Rares": Kunstwerk entpuppte sich nach 25 Jahren als dreiste Fälschung

Bei diesem "Fundstück" wird Gastgeber Horst Lichter gleich stutzig.
 ©Henning Kaiser / dpa

In Deutschlands beliebtester Trödelshow kommt es diesmal zu einer unschönen Überraschung, die ein kunstbegeistertes Ehepaar ziemlich bedröppelt dastehen lässt.

Das Ehepaar Heike und Christian Doppler ist voller Vorfreude auf einen hohen Gewinn, als es mit einem kleinen runden Bild zu Horst Lichters's Trödelshow "Bares für Rares" kommt. "Das Tondo ist meiner Meinung nach in einem sehr guten Zustand", meint Ehemann Christian vor der Expertise. "Und ich bin auch überzeugt, dass wir dann auch die Händlerkarte bekommen". Doch sein positives Gefühl sollte sich sehr bald als Trugschluss erweisen.

"Bares für Rares": Ehepaar bringt Tondo mit in die Trödelshow

Das Tondo (vom italienischen "rotondo" = rund), mit dem die beiden bei Gastgeber Lichter und Kunstexperte  Albert Maier vorsprechen,  zeigt als Relief eine Szene aus Shakespeares "Sommernachtstraum". Darin will Oberon - der König der Elfen - seine Gemahlin Titania nach einem Streit besänftigen. "Mit Blütennektar", wie Heike anmerkt. "Habt ihr zwei das auch schon ausprobiert?", fragt Lichter schelmisch. Doch Heike entgegne trocken: "Wir sind 51 Jahre verheiratet - was meinst du, was wir schon alles ausprobiert haben?

Das Kunstwerk habe das Ehepaar vor 25 Jahren in Koblenz auf dem Historienmarkt gekauft. Aus Platzgründen wolle es sich aber nun davon trennen. Die Signatur "E. W. Wyon" deutet auf den englischen Künstler Edward William Wyon (1811 - 1885) hin, auch die Jahreszahl 1848 ist als Signatur erkennbar. Doch der Schein trügt! 

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Kunstexperte Maier macht den Nadeltest

Maier ist sofort skeptisch: "Dürfte ich einen kleinen Test machen?" fragt der Experte die erstaunten Besitzer. Der Experte erwärmt eine Nadel mit dem Feuerzeug und fragt währenddessen nochmals nach, wo sie das Bild genau gekauft hätten. Heike Doppler ist sich sicher, dass es ein Antikmarkt war - auf dem ihrer Meinung nach echte Antiquitäten verkauft werden.

Doch dass der Name "Antikmarkt" allein keine Garantie für Echtheit ist, sollte sich leider für die beiden bewahrheiten: Bei Maiers Test bohrt sich prompt die heiße Nadel in das Relief. "Oh, das ist aber ein schlechtes Zeichen", deutet Lichter an, sichtlich schockiert. Bei Stein wäre das nicht passiert... Das Tondo ist also tatsächlich eine gemeine Fälschung! Ein Schock für das Ehepaar aus Siegen. 

Daran erkennt der Kunstexperte, dass es sich um eine Fälschung handelt

Maier hat Verständnis dafür, dass die Kunstliebhaber auf eine Fälschung hereingefallen sind - schließlich sei er vor mehr als 30 Jahren selbst schon einmal auf diese Machart hereingefallen. Doch die Fälschung erkenne man in diesem Fall ganz einfach, erklärt der Experte: Der Rahmen weist auf der Rückseite scharfe Kanten auf. Und statt aus dunklem Ebenholz ist der Rahmen frisch gestrichen. Auf der Vorderseite ist das Gold des Rahmens und sogar die dunklen Altersspuren lediglich aufgemalt.

Laut des Experten stamme die Fälschung aus Asien und wurden in großen Stückzahlen auf Flohmärkten in Holland, Belgien und Deutschland günstig verkauft. "Die Leute meinten, das ist was Tolles ", so Maier, "weil natürlich keiner die Probe gemacht hat" - etwa auf Kunststoff oder Kunstharz. Eine Nadelprobe hätte die Fälschung sofort zu Tage gebracht.

In Asien werden Fälschungen in großer Stückzahl produziert - legal

"Das ist ja dann eigentlich verboten, das nachzumachen", meint die enttäuschte Besitzerin Heike. Doch Maier klärt sogleich auf: "Die werden in Asien gemacht - und dort ist es nicht verboten." Doch es kommt noch besser, als Lichter dem bedröppelten Ehepaar von einer unglaublichen Praktik erzählt: "Es gibt in China eine Stadt, die heißt 'Germany'. Die hat man extra gemacht und so genannt, damit man drauf drucken kann: 'Made in Germany'". 

Die Enttäuschung ist den Siegener Kunstliebhabern deutlich anzumerken, eine Händlerkarte kann Lichter für diesen "Schatz" natürlich nicht überreichen. "Jetzt wissen wir wenigstens Bescheid", meint Heike noch zum Schluss. Und auch ihr Mann Christian merkt an: "Ich habe einiges daraus gelernt" - nämlich angebliche Kunstwerke nicht voreilig zu kaufen. Das falsche Tondo kann das Ehepaar jetzt bestenfalls noch verschenken - oder selbst aufhängen.

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Von Andrea Stettner

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