Ökostrom gilt als sauber, umweltfreundlich und günstig. Auch Lidl und die Deutsche Bahn bieten jetzt Öko-Tarife. Stiftung Warentest hat sie geprüft.
Immer mehr Stromversorger bieten Ökostrom – schließlich ist der grüne Trend gerade auf dem Vormarsch. Die elektrische Energie aus umweltfreundlichen, erneuerbaren Energien gilt als sauber und ist dennoch oftmals nicht teurer als vergleichbare Tarife von ein und demselben Anbieter.
Ein lukratives Geschäft also, das derzeit boomt – und damit auch den Lebensmitteldiscounter Lidl und die Deutsche Bahn auf den Plan gerufen hat. Beide bieten ebenfalls Ökostrom an – doch was sind deren Öko-Tarife überhaupt wert?
Stiftung Warentest über Ökostrom-Tarife von Lidl und DB: Was taugen sie wirklich?
Die Energie-Experten von Stiftung Warentest haben sie geprüft - mit gemischten Gefühlen. Ihr Ergebnis: Während Lidls Tarifangebot nicht einwandfrei scheint, ist das von der DB zu teuer.
Zwar bietet Lidl Ökostrom des Energieriesen E.on an, doch ob der Tarif wirklich etwas nützt, bleibt für die Experten fraglich. Denn "gute Ökostromtarife fördern die erneuerbaren Energien – zum Beispiel, indem sie den Bau neuer Solar- oder Windkraftanlagen mitfinanzieren oder dafür sorgen, dass Energie aus Wind, Wasser und Sonne flexibler eingesetzt werden kann", sagt Dominik Seebach vom Freiburger Öko-Institut. "Das ist hier offensichtlich nicht der Fall".
Doch wer mit Solaranlagen selbst Strom erzeugt, der kann von der Energiewende hin zur grünen Energie viel Geld sparen.
Ökostrom von Lidl: Günstig, mit Endpreisgarantie - aber nicht einwandfrei
Der Tarifvertrag läuft insgesamt zwölf Monate, Neukunden erhalten zudem einen Lidl-Einkaufsgutschein im Wert von zehn Euro.
Das Pikante daran: Das Guthaben ist auf einer elektronischen Geldkarte der Wirecard Bank gespeichert. Diese darf der Kunde nicht vergessen, am Ende zu kündigen. Ansonsten kann es passieren, dass nach Ablauf von drei Jahren plötzlich monatliche Kosten anfallen. So steht es laut Stiftung Warentest in den allgemeinen Geschäftsbedingungen der Wirecard Bank.
Auf Nachfrage hin soll Lidl allerdings sofort eingelenkt haben – der Kartenvertrag ende angeblich automatisch, sobald der Kunde das Guthaben komplett aufgebraucht habe.
Der Lidl-Tarif hat zudem ein TÜV-Zertifikat und stammt damit zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energien.
Und was kostet der Ökostrom vom Discounter? Laut Lidl-Webseite soll ein Haushalt in Berlin mit einem Jahresstromverbrauch von 3.500 Kilowattstunden etwa 1.058 Euro pro Jahr zahlen müssen. Damit spare dieser 83 Euro – zumindest im Vergleich zur Grundversorgung durch Vattenfall. Letzter ist allerdings auch kein Ökostrom-Tarif. Wie viel Sie am Ende wirklich sparen, hängt vom persönlichen Verbrauch und vom Wohnort ab.
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Highlight: Der Kunde erhält eine Endpreisgarantie – und die gilt bis zum 31. Januar 2019, also länger als die Mindestlaufzeit. Den Tarif gibt es unter www.lidl-strom.de oder auch telefonisch unter 0800 - 0005 903.
Da es ein Onlinetarif ist, müssen Sie sich nach Vertragsabschluss beim Serviceportal "Mein E.on" anmelden. Zählerstände müssen Sie ebenfalls online angeben.
Das Fazit der Energie-Experten: Kunden, die derzeit in einem teureren Tarif sind, sollten sich das Lidl-Angebot ruhig näher anschauen. Dabei sollten Sie allerdings ein Auge zudrücken können, denn: der Ökostrom von Lidl fördert nicht den Ausbau der erneuerbaren Energien. Das Beste am Angebot ist für die Experten die Endpreisgarantie.
Ökostrom von der DB: Zwei Tarife, umweltfreundlich - aber es gibt günstigere
Dagegen erhalten die Kunden der Deutschen Bahn Ökostrom von der DB Energie. Hier können sie sogar zwischen zwei Tarifen wählen: 12 und 24 Monate. Dabei handelt es sich ebenfalls wieder um Onlinetarife, die Sie über www.dbstrom.de buchen können.
Auf den ersten Blick scheint das Angebot der DB Energie attraktiver – schließlich zahlt hier der Berliner Musterhaushalt im Tarif DB Strom 12 nur 1.027 Euro pro Jahr. Zudem haben beide Angebote das OK-Power-Label. Dieses wird vom gemeinnützigen Verein EnergieVision herausgegeben – und stellt höhere Anforderungen an die Versorger als das TÜV-Zertifikat.
So muss der Strom nicht nur aus 100 Prozent erneuerbaren Energien stammen, sondern darf auch nicht aus Beteiligungen an Atomkraftwerken sein. Das einzige Manko: Die Bahn-Tarife enthalten keine Endpreisgarantie.
Dafür erhalten Sie mehrere Willkommensgeschenke zur Auswahl, zum Beispiel eine kostenlose Bahncard 25. Doch Vorsicht: Diese bekommen sie nur mit einem Abo. Dieses müssen Sie am besten vor dem zweiten Jahr kündigen – ansonsten zahlen Sie drauf.
Fazit der Energie-Experten: Die Tarife sind empfehlenswert, aber nicht günstig. So gibt es inzwischen Ökostrom-Angebote mit hohen Boni, die auch das OK-Power-Label haben.
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Von Jasmin Pospiech