Bluttest erkennt Brustkrebs: Warum es plötzlich Kritik hagelt

Neben dem Mammographie-Screening soll nun auch ein Bluttest Brustkrebs frühzeitig nachweisen. (Symbolfoto)
 ©pa/obs/Kooperationsgemeinschaft Mammographie

Noch in diesem Jahr soll der neue Bluttest laut Heiscreen auf den Markt kommen. Er verspricht eine zuverlässige Brustkrebs-Erkennung. Doch nun hagelt es Kritik, der Grund:

Update vom 21. März: Laut Heiscreen sei der Bluttest für die Erkennung von Brustkrebs ein „Meilenstein in der Brustkrebsdiagnostik”. Nun hagelt es jedoch für das Unternehmen viel Kritik von Fachgesellschaften, Medizinern und Statistikern. 

Unter anderem sind die Ergebnisse von Tests an Frauen laut Uniklinik bis heute nicht in einem begutachteten Fachjournal publiziert - wie es in der wissenschaftlichen Praxis üblich ist. Zudem wird bemängelt, dass die Wirksamkeit des Tests nur unzureichend beschrieben werden. 

Die Uniklinik entschuldige sich bei Frauen, die sich womöglich falsche Hoffnungen auf eine rasche Nutzung des Tests gemacht hätten, sagt Kliniksprecherin Doris Rübsam-Brodkorb am Donnerstag (21. März) der Deutschen Presse-Agentur. „Das bedauern wir sehr.” Heiscreen hatte versprochen, dass der Test noch in diesem Jahr auf den Markt komme. Die Uniklinik Heidelberg zieht Konsequenzen aus der umstrittenen PR-Kampagne zu dem neuen Bluttest für die Früherkennung von Brustkrebs. So sollen neue Regeln in Bezug auf „wirtschaftliche, wissenschaftliche, ethische und publizistische Fragen” erstellt werden, die Firmenausgründungen der Universität künftig zu beachten hätten, sagt die Sprecherin.

Erstmeldung: Neuer Bluttest soll Brustkrebs erkennen

Update vom 22. Februar 2019: Der neue Bluttest soll die Diagnosemöglichkeiten neben MRT, Mammografie-Screening und Ultraschall erweitern. „Der von unserem Forscherteam entwickelte Bluttest ist eine neue, revolutionäre Möglichkeit, eine Krebserkrankung in der Brust nicht-invasiv und schnell anhand von Biomarkern im Blut zu erkennen“, so Prof. Dr. Christof Sohn, Geschäftsführender Ärztlicher Direktor der Universitäts-Frauenklinik Heidelberg.

„Das neue blutbasierte Verfahren ist deutlich weniger belastend für Frauen, weil es weder schmerzhaft ist, noch mit einer Strahlenbelastung einhergeht“, ergänzt Prof. Dr. Sarah Schott, Sektionsleiterin Translationale Frauenheilkunde und Leiterin für familiäre Krebserkrankungen an der Universitäts-Frauenklinik Heidelberg. Für den Test wird nur wenige Milliliter Blut benötigt. Danach wird es im Labor auf Biomarker untersucht, die Hinweise auf Tumore geben.

Bei dem neuen Bluttest können Frauen aller Altersgruppen mitmachen. In den letzten 12 Monaten wurde der Test, für den 2016 ein Patent angemeldet wurde, an 900 Frauen angewandt. 500 waren bereits an Brustkrebs erkrankt, 400 waren gesund. „Aktuelle Ergebnisse zeigen bei den 500 Brustkrebspatientinnen insgesamt eine Sensitivität von 75 Prozent. Altersabhängige Unterschiede konnten gefunden werden. Hier zeigt sich bei den unter 50-jährigen eine Sensitivität von 86 Prozent beziehungsweise bei den über 50-Jährigen von 60 Prozent“, heißt es in einem Bericht das Universitätsklinikum Heidelberg und ,Heiscreen’.

Meldung vom 21. Februar 2019: Man spricht jetzt schon von einer Weltsensation! Der neuentwickelte Bluttest namens 'Heiscreen', der von Ärzten und Forschern der Universitätsklinik Heidelberg entwickelt wurde, soll frühzeitig, schonend und zuverlässig Brustkrebs erkennen.

Wie gut funktioniert der Bluttest zur Brustkrebserkennung?

Wie Prof. Christof Sohn, Ärztlicher Direktor der Universitäts-Frauenklinik Heidelberg, zur BILD sagt, könne durch den Test eine Erkrankung zu 75 Prozent festgestellt werden. Wenn sich Frauen bereits ab dem 30. Lebensjahr untersuchen lassen, steige sogar die Treffsicherheit." Der Test soll ein Frühwarnsystem sein, um Frauen zu weiteren Untersuchungen zu überweisen", heißt es weiter.

Es gibt allerdings auch andere - trotzdem positive - Stimmen zu dem neuen Test: Die Ergebnisse seien nur schwer einzuschätzen. Nach Angaben des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) ist bislang keine begutachtete Studie in einem Fachmagazin erschienen. Der DKFZ-Fachmann zu diesem Thema wollte sich nicht zu dem neuen Test äußern, da er nur spekulieren könne.

Dennoch spricht die Direktorin der Universitäts-Frauenklinik Düsseldorf, Tanja Fehm, von spannenden wissenschaftlichen Daten. Allerdings sei es noch viel zu früh, um den Test als Routineuntersuchung zu etablieren. Zunächst seien Tests an viel mehr Frauen nötig. Viele Fragen seien noch ungeklärt.

Video: Sensation - Neuer Test erkennt Brustkrebs im Blut

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Neuer Bluttest für Brustkrebs-Erkennung bietet viele Vorteile - so funktioniert er

Für das Verfahren seien nur wenige Milliliter Blut nötig, teilte das Universitätsklinikum Heidelberg mit. Bei der Untersuchung werden sogenannte Biomarker erkannt, die auf eine Krebserkrankung schließen lassen. Bei 500 untersuchten Brustkrebspatientinnen habe der Test in 75 Prozent der Fälle die Erkrankung korrekt angezeigt. Den Angaben zufolge soll das Verfahren noch in diesem Jahr in der Praxis angewendet werden.

Wie HEIDELBERG24* berichtet, könne der 'Heiscreen-Test' nicht nur früher den Krebs erkennbar machen, sondern sei auf weniger aufwändig als der Mammographie-Prozess. Ein weiterer wichtiger Vorteil: Man könne auch Eierstockkrebs erkennen.

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Brustkrebs durch Bluttest erkennen: Wer kommt für die Kosten auf?

Nach den aktuellsten Zahlen des Statistischen Bundesamts war Brustkrebs bei Frauen im Jahr 2016 die häufigste Krebserkrankung mit Todesfolge - 18.570 Frauen starben daran. Ob die Krankenkassen für die noch unbekannten Kosten aufkommen, ist noch unklar

*HEIDELBERG24 ist Teil des bundesweiten Ippen-Digital-Redaktionsnetzwerks. 

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