Winterzeit ist Grippezeit - in den kalten Monaten geht die Influenzawelle wieder um. Welche Turbo-Tipps helfen und wer sich besser noch impfen lassen sollte, lesen Sie hier.
Schnupfen, husten und niesen - wenn die Temperaturen unter null Grad fallen, rollt wieder die Grippewelle über Deutschland. Wer sich ansteckt, der hat mit allerlei Beschwerden zu kämpfen. Ob es 2020/2021 zu einer schweren Grippewelle* kommen wird, bleibt abzuwarten. Im nachfolgenden Artikel bekommen Sie Informationen darüber, wie Sie eine Grippe erkennen und wie oft es innerhalb der letzten Jahre zu schweren Verläufen kam.
Artikel vom 2. April 2020: Seit Oktober 2019 377 Tote durch Grippevirus
Das Robert Koch-Institut (RKI) als Bundesoberbehörde für Infektionskrankheiten und nicht übertragbare Krankheiten meldete, dass Infektionen mit dem Influenzavirus seit Oktober 2019 bisher 377 Todesopfer in Deutschland gefordert haben. Während der Grippewelle 2019/2020 wurden über 181.900 labordiagnostisch bestätigte Influenza-Erkrankungen gemeldet. Vor allem für Risikogruppen wie ältere Menschen, chronisch Kranke oder Schwangere kann eine Infektion lebensgefährliche Folgen haben.
Influenzasaison 2017/2018: Schlimmste Grippewelle seit 30 Jahren
2017/2018 kamen etwa 25.100 Menschen in Deutschland durch eine Virusgrippe ums Leben. Das sei die höchste Zahl an Todesfällen in den vergangenen 30 Jahren, wie das Ärzteblatt Lothar Wieler, Präsident des RKI, zitiert. Über sieben Millionen Menschen suchten 2017/2018 aufgrund einer Virusgrippe einen Arzt auf.
Aktuelle Lage in Deutschland: Seit Oktober 2019 über 181.900 bestätigte Grippefälle
Der "Arbeitsgemeinschaft Influenza" des Robert Koch-Instituts zufolge hat die diesjährige Grippewelle in der zweiten Kalenderwoche 2020 begonnen. Das bedeutet, das seit 6. Januar 2020 vermehrt Grippefälle an das RKI gemeldet wurden. Die interaktive Karte auf den Seiten des Robert Koch-Instituts zeigt, dass die Influenza-Aktivität noch immer in vielen Regionen Deutschlands erhöht ist und sich Grippe-Herde gebildet haben (Stand 04/2020). Der Höhepunkt der Grippewelle sei dem RKI zufolge allerdings überschritten und die Influenza-Aktivität ist in der 13. Kalenderwoche 2020 deutlich zurückgegangen.
Insgesamt wurden im Rahmen des Infektionsschutzgesetzes (IfSG) seit Oktober 2019 181.912 labordiagnostisch bestätigte Influenzafälle an das RKI übermittelt. Das IfSG regelt, welche Krankheiten bei Verdacht, Erkrankung oder Tod und welche labordiagnostischen Nachweise von Erregern meldepflichtig sind. Folgende Erreger der Atemwege können Grippebeschwerden auslösen:
- Adenoviren (Fieber und Halsschmerzen)
- Influenzaviren
- Rispiratorische Synzytial (RS)-Viren (Atemwegsbeschwerden)
- Humane Metapneumoviren (Bronchitis)
- Rhinoviren
Letztere sollen für die meisten Grippefälle in der drastischen Influenzasaison 2017/2018 verantwortlich gewesen sein.
Mehr zum Thema: Grippe 2019/2020 aktuell: Bereits über 79.000 bestätigte Fälle.
Unterschied zwischen echter Grippe und Erkältung
Die wenigsten kennen den Unterschied zwischen einer Erkältung und einer echten Influenza. Zwar werden beide Erkrankungen durch Erreger ausgelöst - allerdings durch unterschiedliche Typen. Ein wichtiges Kriterium zur Abgrenzung ist sicherlich, dass die Grippe plötzlich ausbricht, während es bei der Erkältung über mehrere Tage dauern kann.
Zwar sind gängige Symptome wie Schnupfen oder Hustenreiz bei beiden gegeben, dennoch unterscheiden sie sich in der Intensität beziehungsweise im Schweregrad der Beschwerden. Es können zudem folgende auftreten:
- Kopf-, Hals- und Gliederschmerzen
- Hitzewallungen
- Schüttelfrost
- Appetitlosigkeit
- Hohes Fieber
- Abgeschlagenheit
- Atemnot
Eine weitere "Besonderheit" der Influenza ist, dass sie zwar schlagartig auftritt - dafür aber mindestens fünf bis sieben Tage, wenn nicht sogar bis zu einigen Wochen, dauern kann. Besonders bei Kindern kann eine Grippe hartnäckiger bleiben, da deren Immunsystem noch nicht komplett ausgebildet ist wie bei einem Erwachsenen.
Zudem geht man davon aus, dass Betroffene die Grippeviren viel früher als zum Zeitpunkt des Ausbruchs in sich tragen und bereits einen Tag vor Auftreten der Symptome ansteckend für ihre Umgebung sein können. Dies kann noch bis zu einige Tage nach Abklingen der Influenza anhalten. Doch was tun, wenn Sie die Influenza voll im Griff hat?
Im Video: Ist es eine Erkältung oder eine Grippe?
Mit diesen Tipps und Hausmitteln werden Sie Grippe schnell wieder los
Dann gilt nur: Füße hochlegen, abwarten - und viel trinken. Grundsätzlich sollten Sie sich in der akuten Phase schonen - und am besten die Zeit im Bett verbringen. Außerdem ist es wichtig, dass Sie Ihren Körper beim Kampf gegen die fiesen Grippeviren unterstützen und viel Flüssigkeit zu sich nehmen. Schließlich trocknen Heizungsluft & Co. die Schleimhäute aus. Dadurch können diese die Erreger auch schlechter abwehren - weshalb sie auch nicht in die Arbeit gehen sollten.
Denn Jobstress oder andere psychische sowie körperliche Belastungen machen das bereits geschwächte Immunsystem nur noch anfälliger. Die Viren dringen so rascher in den Körper ein und vermehren sich dort rasend schnell. Viel trinken ist also wichtig - genauso wie eine gehörige Extra-Portion Schlaf. Wenn Körper und Geist nämlich ruhen, haben die Körperzellen genug Zeit, sich zu regenerieren - dazu zählen auch die Abwehrzellen, die die Eindringlinge bekämpfen.
Gegen diese können Sie sich auch schützen, wenn Sie besonders in der kalten Jahreszeit regelmäßig und gründlich die Hände waschen*. Am besten gehen Sie so vor:
- Die Hände mindestens 30 Sekunden unter den Wasserstrahl halten.
- Diese sorgfältig mit Seife waschen und
- sie dabei richtig reiben.
Auch mit der richtigen (gesunden) Ernährung können Sie sich Gutes tun - wer viel frisches Obst und Gemüse isst, versorgt sich mit allen wichtigen Vitaminen und Mineralstoffen, die der Körper braucht, um wieder zu Kräften zu kommen. Kräutertees und nahrhafte (Hühner-)Suppen tun ihr übriges dazu.
Wer nur mit leichten Grippesymptomen zu kämpfen hat oder diese bereits wieder am Abflauen sind, dem können folgende Hausmittelchen aus Großmutters Natur-Apotheke helfen:
- Wadenwickel
- Gesichtsdampfbad
- Nasenduschen
- Kalten Lappen in Nacken oder auf die Stirn
- Heißes Erkältungsbad
- Halsgurgeln mit kaltem Salbeitee
- Feuchte Tüchter nachts im Raum aufhängen
Falls allerdings die Beschwerden (noch) zu heftig sind, ist es ratsam, gleich zum Arzt zu gehen. Dieser verschreibt dann meist spezielle Medikamente, die die Influenzaviren bekämpfen.
Ab wann ist eine Grippeschutzimpfung sinnvoll?
Doch damit es nicht erst soweit kommt, ist es für manche Personen besser, gleich mit einer Grippeschutzimpfung vorzubeugen. Das Robert-Koch-Institut (RKI) empfiehlt daher all denjenigen, die sich für eine Impfung interessieren, dies am besten in den Monaten Oktober, November und Dezember zu tun. Besonders Risikogruppen sollten sich bei Ihrem Hausarzt darüber informieren, damit diese frühzeitig für die Wintermonate gewappnet sind. Dazu gehören:
- Senioren (Personen im Alter von 60 Jahren oder älter)
- Schwangere
- (Klein-)Kinder
- Chronisch Kranke mit Diabetes, Asthma, HIV oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen
- Medizinisches und Pflege-Personal; Betreuer von Risikopatienten
- Menschen mit schwachem Immunsystem
Während der Grippesaison 2016/2017 hätten sich zu wenige Deutsche impfen lassen, warnt das RKI. Besonders pikant: Nur 35 Prozent der Senioren haben sich 2016 einer Grippeschutzimpfung unterzogen. Der Grund dafür: Immer wieder kursieren in den Medien Gerüchte, dass der Impfstoff nicht bei jedem gleich wirken soll. Doch laut der Pressesprecherin Susanne Glasmacher des RKI sei "ein mäßiger Impfschutz besser als gar keiner." Sie versichert, dass der Impfstoff gegen besonders schwere Krankheitsverläufe helfen könne. Daher empfiehlt das RKI, die Schutzimpfung jedes Jahr aufs Neue auffrischen zu lassen, da die Wirkung jeweils nur ein halbes Jahr anhält.
Menschen, die allerdings wissen, dass sie unter einer Hühnereiweißallergie leiden, sollten dagegen vorsichtig sein. Es gibt nämlich kaum einen Impfstoff, der nicht ohne das tierische Protein auskommt. Daher sollte dieser Personenkreis diesen meiden und den zuständigen Hausarzt um eine Alternative bitten. Wenn es allerdings an das Thema Kosten geht, zucken viele wieder zurück.
Grippeschutzimpfung: Übernimmt die gesetzliche Krankenversicherung die Kosten?
Die Kosten einer Grippeschutzimpfung liegen zwischen 20 und 30 Euro. Erfragen Sie am besten bei Ihrem Hausarzt, wie es in dessen Praxis gehandelt wird - oder direkt bei Ihrer zuständigen Krankenkasse. Wenn Sie zur Risikogruppe gehören, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass die Kosten von den gesetzlichen Kassen übernommen werden. Wenn Ihr Arzt zum Beispiel eine medizinische Notwendigkeit in der Schutzimpfung sieht, besteht die Möglichkeit, den Impfstoff auf den Namen des Patienten auf die gesetzliche Krankenversicherung anrechnen zu lassen.
Im schlimmsten Fall muss der Betroffene erst die Impfleistung aus eigener Tasche zahlen - und mit der Quittung bei der eigenen Krankenkasse einen Antrag auf Kostenübernahme stellen. Allerdings gibt es bereits einige Krankenkassen, die mit der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Sondervereinbarungen getroffen haben. Darunter sind unter anderem:
- Techniker Krankenkasse
- Kaufmännische Krankenkasse
- BKK 24
- Pronova BKK
- Actimonda Krankenkasse
- VIACTIV Krankenkasse
- AOK
- Barmer
Wer sich darüber informieren möchte, ob seine Krankenkasse ebenfalls dabei ist, der sollte auf der jeweiligen Homepage nachschauen. Dort geben diese meist Auskunft, ob Sie den Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (STIKO) des Robert-Koch-Instituts in Berlin und der sogenannten Schutzimpfungs-Richtlinie (SiR) folgen.
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Doch Vorsicht: "Dabei handelt es sich meist um die von der Kommission genannten trivalenten Impfstoffe. Dreifach-Impfstoffe beinhalten Antigene von zwei A-Varianten und einer B-Variante. Vierfach-Impfstoffe beinhalten dieselben Antigene wie die Dreifach-Impfstoffe und zusätzlich die Antigene von einem weiteren B-Virus", informiert die Seite impfen-info.de, die das Paul-Ehrlich-Institut empfiehlt. Zwar gäbe es bereits Vierfach-Impfstoffe (tetravalent), doch diese sollen laut der STIKO sich bis jetzt noch nicht als wirksamer als die Dreifach-Vakzine herausgestellt haben. Wer diese allerdings wünscht, der muss diese dann auch aus eigener Tasche bezahlen.
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Quellen: www.aerzteblatt.de; www.rki.de; https://influenza.rki.de/Wochenberichte.aspx
(jg/jp) *Merkur.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA.