Schwangeren wird geraten, dem Baby zuliebe keinen Alkohol zu trinken. Studien zeigen jetzt: Kleinste Mengen könnten noch ganz andere, dramatische Folgen haben.
Keine Rohmilch, kein Sushi – und bitte weder Zigaretten noch Alkohol: Wer schwanger ist, der muss auf vieles verzichten. Die meisten Frauen tun das auch gerne – schließlich soll ihr Baby gesund zur Welt kommen. Doch wer glaubt, dass einmal ein Glas Wein am Abend nicht so schlimm ist, der irrt gewaltig.
Alkohol während der Schwangerschaft - und das Gesicht des Babys verändert sich
Wie Untersuchungen jetzt zeigen, können bereits kleinste Mengen an Alkohol während der Schwangerschaft enorme Auswirkungen haben – und zwar auf die Gesichtsform des Babys. Das heißt: Es verändert sich, insbesondere die Augen, Nase und Lippen.
"Wir wissen nicht, ob diese kleinen Veränderungen im Gesicht der Babys auf irgendeine Weise darauf hinweisen, dass sich das negativ auf seine Entwicklung auswirkt", so Jane Halliday vom Murdoch Children's Research Institute in Victoria, Australien gegenüber dem Online-Portal "newscientist.com". "Wir haben aber vor, uns das genauer anzuschauen, wenn die Kinder größer sind."
Dagegen ist seit längerem bekannt, dass regelmäßiger Alkoholkonsum bei Schwangeren das "Fetale Alkoholsyndrom" auslösen kann. Dieses zeigt sich durch besondere Gesichtsmerkmale, die darauf hinweisen, wie kleine Augen, eine kurze, flache Stupsnase und sowie einer flachen oder fehlenden Mittelrinne zwischen Nase und Oberlippe. Zudem sollen Kinder mit dieser Krankheit anfälliger für ADHS oder Verhaltensstörungen sein sowie einen geringeren IQ vorweisen, so Halliday.
Fetales Alkoholsyndrom: Drastische Veränderung im Aussehen des Babys
Doch sind ein paar Tropfen Alkohol während der Schwangerschaft wirklich schon genauso schädlich für den Nachwuchs? Dazu untersuchte Halliday und ihr Team 1570 Frauen während ihrer Schwangerschaften, bis hin zur Geburt. Von diesen verrieten zumindest 27 Prozent, dass sie auch während der Schwangerschaft ein wenig Alkohol zu sich nahmen.
Als die Kinder ein Jahr alt waren, machten Halliday und ihr Team Fotos von 415 Babys und deren Gesichter mit mehreren Kameras aus verschiedenen Perspektiven. Als das Team die Bilder mithilfe einer Computer-Software zusammenfügte, konnten die dabei entstandenen 3D-Fotografien fast 70.000 Punkte in jedem Baby-Gesicht detailliert wiedergeben.
Dabei kam heraus: Die Babys, deren Mutter etwas Alkohol während der Schwangerschaft getrunken hatten (nicht mehr als zwei Drinks und nicht mehr als sieben pro Woche) hatten eine etwas kürzere, nach oben gebogene Nase als diejenigen, deren Mutter nicht getrunken hatten. Die Forscher entdeckten sogar, dass sich die Gesichtsform etwas verändert hatte.
Glas Wein in der Schwangerschaft - kaum Auswirkungen auf das Aussehen?
Allerdings waren sie nicht auf den ersten Blick ersichtlich – und konnten erst entdeckt werden, als die Computer-Technik benutzt wurde. "Die Ergebnisse haben gezeigt, dass ein Unterschied vorhanden ist, auch wenn er für das bloße Auge nur sehr schwer zu erkennen ist", so Halliday.
Da sich das Gesicht eines Kindes innerhalb der ersten beiden Lebensjahre sehr stark verändern kann, muss das allerdings nichts heißen, glaubt die Forscherin. Mütter sollten daher nicht überstürzt in Panik geraten. "In diesem Stadium haben wir noch keine Probleme ausmachen können, wegen denen sich die Leute aufregen müssten", beschwichtigt Halliday.
Ihrer Meinung zufolge haben schließlich weitere Faktoren wie die Ernährung ebenfalls einen Einfluss auf die Gesundheit des Babys und seine Entwicklung. Dennoch hofft Halliday, dass 3D-Fotografien künftig dabei helfen werden, (leichtere) Formen des fetalen Alkoholsyndroms schneller zu diagnostizieren. Einen Alkohol-Schock gab es indes, als die Polizei den Promille-Wert einer schwangeren Frau in Hannover kontrollierte, wie nordbuzz.de* berichtet.
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Von Jasmin Pospiech
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