Können wir uns bald selbst krankschreiben?

Magdeburg - Mediziner der Universität Magdeburg plädieren dafür, die Regeln für die Krankschreibung von Beschäftigten zu lockern, um die Hausärzte zu entlasten.

"Ziel kann es sein, dass Beschäftigte sich für bis zu einer Woche selbst krank melden können", sagte der Leiter eines Magdeburger Forscherteams, Wolfram Herrmann, der "Welt am Sonntag". Nach einer Studie der Forscher sind Krankschreibungen besonders häufig der Grund für kurzfristige Besuche beim Hausarzt. Eine Lockerung der Regeln für Krankschreibungen würde die Hausärzte entlasten. "Und es würde zugleich die Eigenverantwortung der Beschäftigten stärken", sagte Herrmann.

"Dass durch eine eigenständige Krankmeldung der Beschäftigten die Zahl der Fehltage nicht nach oben schnellt, zeigen Erfahrungen aus Norwegen", fügte Herrmann hinzu.

Der CDU-Gesundheitspolitiker Jens Spahn zeigte sich aufgeschlossen für eine Reform: "In Deutschland ist die Zahl der durchschnittlichen Arztbesuche auch deswegen so hoch, weil Patienten nur für Rezepte, Verlaufskontrollen oder auch Kurzzeitkrankschreibungen immer zum Arzt müssen", sagte Spahn dieser Zeitung. Jeder kluge Vorschlag, das zu reduzieren, solle ergebnisoffen geprüft werden. "Allerdings sollte das die eh schon hohe Zahl an Fehltagen nicht weiter erhöhen."

Die Arbeitgeber dagegen sehen keinen Handlungsbedarf. "Die gesetzlichen Regelungen zu Krankschreibungen haben sich in Deutschland insgesamt bewährt", erklärte die Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA). "Sie führen nicht zu unnötigen Arztbesuchen." In Deutschland verlangten Arbeitgeber in vielen Fällen erst ab dem vierten Tag der Krankheit eine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung. Dennoch sei es sinnvoll, dass auch bereits früher eine Krankschreibung angefordert werden dürfe - "vor allem um möglichem Missbrauch entgegenwirken zu können".

In Norwegen gibt es dem Magdeburger Arzt Herrmann zufolge sogar schon Projekte mit der Möglichkeit, sich bis zu 365 Tage selbst krank zu melden. "So weit brauchen wir nicht zu gehen, aber in überschaubarem Rahmen von einer Woche Eigenmeldung denke ich: Wir sollten uns in Deutschland trauen, das auch in Pilotprojekten auszuprobieren." Nach diesem Modell hätten die Hausärzte in Zukunft mehr Zeit, sich stärker um die Behandlung von Patienten mit langwierigeren Erkrankungen zu kümmern, die bislang auch den Hauptteil der Fehltage ausmachen.

2013 waren deutsche Arbeitnehmer im Schnitt 17,6 Tage krankgeschrieben.

afp

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