Maskenmuffel in Bus und Bahn müssen heftige Bußgelder zahlen, Prostituierte dürfen drei Monate nicht arbeiten, große Fußballstadien bleiben aufgrund des Coronavirus leer. Doch Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher und Innensenator Andy Grote (beide SPD) genießen ein Fußballspiel im Stadion – ohne Anti-Coronavirus-Maske und ohne Abstand, dafür bei viel Spaß und kühlen Getränken.
- Bürgermeister Peter Tschentscher* und Innensenator Andy Grote* gehen ins Stadion.
- Für die Aktion in Hamburg*-Stellingen ernten sie mal wieder einen Shitstorm.
- Vorwürfe: zu wenig Abstand und keine Masken.
Hamburg – Nächster Skandal um Hamburgs „Party-Politiker“. Am Samstag, 22. August 2020, lassen Bürgermeister Peter Tschentscher und Innen- und Sportsenator Andy Grote es sich nicht nehmen, das Oberliga-Spiel „Eintracht Norderstedt gegen TSV Sasel“ live zu verfolgen. Dafür zieht es die SPD-Männer sogar ins Stadion nach Stellingen.
Erster Bürgermeister: | Peter Tschentscher |
Geboren: | 20. Januar 1966 (Alter 54 Jahre), Bremen |
Ehepartnerin: | Eva-Maria Tschentscher (verh. 1998) |
Partei: | Sozialdemokratische Partei Deutschlands |
Amt: | Bürgermeister von Hamburg seit 2018 |
Ausbildung: | Universität Hamburg (1995), Universität Hamburg |
Dicht an dicht tummeln sie sich nebst anderen Zuschauern auf der Tribüne – natürlich alles ohne Masken! Während die Tribünen bei großen Vereinen wie dem FC St.-Pauli* oder dem Hamburger Sportverein (HSV*) leer bleiben, werden Hamburgs Oberligisten von der politischen Elite der Hansestadt höchstpersönlich angefeuert.
Coronavirus-Verstoß im Fußballstadion? Hamburger Bürgermeister Peter Tschentscher erntet Shitstorm auf Twitter und Faceb
Wütende Bürger machen ihrem Ärger über Peter Tschentscher und Andy Grote auf Twitter Luft: „Mich würde mal interessieren, warum Sie da den Mindestabstand nicht eingehalten haben und auch keine Maske tragen. Muss das nur der Pöbel?“ Ein anderer schreibt: „Es scheint doch einen Weg zu geben beim Finale des HamburgerFB-Pokals zuzuschauen. Allerdings haben die Teilnehmer*innen der blockierten #6MonateNachHanau-Demo am #HH1908 ihren Mund-Nasen-Schutz aufgesetzt, wenn sie sich so nahe gekommen sind wie die beiden obersten Verhinderer hier im Bild.“
Auch auf Facebook kochen die Emotionen hoch: „Hamburger Vorzeige-Heuchler! Beim Hamburger Fußball-Pokal-Finale (...) saßen Hamburger Bürgermeister Peter Tschentscher und Hamburger Innensenator Andy Grote live im Stadion, (…), das für die Allgemeinheit gesperrt war“, wütet ein Nutzer in einem öffentlichen Posting. Er holt aus: „Unsere Hamburger Spitzenpolitiker hielten den Sicherheitsabstand natürlich nicht ein und sie trugen natürlich keine Mundschutzmasken! Dafür stehen beide an vorderster Front, wenn es gilt, horrende Bußgelder an Normal-Bürger zu verteilen, die gegen die Mundschutz- und Abstands-Verordnung verstoßen! Ich kotze!“ Für das Statement erntet der Facebook-Nutzer viel Zuspruch. Der Tenor in den Kommentaren ist einheitlich und richtet sich ebenfalls gegen die SPD-Männer. Indes werden auf Geheiß von Tschentscher und Grote in Hamburg Maskenmuffel zur Kasse gebeten, wie 24hamburg.de berichtet.
Der #HamburgPokal unter besonderen Bedingungen: Ich gratuliere Eintracht Norderstedt zum gewonnenen Endspiel und zur Qualifikation für den DFB-Pokal! pic.twitter.com/wXa4Upp0J2
— Peter Tschentscher (@TschenPe) August 22, 2020
Coronavirus-Skandal: Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher postet Foto von der Fußball-Stadion-Tribüne auf Twitter
Peter Tschentscher selbst postet auch noch ein Foto von sich auf der Tribüne und schreibt dazu: „Der #HamburgPokal unter besonderen Bedingungen: Ich gratuliere Eintracht Norderstedt zum gewonnenen Endspiel und zur Qualifikation für den DFB-Pokal!“ Fraglich bleibt, welche „besonderen Bedingungen“ der Bürgermeister hier meint. Denn die Aufnahmen machen nicht den Anschein, dass 1,5 Meter Abstand gehalten werden. Lediglich einen Sitz lassen Tschentscher und die anderen Fans auf der Tribüne frei. Zudem trägt auf dem Bild niemand eine Maske. Im Gegenteil: Peter Tschentscher hält seinen Mund-Nasen-Schutz mit einem leeren Getränkebecher lässig in der rechten Hand, als er in die Kamera grinst. Sympathisch? Ja. Vorbildlich? Eher nicht.
Coronavirus-Skandal um Peter Tschentscher und Andy Grote – kurz vor Verlängerung der strengen Corona-Verordnung
Immerhin hat der Hamburger Senat* gerade erst die strenge Corona-Verordnung um drei Monate verlängert. Maskensündern in den Bus- und Bahnlinien des Hamburger Verkehrsverband (HVV*) droht also weiterhin ein dickes Bußgeld, Großveranstaltungen sind immer noch tabu. Und: 24hamburg.de erfuhr, dass auch die Prostitution etwa auf der Reeperbahn* weiterhin still steht. Ob der Besuch im Fußballstadion Andy Grote und Peter Tschentscher in diesen Zeiten gut zu Gesicht steht? Immerhin standen die beiden doch gerade erst in der Kritik, nachdem Andy Grote im Juni 2020 anlässlich seiner Wiederwahl in den Senat eine deftige Corona-Party am Hamburger Hafen* mit rund 30 Gästen feierte, Peter Tschentscher ihn danach auch noch in Schutz nahm und die Opposition den Rücktritt Grotes forderte. Jetzt also erneuter Zündstoff – diesmal aus dem Stadion.
Coronavirus-Skandal um Hamburger Spitzenpolitiker Peter Tschentscher und Andy Grote: Senat weist Schuld von sich
Wie 24hamburg.de auf Nachfrage erfuhr, sei im Stadion alles nach Vorschrift gelaufen. „Die wenigen zugelassenen Personen auf der Besuchertribüne wurden nach Auskunft des Hygienebeauftragten des Veranstalters in Gruppen à zehn Personen angeordnet und zwischen Personen, die nicht in einem Haushalt leben, wurde zusätzlich ein Platz freigelassen. Damit orientiert sich der genehmigte Hygieneplan zum einen an der generell an öffentlichen Orten in Hamburg geltenden Vorschrift, dass sich nur bis zu zehn Personen in Gruppen treffen dürfen.
Zum anderen geht er mit dem zusätzlichen freien Platz über die Grundregel hinaus. Die Maskenpflicht galt abseits des Sitzplatzes - und wurde nur in kurzen Situationen für die Medienarbeit unterbrochen. Dabei wurde die Abstandsregel eingehalten“, ist sich Senatssprecher Marcel Schweitzer sicher. Und was sagt der Senat zum Shitstorm auf Twitter und Facebook? Marcel Schweitzer: „Die Aufregung im Internet möchte ich nicht kommentieren.“ Die ganze Situation war für Peter Tschentscher also so entspannt wie ein Ausflug im Hamburger Wald – denn Tschentscher will Hamburgs Bäume retten* und setzt dabei vielleicht auf eine asiatische Superwaffe. *24hamburg.de ist Teil des Ippen-Digital-Netzwerkes.