Geld vermehren: Persönlichkeit entscheidet über richtige Anlagestrategie

Nicht nur das Wissen für die Finanzmärkte ist entschieden dafür, wie man sein Geld investiert. Auch die eigene Persönlichkeit hat einen großen Einfluss.

Im Ruhestand unbeschwert leben. Das ist wohl der Traum eines jeden Arbeitnehmers. Dafür gibt es schließlich die Rente. Doch anders als vom ehemaligen Bundesarbeitsminister Norbert Blüm versprochen, ist dieses alles andere als sicher. Wer fürs Alter vorsorgen will, sollte daher auch in Aktien und Co. investieren. Dabei spielt jedoch nicht nur das Wissen über Finanzthemen eine wichtige Rolle, sondern auch unsere Psyche und Persönlichkeit.

Psyche ist bei Anlageentscheidungen ausschlaggebend

Insbesondere die Psyche spielt bei Anlageentscheidungen eine wichtige Rolle. Denn oft handeln wir bei finanziellen Entscheidungen unbewusst oder gar irrational. Das lässt sich beispielsweise am „Ankereffekt“ festmachen, wie die Welt schreibt. Fällt der Wert einer gekauften Aktie von 100 auf 50 Euro, wird sie als günstig wahrgenommen, obwohl sie immer noch zu teuer sein kann. Denn der Einstandswert dient als Anker für unsere Sicht. Die Versuchung nachzukaufen kann dann groß sein.

Es kann jedoch auch der gegenteilige Effekt eintreten. Der Kauf wird sofort bereut und man verfällt in eine Starre. Um weitere Enttäuschungen zu vermeiden, tut man dann gar nichts mehr. Dadurch wird aber auch eine Chance auf Erfolg ziehen gelassen. Verhaltensökonomen sprechen in diesem Fall von „Regret Aversion“ also eine „Abneigung vor dem Bereuen“.

Persönlichkeitsprofil beeinflusst, wie Menschen Geld anlegen

Statt stets die richtige und sinnvollste Entscheidung zu treffen, ist der Mensch in Wirtschafts- und Finanzfragen von Emotionen gesteuert. In welchem Maße man beim Geld anlegen in diese Pyschofallen tappt, ist dabei höchst unterschiedlich, wie die drei Ökonomen Zhengyang Jiang, Cameron Peng und Hongjun Yan festgestellt haben. Dazu haben sie mittels eines Fragebogens Persönlichkeitsprofile von rund 3.300 Freiwilligen erstellt.

Entscheidend sind dabei letztlich zwei Persönlichkeitsmerkmale: Neurotizismus (Emotionskontrolle) und Aufgeschlossenheit. „Anleger mit stark ausgeprägtem Neurotizismus sind pessimistischer in Bezug auf durchschnittliche zukünftige Aktienrenditen und ordnen einem Crash eine höhere Wahrscheinlichkeit zu. Sie sind zudem pessimistischer in Bezug auf das künftige wirtschaftliche Wachstum und erwarten eine höhere Inflation“, betonen die drei Wissenschaftler in ihrer Studie.

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Das ist an sich wenig überraschend, denn Neurotizismus heißt, dass ein Mensch überdurchschnittlich ängstlich handelt. Es ist somit naheliegend, dass er pessimistischer ist. Doch die Forscher haben auch festgestellt, dass die Menschen seltener in Aktien investieren. Zudem neigen sie zu Herdenverhalten und kopieren oft die Investmentstrategien ihrer Umgebung.

Aufgeschlossene Menschen gehen bei finanziellen Entscheidungen eher Riskien ein

Ähnlich sieht es bei Menschen mit geringer Aufgeschlossenheit aus. Diese scheuen vor allem das mit der Investition verbundene Risiko. Im Gegensatz dazu sind Personen mit einer besonders stark ausgeprägten Aufgeschlossenheit eher bereit, das Risiko einzugehen. Mit diesen Ausprägungen lässt sich also erklären, warum manche Menschen mehr oder weniger in Aktien investieren oder warum sie risikobereiter beziehungsweise konservativer anlegen. Andere Persönlichkeitsmerkmale, wie Gewissenhaftigkeit, Extrovertiertheit und soziale Verträglichkeit, haben keinen messbaren Einfluss auf das Anlageverhalten.

„Das passt alles sehr gut zusammen“, sagt Hanno Beck, Professor an der Hochschule Pforzheim und Experte für Behavioral Finance, der Welt. Die Erkenntnisse sollten den Anlegern als Anregung dienen. „Das Wichtigste ist, dass jeder auf Basis dieser Erkenntnisse anfängt, über sich selbst nachzudenken, sich selbst zu hinterfragen.“ Dazu sollte man zunächst mittels eines Persönlichkeitstests im Internet ermitteln, welche der fünf Persönlichkeitsmerkmale wie stark ausgeprägt sind.

Experte rät dazu, nicht zu viel zu riskieren

Ist die Ausprägung im Bereich Neurotizismus besonders stark oder die Offenheit sehr gering, besteht die Gefahr zu konservativ anzulegen und so Chancen zu verpassen. Umgekehrt besteht die Bedrohung, zu hohe Risiken einzugehen. Beck rät daher: „Diese Menschen sollten versuchen, sich zu bremsen.“

Grundsätzlich sei das möglich, auch wenn damit ebenfalls ein tiefes Bedauern einhergehe, wenn man Gewinne verpasst. Allerdings sei dies emotional eher verkraftbar, als das umgekehrte Szenario für eine weniger offene oder ängstlichere Person. „Das hätte wahrscheinlich zur Folge, dass er überhaupt nicht mehr in Aktien investiert“, betont Pforzheimer Professor. Diese sollten daher eher bei ihrem konservativen Anlagestil bleiben. Doch auch eine zweigleisige Anlagestrategie ist möglich. So könnt ein Teil des Geldes in einem mechanisches Kernportfolio investiert werden. Den anderen Teil könnte man je nach Neigung auf dem Tagesgeldkonto parken oder damit spekulieren. Und auch mit der 50-30-30-Regel lässt sich ganz ohne Stress und Aktien ein Vermögen aufbauen.

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