Auch wenn die Volksabstimmung über die Rundfunkgebühr in der Schweiz gescheitert ist, stehen die Öffentlich-Rechtlichen unter enormen Druck – und heftig in der Kritik.
Die Öffentlich-Rechtlichen in Deutschland müssen spürbar aufgeatmet haben, als die Abstimmung über die Lage der Rundfunkgebühren in der Schweiz bekannt gegeben wurde. Schließlich hat die Mehrheit der Bevölkerung dort gegen die Abschaffung gestimmt.
Doch das bedeutet nicht, dass ARD, ZDF und Deutschlandradio damit aus dem Schneider sind, findet der Journalist Daniel Wirsching. Seiner Meinung nach habe sich der Druck, der auf den Öffentlich-Rechtlichen lastet, nicht verringert. Im Gegenteil.
Nach Schweizer Abstimmung über Rundfunkgebühr - Journalist fordert Umdenken bei ARD & Co.
Dass wohl ab 2021 eine Beitragserhöhung von bis zu zwei Euro pro Monat auf uns zukommt, soll laut Heinz Fischer-Heidlberger, Vorsitzender der unabhängigen Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs der Rundfunkanstalten (KEF) nicht von der Hand zu weisen sein. Zum Vergleich: Aktuell beläuft sich der Rundfunkbeitrag auf 17,50 Euro pro Monat für deutsche Haushalte.
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Das wird allerdings viele Deutsche verärgern – schließlich sind sie nicht einverstanden damit, dass sie für ein Programm zahlen, wenn sie es weder nutzen noch Fernseher, PC oder ähnliches besitzen. Laut dem Journalist der Augsburger Allgemeine sollen etwa 40 Prozent der Befragten für die Abschaffung der Rundfunkgebühren sein, nur knapp 55 Prozent sind dagegen. Noch.
Schließlich werden Rufe immer lauter, die nach Reformen schreien. Während der aktuelle ARD-Chef Ulrich Wilhelm sich kürzlich in einem Interview mit der deutschen Presse-Agentur rechtfertigte, dass bereits zahlreiche Einsparungen getroffen worden seien, besonders was das Personal und die Technik angeht, glaubt die KEF, dass da noch mehr geht.
Doch der ARD-Chef konterte mit dem Argument: "Ohne einen höheren Rundfunkbeitrag ab 2021 kommen wir am gewaltigen Kürzen der Programme nicht vorbei", erklärte er. Das bedeutet konkret: mehr Beitrag, bessere Programmqualität.
"Weniger ist mehr" - so sollen die Reformen der Öffentlich-Rechtlichen aussehen
Der Generaldirektor der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft (SRG), Gilles Marchand, hat dagegen bereits weitreichende Reformen trotz des positiven Abstimmungsergebnisses angekündigt. Er habe sogar schon konkrete Pläne bezüglich Einsparungen, Verzicht auf Werbeblöcke sowie die Fokussierung auf informelle und erklärende Inhalte anstatt auf Quoten.
Genau das wünscht sich auch Daniel Wirsching von ARD & Co. Er fordert getreu dem Motto "Weniger ist mehr“: "Weniger Sender, weniger 'Tatort'-Folgen, weniger 'Tagesthemen'-Kommentare. Und das sind nur drei kleine Beispiele". So passen für den Journalisten teure Sportsendungen, Daily Soaps und Quizsendungen nicht zu einem unumgänglichen Bildungsauftrag, dem sich die Öffentlich-Rechtlichen verschrieben haben.
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jp