Hellwege. Glyphosatfunde in deutschen Biermarken – aber um gefährliche Werte zu erreichen müssten Freunde des Gerstensaftes um die 1.000 Liter täglich trinken. „Dieser Fall symbolisiert, wie auch über die Landwirtschaft diskutiert wird und Themen ausgeschlachtet werden“, sagte Jörn Ehlers, Vorsitzender des Landvolks Rotenburg-Verden. Anlass war die Jahreshauptversammlung des Verbandes im Gasthof Prüser in Hellwege.
Preispolitik, Antibiotika-Einsätze in Ställen, mangelndes Verständnis auf Seiten der Verbraucher – es gab einige Themen, die die Agrarier im vergangenen Jahr bewegt hatten und es immer noch tun: „Wir Landwirte haben das Gefühl, unter ständiger Beobachtung zu stehen – und das negativ“, kritisierte Ehlers. Oft würde dabei nur mit Schlagworten gearbeitet.
Gemischte Töne, diesmal allerdings in Richtung der Landwirte, schlug der Gastreferent des Tages ein: Wiard Siebels, Sprecher der SPD-Landtagsfraktion für Landwirtschaft. Er betonte, dass es keine Fraktion im Landtag gebe, die nicht wolle, dass Niedersachsen das Agrarland Nummer Eins ist. „Aber wie – das ist nun mal unteschiedlich.“ Es ginge darum, beispielsweise bei der Praxis, männliche Küken zu schreddern, Fehlentwicklungen einzuräumen. Dabei sollte man nicht immer Akzeptanz empfangen wollen, sondern auch selber geben, so Siebels. „Um die Akzeptanz für die Tierhaltung zu erhalten, sollte in Sachen Tierwohl Einigkeit bestehen.“
Siebels sprach auch das Thema Wolf an, sah aber in der Aufnahme des Tieres in das Jagdrecht im Moment keine Lösung. „Wir reden eher über den Schutz der Nutztiere und Entschädigungen für die Halter, die Vergrämung sowie die Entnahme verhaltensauffälliger Wölfe“, so Siebels. Er hoffe, dass man in den kommenden Wochen über Parteigrenzen hinweg zu einer klaren Linie komme.
Ein weiteres Thema, dass die Landwirtschaft derzeit beschäftigt, ist die wirtschaftliche Situation in den Betrieben. „Patentrezepte gibt es nicht“, so Ehlers. „Wichtig ist bei einer Produktion auf hohem Niveau nicht am falschen Ende zu sparen. Es kann nicht sein, dass die Tiere leiden.“ Eine Betriebsaufgabe nütze niemandem, man dürfe aber auch nicht auf die Kollegen, die diesen Weg eingeschlagen hätten, mit dem Finger zeigen. „Stattdessen sollten wir Unterstützung einfordern – beispielsweise bei Banken und Verwaltungen“, bemerkte Ehlers. Behörden setzten Auflagen derzeit viel zu schnell um. „Einiges muss ja auch. Aber alles mit Augenmaß“, so der Landvolk-Vorsitzende.
Auch Geschäftsführer Carsten Hipp ging in seinem Jahresbericht auf Punkte ein, die die Landwirte im vergangenen Jahr bewegt hatten, darunter auch den Moorschutz im Landesraumordnungsprogramm. Aber auch der „Gegenwind“ bei Stallbauten – besonders in Bezug auf die Geruchsimmissionsrichtlinie, „die eine Innenentwicklung einiger Ortschaften nicht möglich macht“, so Hipp.
Eine Auszeichnung vergab das Landvolk an ein Quartett von vier Schülerinnen einer Walsroder Schule. Hannah Henze, Louisa Ernst, Annika Wilson und Laura Hüneke hatten sich im Rahmen eines Schulprojektes der Frage nach dem Strukturwandel in der Landwirtschaft und dem Höfesterben angenommen und darüber einen Film gedreht. „Bei Landwirtschaft steckt mehr dahinter, als bloß Kühe füttern“, so Hüneke, die aus den Händen der stellvertretenden Vorsitzenden Friederike Schloh eine kleine Anerkennung entgegen nahm.