Verden - Von Volkmar Koy. Es gab zwar kein großes Hallo vor der Rathaustür, aber überraschte Zwischentöne waren schon zu vernehmen. Ulla Schobert von den Grünen, gerade aus dem Rat der Stadt Verden verabschiedet, traf vor dem Sitzungssaal Andreas Schreiber, in jenen Minuten gestern Abend vom Ratsgremium einstimmig zum neuen Ersten Stadtrat gewählt. Erinnerungen wurden ausgetauscht, denn Ulla Schobert war bereits Mitglied des Rates, als Schreiber gerade seine Ausbildung zum Verwaltungsfachangestellten bei der Stadt Verden absolviert hatte.
Die Stelle musste ausgeschrieben werden, weil der bisherige Kämmerer Wolfgang Leseberg am 31. Januar 2016 in den Ruhestand geht. Die Aufgabe als allgemeiner Stellvertreter von Bürgermeister Lutz Brockmann wurde folglich in Form einer Position des Ersten Stadtrats/Erste Stadträtin im April öffentlich ausgeschrieben. 49 Bewerbungen aus dem ganzen Bundesgebiet waren eingegangen. In einem strukturierten Auswahlverfahren hatte sich ein Teil der Bewerber dem Verwaltungsausschuss vorgestellt. „Das ist eine Vertrauensstellung, denn es wird ja mein Vertreter gesucht“, sagte Brockmann gestern zur Bedeutung der Stelle.
Bevor es zur Wahl kam, stellte sich Andreas Schreiber den Kommunalpolitikern vor. Nach den beruflichen Stationen von 1983 bis 1991 bei der Stadt Verden suchte Schreiber das „Weite“ und landete in der Kämmerei der Samtgemeinde Bruchhausen-Vilsen. Dort kletterte der 52-Jährige (verheiratet, zwei Kinder, eine Tochter, ein Sohn) auf der Kariereleiter hinauf, wurde stellvertretender Kämmerer und konnte 1998 Fachbereichsleiter für den Bereich „Finanzen und Bürgerservice“ werden. Im Jahre 2000 wurde Schreiber zum stellvertretenden Gemeindedirektor des Fleckens Bruchhausen-Vilsen ernannt. Und dann kam die besagte Stellenausschreibung Verdens. „Da hat es gefunkt“, bekannte Schreiber gestern vor dem Rat. Ihm sei es damals schwer gefallen, aus Verden wegzugehen, nun könne er etwas von dem zurückgeben, was er im Rathaus der Reiterstadt gelernt habe. Mit seiner Familie werde er in Bruchhausen-Vilsen wohnen bleiben, sagte der frisch gewählte Erste Stadtrat. Das sei aber kein Problem, in 20 Minuten sei er in Verden. Auf seine künftigen Herausforderungen angesprochen, betonte Schreiber, dass Verden über eine ausgesprochen gute Haushaltslage verfüge: „Darauf kann man aufbauen.“ Ferner freue er sich auf neue Aufgaben im Bereich des Klimaschutzes, der in seinem künftigen Fachbereich angesiedelt sei. Ohne Gegenstimmen wählte der Rat in offener Abstimmung Schreiber zum Ersten Stadtrat und zwar für eine Amtszeit von acht Jahren unter Berufung ins Beamtenverhältnis auf Zeit.