Anja Buschmann initiiert neue Selbsthilfegruppe in Rotenburg - Von Nina Baucke

Raum für Sterneneltern

Anja Buschmann von der Selbsthilfekontaktstelle der Caritas will Sterneneltern mit einer neuen Selbsthilfegruppe Raum zum Trauern schaffen. Foto: Nina Baucke
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Rotenburg. Wenn das Leben endet, bevor es richtig begonnen hat – wie lässt sich der Trauer einen Raum geben? Immer wieder melden sich Eltern von Sternenkindern, also Kinder, die vor, während oder kurz nach der Geburt sterben, bei Anja Buschmann. Die 30-Jährige arbeitet bei der Selbsthilfekontaktstelle des Caritasverbands für die Landkreise Stade und Rotenburg. Sie stellt bei verschiedenen Anliegen den Kontakt zu jeweils passenden Selbsthilfegruppen her. Doch im Fall der Sternenkinder musste sie bislang passen, eine entsprechende Gruppe für die Eltern gibt es nicht. Das soll sich nun ändern.

„Denn der Bedarf ist offensichtlich da – und das im ganzen Landkreis“, sagt Buschmann. Zwar lassen sich zu diesem Thema unter anderem in dem Netzwerk Facebook einige Seiten finden, „aber es ist noch etwas ganz anderes, jemandem gegenüber zu sitzen“. Sie plant für Donnerstag, 23. Februar, ein erstes Treffen für Interessierte in Rotenburg. Starthilfe kommt an dem Abend von Kerstin Flato und Stefanie Gebers: Beide sind selbst Sternenmütter und Initiatorinnen einer Selbsthilfegruppe in Achim und bieten damit trauernden Eltern ein Forum.

Das hofft Buschmann auch für die Veranstaltung in Rotenburg: „Im Idealfall findet sich gleich jemand, der eine solche Gruppe ins Leben ruft und leitet, ansonsten ist das Treffen immerhin eine kleine Möglichkeit für Betroffene, sich auszutauschen.“

Das Rathaus als Veranstaltungsort ist dabei nicht willkürlich gewählt: „Ein Gemeindehaus wäre für den ein oder anderen wieder eine Hemmschwelle gewesen. Dabei soll die Konfession bei dieser Selbsthilfegruppe keine Rolle spielen“, so Buschmann. Das gilt auch dafür, wie lange der Verlust des Kindes bereits her ist, das Angebot soll sich darüber hinaus nicht nur an die Eltern richten, sondern ebenso an Großeltern, Freunde und Verwandte, die den Trauernden beistehen wollen.

„Viele Sterneneltern verlieren den Glauben an sich, an die Familie. Angehörige und Freunde wollen es nicht böse meinen, aber dann fallen doch mal Sätze wie ,Du kannst ja noch andere Kinder haben‘ oder ,Es war doch noch sehr klein‘. Auch Ratschläge können Schläge sein“, erklärt Buschmann. „Und eine Selbsthilfegruppe kann da Verständnis wecken für so eine Ausnahmesituation. Außerdem haben Betroffene auf diesem Weg eine Möglichkeit, sich mit anderen Sterneneltern zu vernetzen.“

Wie eine mögliche Gruppe ihr „Innenleben“ gestaltet, ist ganz allein den Leitern und Teilnehmern überlassen – „egal, ob es darum geht, einfach nur miteinander zu reden, zuzuhören, Bücher zu besprechen, Referenten einzuladen oder gemeinsam etwas zu unternehmen“, erklärt Buschmann. „Die Gruppen haben alle Freiheiten und können kreativ sein.“

Buschmanns Aufgabe ist es, die Teilnehmer zu unterstützen, wenn es beispielsweise darum geht, einen Versammlungsraum zu finden. Auch was die Förderung einzelner Projekte sowie Vortragsveranstaltungen betrifft, oder auch, wenn es um eine Pauschalförderung für Raummiete und Flyer geht, steht Buschmann den Selbsthilfegruppen zur Seite. Sie berät, wo sich Anträge stellen lassen und vermittelt Ansprechpartner.

Bei dem Treffen in Rotenburg wird sie zunächst zum Thema Selbsthilfegruppen referieren. „Die Gruppen haben nämlich immer noch das Jammern-im-Stuhlkreis-Image“, sagt Buschmann. „Dabei erlebe ich immer wieder Runden, die sehr optimistischen Eindruck machen. Natürlich fließen mal Tränen, aber es wird auch gelacht.“ Ihr liegt das Thema Sternenkinder besonders am Herzen, sie hofft, dass aus dem Treffen eine Initialzündung wird: „Wenn aus diesem Testflug etwas entsteht, wäre das schon sehr schön.“

Das Treffen am Donnerstag, 23. Februar, beginnt um 19 Uhr im Rotenburger Rathaus. Mehr Informationen gibt es bei Anja Buschmann und der Selbsthilfekontaktstelle der Caritas telefonisch unter 04261/8518239 sowie per E-Mail an ziss-rotenburg@caritas-stade.de. Eine Anmeldung für den Abend ist nicht nötig.

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