TOM KREIB

Schlimme Randale im Wald

Nils Hoffmann, Vorsitzender der Forst-Interessenten-Gemeinschaft Rotenburg, ist fassungslos: Unbekannte haben Bäume gefällt und Böller im Wald explodieren lassen. © kreib

Unbekannte fällen Bäume und zünden Böller

Hemsbünde – Nils Hoffmann ist wütend und traurig zugleich. Und vor allem fassungslos. „Das ist ein Verbrechen an der Natur.“ Der Vorsitzende der Forst-Interessenten-Gemeinschaft Rotenburg steht in einem Gehölz am Waldweg Wasserfuhren. Bäume sind dort mutwillig gefällt oder mit der Axt angeschlagen worden. Müll liegt herum, sogar abgefackelte Reste vom Böllern sind in einem Umkreis von rund 30 Metern zu finden. Zwei der gefällten Bäume haben die bislang unbekannten Naturfrevler zu einer Art Hindernis zusammengebunden. „Der rein materielle Schaden liegt bei rund 4 000 Euro“, sagt Hoffmann.

Was für ihn aber schwerer wiegt, ist der Schaden für die Natur. „Alle reden von Naturschutz und dann passiert so ein Umweltfrevel.“ Die neun gefällten Bäume, überwiegend Douglasien, hätten noch viele Jahrzehnte Leben vor sich gehabt. „Die speichern jetzt kein Kohlendioxid mehr.“ Die Interessentengemeinschaft Forst betreibt seit vielen Jahren den Waldumbau. Aus Monokulturen mit Fichten werden Mischwälder. Die Douglasien sind dabei die Bäume, unten den die neuen Laubbäume langsam wachsen sollen. Hoffmann greift in ein kleines Loch im Boden. Dort haben die unbekannten Randalierer einen Teil ihres Plastikmülls vergraben. Doch weitaus schlimmer sind die kleinen Plastikteilchen, die überall auf dem Boden herumliegen. „Daran können Rehe und vor allem Kitze sterben. Sie verhungern“, sagt der Vorsitzende der Interessentengemeinschaft. Der Grund: Rehwild gehört zu den Wiederkäuern. Sind die Plastikteile einmal im Magen, werden die Tiere den menschengemachten Müll nicht mehr los. Je mehr Plastik sie fressen, desto weniger Futter können sie aufnehmen. Ihnen droht der Hungertod. „Das nehmen die Unbekannten in Kauf.“ Das ist nicht einmal der Gipfel des Naturfrevels, der sich in den vergangenen Tagen ereignet hat. Nils Hofmann zeigt auf Reste von Knallern oder Böllern. Die wurden im Wald gezündet, eine Getränkedose weist neben Brandspuren auch so etwas wie ein Einschussloch auf. „Nicht auszudenken, wenn es trockener gewesen wäre“, so der Waldexperte und Jäger. Unterm Strich erfülle diese Anhäufung von Umweltzerstörung ganz klar einen Straftatbestand. Die Polizei ist eingeschaltet worden und ermittelt, so Hoffmann. Auch in der Nähe sei an einem Ansitz randaliert worden. Am Sonntag ist das Desaster einer Spaziergängerin aufgefallen, die sofort die Jägerschaft informiert habe. Der Vorsitzende der Waldbesitzer ist optimistisch, dass der oder die Täter in diesem Fall gefasst werden. Um einen Ermittlungserfolg der Polizei nicht zu gefährden, werde er daher noch nicht alle Details öffentlich machen. Außer dem Warten auf einen baldigen Fahndungserfolg gibt es für die Mitglieder der Forst-Interessentengemeinschaft jetzt viel zu tun. Der ganze Müll, vor allem die kleinen und fürs Rehwild gefährlichen Plastikteile, müssen mühsam von Hand eingesammelt und aus dem Wald geschafft werden. „Eigentlich ist es so schön hier“, sagt Nils Hoffmann, während er auf dem Waldweg steht und den Blick durch die lichten Baumreihen schweifen lässt. Dass Menschen, die so üble Randale im Wald veranstalten, mit mahnenden Worten erreicht werden, glaubt er angesichts der Schäden nicht. An alle anderen richtet sich sein Appell: „Bitte bleiben Sie auf den Wegen!“ Wer jenseits der offiziellen Strecken unterwegs ist, zerstöre dadurch Pflanzen und erschrecke oder verscheuche das Wild.