Bothel. Mehr als 200 Gefällt-mir-Klicks, mehr als 400 mal geteilt – und etliche Kommentare, die von „Super Idee!“ bis „Toll, dass es Menschen wie dich gibt!“ reichen: Als Dominique Sachs am 17. November ein Bild ihres Pferdes und einen Text dazu im Netzwerk Facebook postet, ahnt sie noch nicht, welche Resonanz sie kurz darauf bekommen wird. „Das ist unglaublich“, sagt die Bothelerin nun, völlig überwältigt. „Damit hätte ich nicht gerechnet.“
„Verschenke zu Weihnachten Zeit mit meinem Pferd“ lautete der Post in dem Sozialen Netzwerk. Die Idee dahinter: Sachs will einem Kind ermöglichen, ein paar Stunden mit einem Pferd zu verbringen. Gemeinsam putzen, Zöpfchen flechten, spazieren gehen, ein bisschen reiten – und das für Kinder, deren Familien sich Dinge wie Reitstunden oder Ponyhofferien nicht leisten können, oder die der Kontakt zu einem Tier eine große Belastung im Alltag ein wenig vergessen lässt. „Dass sie einen Tag lang mal an etwas anderes denken können“, sagt die 42-Jährige mit fester Stimme.
Auf die Idee zu der Aktion ist sie gekommen, als sie einen ähnlichen Facebookbeitrag bei einem Bekannten aus Mitteldeutschland sieht. „Ich fand' das total klasse und wollte das auch anbieten, um einem Kind eine Freude zu machen.“ Bisher sind etwa zehn Bewerbungen bei ihr eingetrudelt, und das nicht nur aus Bothel, sondern auch aus Hemsbünde, Rotenburg und Zeven, alles über Facebook. Es sind vor allem Eltern und enge Angehörige, die sich bei Dominique Sachs melden. Ende der kommenden Woche will sie sich für einen Bewerber entscheiden. Dann steht auch fest, mit welchem ihrer Huftiere ihr kleiner Gast den Tag verbringt – je nach Alter und Körpergröße. Denn auf einer Koppel am Dorfrand stehen derzeit vier Pferde, neben ihren eigenen ein Pflegepferd. Ganz heißer Kandidat für die Aktion bei Facebook ist Nemo, das Pony ihres sechsjährigen Sohnes Till. Denn Nemo hat nicht wenige Qualitäten: „Er kann super gut mit Kindern und ist dabei total ruhig“, erklärt die Bothelerin, die schon oft an manchmal bis zu zwei Nachmittagen die Woche etliche Kinder zu Besuch hatte, die Nemo reiten und pflegen wollten. „Ich habe mal ab und zu mit ihm Till vom Kindergarten abgeholt, sozusagen als Ponytaxi. Da stand er immer schnell im Mittelpunkt und wurde gestreichelt.“ Auch Till weiß um die Stärken seines vierbeinigen Freundes: „Er hat keine Angst vor Treckern“, lobt der Junge, der seit seinem dritten Lebensjahr reitet. Nemo, der etwa 20-jährige Hengst mit dem rotbraunen Fell, ist seit 15 Jahren bei Dominique Sachs. „Früher war er sehr ängstlich“, erinnert sich Dominique Sachs. Mit den Jahren allerdings hat er sich zu einem ausgeglichenen Pony gemausert, mit dem Sachs' Tochter auch schon bei Mounted-Games-Turnieren angetreten ist. „Das alles brauchte viel Geduld und Vertrauen“, davon ist die Bothelerin überzeugt. „Denn das überträgt sich vom Reiter auf das Pony.“ Sie selbst ist Freizeitreiterin. „Das ist immer wie ein Kurzurlaub“, sagt die dreifache Mutter, die in einem Sekretariat im Rotenburger Diakonieklinikum arbeitet. Schon als Kind ist sie viel geritten. „Dabei war ich früher immer in meiner eigenen Welt. Meinem Pferd konnte ich alles erzählen, das war ein Stück heile Welt für mich.“ Dieses positive Gefühl möchte sie mit ihrer Facebook-Aktion einem anderen Kind ermöglichen. „Pferde haben dieses Große, Sanfte, sie sind ein Stück weit auch Beschützer“, ist sie überzeugt. Wann der perfekte Termin für die „Zeit mit Pferd“ ist, spricht Dominique Sachs nach einer Entscheidung für ein Kind mit dessen Familie ab. „Das Wetter muss ja passen“, sagt sie. Insgeheim hofft sie auf Schnee. „Das wäre großartig, denn Nemo zieht auch kleine Rodelschlitten.“ Noch bis Ende kommender Woche nimmt Dominique Sachs über ihre Facebook-Seite Bewerbungen für ihre Aktion entgegen.